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In einem mit mehr als 150 Teilnehmenden gut besuchten Forum beschäftigte sich der Zukunftskongress der oldenburgischen Kirche mit der Frage des Nebeneinanders von Hauptamt und Ehrenamt in der Kirche. Dieses Thema wird allgemein, nicht nur in der Veranstaltung selbst, als eines der allerwichtigsten für die nächsten Jahrzehnte angesehen.

 

Zu Beginn stellte das Vorbereitungsteam des Forums unter dem Motto: „Füreinander – Gegeneinander – Miteinander“ vier Leitfragen vor. Sie bezogen sich auf die Aufgabenstellungen, die Vor- und Nachteile, die Tabus und die Rahmenbedingungen beim Haupt- und Ehrenamt. Einzeln und in Kleingruppen machten sich die Teilnehmenden ein Bild von diesen Leitfragen und brachten ihre eigenen Schwerpunktsetzungen in die später folgende Podiumsdiskussion ein.

 

Drei Begriffspaare stellte noch zuvor die Oldenburger Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk im Rahmen ihres Impulsreferates zur Diskussion. Zum Thema „Amt und Person“ führte sie den Widerspruch vor Augen, der zwischen der lutherischen Tradition des „gemeinsamen Amtes“ der ganzen Gemeinde sowie den heute de facto gegebenen deutlichen Ämtertrennungen existiert.

Mit dem Motto „Gaben und Aufgaben“ verband die Referentin einerseits Zufriedenheit mit dem Reichtum an Begabungen und Kompetenzen, über den die kirchlichen Einrichtungen verfügen. Andererseits mahnte sie mit deutlichen Worten klarere Aufgabenverteilungen und Gliederungen an sowie ein intensiveres „Berichtswesen“.

 

Dieser Punkt führte sie zum dritten Begriffspaar „Hierarchie und Macht“. Die real vorhandene „Sehnsucht nach Autoritäten“ dürfe, so die Oberkirchenrätin, nicht zu Machtmissbrauch führen, sondern sollte eine „Öffnung von Räumen“ herbei führen, grundsätzlich im Sinne einer „den Menschen dienenden Herrschaft Christi“.

 

Die anschließende Podiumsdiskussion führte in eindringlicher Weise die ganze Breite der „Ehrenamts“-Problematik in der Kirche vor Augen, von den durch Tina Henkensiefken für die Evangelische Jugend vorgetragenen Anliegen bis hin zum verantwortlichen Umgang mit Finanzen und Liegenschaften, die der Synodale Gerhard Eicker aus Friesoythe einbrachte. Auch Germaid Eilers-Dörfler betonte als kirchliche Mitarbeiter-Vertreterin die Forderung nach einem „verlässlichen Ehrenamt“, für welche(s) die erforderlichen Voraussetzungen geschaffen werden müssten.

 

Der Sorge, Ehrenamtliche könnten „ausgenutzt“ werden, wurde in der Podiumsdiskussion mehrfach widersprochen mit dem Hinweis, dass Ehrenamtlichkeit in einer klarer gegliederten Form noch viel besser und intensiver genutzt werden könnte. Pfarrer Andreas Kahnt verglich seine zukünftige Rolle mit dem Bild eines „Spielertrainers“, der zwar „im Prinzip“ überall sei, dessen „Mannschaft“ aber auch eigenständig agieren könne. Nur so könnten die hauptamtlichen Seelsorger ihre „Kerngeschäfte“, zu denen vor allem die Kasualien, die Betreuung von Gemeindegruppen und auch die Weiterbildung von Ehrenamtlichen gehören, auch in Zukunft erfolgreich ausführen.

 

Zur Sprache kamen weiterhin Tabu-Bereiche in der innerkirchlichen Diskussion, vornehmlich im Umfeld von Machtfragen. Als selbstverständlich und doch einer Nennung würdig wurde die „Bedingung“ jeder Kooperation zwischen Haupt- und Ehrenamt angesehen, sich „auf Augenhöhe“ zu begegnen.

 

Wie es zu bewerkstelligen sein wird, dass die „Würde“ des Amtes, sowohl des Ehren- als auch des Hauptamtes, auch in Zukunft nach der nötig werdenden Verschiebung hin zum Ehrenamt nicht zu einer „Bürde“ wird, bleibt nicht nur nach der Auffassung von Pfarrer Kahnt vorerst noch eine offene Frage. Gerade an dieser Stelle wurde deutlich, dass noch konzeptionelle Weiterarbeit nötig ist. Die Teilnehmenden beteiligten sich am Schluss des Forums an einer Abstimmung über die inhaltlichen „Wegweiser“ auf der Strecke, solche Konzepte zur Ehrenamtlichkeit zu entwickeln und umzusetzen.

 

800 Delegierte und 300 Mitwirkende nehmen am Zukunftskongress der oldenburgischen Kirche am 6. und 7. Juli in der Oldenburger Weser-Ems Halle teil. Unter dem Motto „… ein Land, das ich dir zeigen will“ (1. Mose 12,1) beraten sie über den Weg der Kirche in das Jahr 2030 beraten. Alle 117 Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche haben eine Delegation entsandt. Offiziell endet der Zukunftskongress am Sonntag, 8. Juli, mit dezentralen Gottesdiensten in allen Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche.

Interessierte können den Kongress unter www.zukunft-oldenburg.de verfolgen. Hier finden Sie aktuelle Berichte, Interviews und Videoclips.

Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk bei ihrem Impulsreferat beim Forum "Füreinander - Gegeneinander - Miteinander Hauptamt und Ehrenamt - für die Zukunft bereit?"
Engagierte Diskussion im Forum "Hauptamt und Ehrenamt" mit Tina Henkensiefken, Gerhard Eicker, Pfarrerin Silke Steveker und Moderatorin Carola Schede.