Die Freiwilligendienste sind erneut von Kürzungen bedroht. Dagegen macht der Sozialverband Deutschland mobil. Mit Landessozialministerium bekommt der Verband einen prominenten Unterstützer.
Hannover (epd). Der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen hat die rot-grüne Landesregierung aufgefordert, gegen die vom Bund geplanten Kürzungen bei den Freiwilligendiensten vorzugehen. Es drohten für das kommende Jahr erneute Streichungen in Höhe von 40 Millionen Euro, sagte der niedersächsische Vorstandsvorsitzende Dirk Swinke am Freitag in Hannover mit Blick auf den «Tag der Jugend» am 12. August. Ministeriumssprecher Sebastian Schumacher kündigte unterdessen an, das Sozialressort wolle gegen die Pläne aktiv werden.
Schon im vergangenen Jahr habe es Kürzungsdebatten gegeben, erläuterte Schumacher am Freitag in Hannover. Damals habe das Land erfolgreich und öffentlich protestiert. Das Land wolle auch in diesem Jahr die Kürzungspläne nicht mittragen. «Wir reden darüber, dass sich mehr Menschen ehrenamtlich engagieren sollen und über Fachkräftemangel in den Pflegeberufen - vor diesem Hintergrund wären Einschnitte bei den Freiwilligendiensten fatal.»
Die Freiwilligendienste seien bei jungen Menschen in Niedersachsen beliebt und gerade im sozialen Bereich ein wichtiger Baustein, sagte Swinke. Derzeit absolvierten mehr als 3.500 junge Menschen ein «Freiwilliges Soziales Jahr» (FSJ). Einsatzorte seien Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, aber auch die Bereiche Sport, Kultur und Politik. Das FSJ und andere Freiwilligendienste seien für viele junge Menschen eine wichtige Orientierung für ihr weiteres Leben.
Außerdem zeige eine Umfrage, dass sich 70 Prozent der Absolventinnen und Absolventen später einen Job im sozialen Bereich vorstellen könnten. Daher sei es in Zeiten des extremen Fachkräftemangels «völlig absurd, dass gerade hier jetzt der Rotstift angesetzt werden soll», unterstrich Swinke.
Der SoVD-Chef appellierte auch an die Landesregierung in Hannover, die Rahmenbedingungen für die Freiwilligendienste stark zu verbessern. Denkbar sei etwa, ein bundesweites 29-Euro-Ticket für Bus und Bahn einzuführen und ähnliche Vergünstigungen wie bei der Ehrenamtskarte zu ermöglichen. «Außerdem sind mehr Projekte und eine bessere Förderung notwendig, um Freiwilligendienste auch für junge Menschen mit Behinderung zu ermöglichen», sagt der Vorstandsvorsitzende.