Der Weltgebetstag (WGT), die weltweite ökumenische Basisbewegung christlicher Frauen, wird in jedem Jahr am ersten Freitag im März, 6. März, in vielen Gemeinden der oldenburgischen Kirche gefeiert.
Zum WGT-Vorbereitungstreffen kamen am 17. und 18. Januar weit über 100 Frauen ins Gemeindehaus der Versöhnungskirche an der Kranbergstraße in Oldenburg. „Ein Kontinent, der uns fremd und weit weg ist, steht im Mittelpunkt unserer Vorbereitungen auf den Weltgebetstag 2020 aus Simbabwe“, so Diakonin Andrea Gärtig, Referentin für gemeindebezogene Frauenarbeit der Evangelische Frauenarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und verantwortlich für diesen wichtigen Tag. Gemeinsam mit Frauen des Teams des ökumenischer Arbeitskreises stellte sie die Gottesdienstordnung und Schwerpunkte vor.
„Wir sind bunt“, betonte Andrea Gärtig und begründete das mit den unterschiedlichen Konfessionen, Gruppengrößen, Vorbereitungszeiten in den Gemeinden. Sie lobte die Mitwirkung der neuen und wiederkehrenden Teilnehmerinnen. Der Ablauf verlief am Freitagnachmittag und Samstagvormittag einerseits gewohnt, andererseits lösten die vielen schockierenden Informationen über das Leben in Simbabwe, aus dem afrikanischen Land kommt in diesem Jahr die Gottesdienstordnung für Weltgebetstag, große Betroffenheit bei den Frauen aus.
Die Lieder aus der Gottesdienstordnung stellte Kreiskantorin Insa Meier am Piano vor und probte sie mit den Frauen bis zu dreistimmig. „Singen gehört dazu“, sind sich alle einig. „Das ist toll und gibt das Gefühl von Gemeinsamkeit mit Frauen auf der ganzen Welt.“ Nach Singen und Einführung in die Gottesdienstordnung lernten die Frauen in Workshops des Organisationsteams die Themenbereiche „Land und Leute“, „Kreative Gestaltung“, „Bibelarbeit“ und „Frauen und Religion“ kennen.
Das Leben der Frauen und Kinder in Simbabwe
Frauen aus Simbabwe haben für diesen Weltgebetstag 2020 die Gottesdienstordnung verfasst und den Bibeltext (Johannes 5) zur Heilung eines Kranken ausgelegt: „Steh auf! Nimm deine Matte und geh!“, sagt Jesus darin zu einem Kranken. In ihrem Weltgebetstags-Gottesdienst lassen uns die Simbabwerinnen erfahren: Diese Aufforderung gilt allen. Gott öffnet damit Wege zu persönlicher und gesellschaftlicher Veränderung.
Die Situation und das Leben der Menschen in dem krisengeplagten Land im südlichen Afrika ist alles andere als gut. Überteuerte Lebensmittel, Benzinpreise in unermesslichen Höhen und steigende Inflation sind für sie Alltag und nur einige der Schwierigkeiten, die sie zu bewältigen haben. Die Gründe für den Zusammenbruch der Wirtschaft sind jahrelange Korruption und Misswirtschaft und vom Internationalen Währungsfonds auferlegte, aber verfehlte Reformen. Bodenschätze könnten Simbabwe reich machen, doch davon profitiert nicht die Bevölkerung.
Andrea Gärtig drückte ihre Hochachtung vor den Frauen in Simbabwe aus, die ihr Schicksal selbst in die Hand nähmen. „Wir müssen solidarisch eintreten, denn wir sind alle miteinander verbunden und wollen miteinander leben. Die Frauen aus Simbabwe machen es uns vor.“
Weltweite ökumenische Basisbewegung christlicher Frauen
Der Weltgebetstag ist eine zentrale Veranstaltung über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg. Die Idee ist, dass ein Gebet über 24 Stunden lang um den ganzen Erdball wandert und Frauen in mehr als 120 Ländern der Welt miteinander verbindet. Gemeinsam beten und handeln, um Aufmerksamkeit auf die Frauen und Mädchen überall auf der Welt zu lenken, die in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben sollten. So wurde der Weltgebetstag in den letzten 130 Jahren zur größten Basisbewegung christlicher Frauen.
Kollekten und Spenden stärken Frauen weltweit!
Gastfreundschaft, Gebete und Erfahrungen: Beim Weltgebetstag teilen Menschen rund um den Erdball solidarisch und auf Augenhöhe miteinander. Ein wichtiges Zeichen dieser Solidarität mit Frauen und Mädchen weltweit ist die Kollekte aus den Gottesdiensten. Der Großteil der jährlichen Kollekten und Spenden aus Deutschland kommt Frauen- und Mädchenprojekten auf der ganzen Welt zugute. Seit 1975 konnte das WGT-Komitee über 6.000 Projekte in rund 150 Ländern weltweit mit ca. 69 Mio. Euro unterstützen.
Unterschriften für die Entschuldung Simbabwes
Anlässlich des Weltgebetstags 2020 aus Simbabwe sammelt das deutsche Weltgebetstagskomitee Unterschriften für die Entschuldung Simbabwes. Dadurch soll mehr Geld für medizinische Versorgung zur Verfügung stehen. Zehn Jahre lang hatte das Land nicht einmal eine eigene Währung, die Wirtschaft ist völlig zerstört. Das Land ist dramatisch hoch verschuldet. Jahrzehntelange Misswirtschaft, Korruption und vom Internationalen Währungsfonds auferlegte, aber verfehlte Reformen führten Ende der 1990er Jahre zur Zahlungsunfähigkeit. Alleine gegenüber Deutschland hat Simbabwe rund 730 Millionen Euro Schulden. „Das Land braucht einen Schuldenerlass, damit ein wirtschaftlicher Neuanfang gelingen kann und Simbabwe wieder auf die Füße kommt“, sagt Dr. Irene Tokarski, Geschäftsführerin des deutschen Weltgebetstags.
Mit einer Unterschriftenaktion fordert der Weltgebetstag von der deutschen Bundesregierung, auf einen Teil der Rückzahlung zu verzichten. Unterschreiben können Unterstützende bis 30. April bei Veranstaltungen und Gottesdiensten zum Weltgebetstag am 6. März oder online.
Die entsprechende Pressemitteilung zu der WGT-Unterschriftenaktion zum Thema „Schulden in Gesundheit umwandeln“ sowie die Unterschriftenliste gibt es im Internet unter: www.weltgebetstag.de/aktionen/gesundheit-statt-schulden/
„Den Weltgebetstag zukunftsfähig aufstellen“
Andrea Gärtig gehört dem WGT-Komitee an, das mit der Planung im frühen Sommer für das Folgejahr beginnt. Anschließend wird in kleiner Gruppe und dann im ökumenischen Kreis der wichtige Tag in den Gemeinden der oldenburgischen Kirche erarbeitet. Je zwei Veranstaltungen finden in Oldenburg und eine in Sande statt. Im Süden des Oldenburger Landes übernimmt die kath. Kirche die Vorbereitung.
„Der Weltgebetstag ist eine wichtige Organisation. Aus Deutschland werden zwischen 50 und 70 Projekte verantwortet, mit Schwerpunkten, die weltweit Frauen und Kinder stärken sollen.“ Dieser Ansatz sei viel zu wenig im Blick und nicht ausreichend bekannt“, kritisiert Gärtig. „Es ist so wichtig, den Weltgebetstag zukunftsfähig aufzustellen. Besonders jüngere Frauen sollten gewonnen werden, mitzumachen.“
Für Andrea Gärtig geht es nicht nur um einen schönen Gottesdienst, sondern darum, den entscheidungspolitischen Schwerpunkt in den Fokus zu rücken. „Der WGT ist ein spendengeführtes System. Das Geld, das in den Kollekten zusammenkommt, geht zum größten Teil in die Projekte. In jedem Jahr wird über die Projekte entschieden, die Ziele und Finanzierungskonzepte ausgewählt und überprüft. Vor Ort gibt es Kooperations-Organisationen, die prüfend tätig sind. Der WGT ist ein dynamisches System, hat eine bestimmte Ordnung und ist weltumspannend.“
Ein Beitrag von Bärbel Romey.