Oldenburg (epd). Das Deutschlandticket vergisst nach Auffassung des Sozialverbandes VdK Niedersachsen-Bremen Menschen auf dem Land. «Wer in einem 1000-Seelen-Dorf wohnt, wo kaum ein Bus fährt, dem nützt das 49-Euro-Ticket rein gar nichts», kritisierte VdK-Landesvorsitzender Friedrich Stubbe am Sonntag in Oldenburg. Grundsätzlich sei das Deutschlandticket eine gute Idee gegen den Tarif-Dschungel. «Es bekommt aber für viele Menschen auf dem Land einen faden Beigeschmack, denn sie fühlen sich schlicht von der Politik vergessen.»
Das 49-Euro-Ticket gilt ab 1. Mai im öffentlichen Personennahverkehr in ganz Deutschland, also in Regionalzügen, in S- und U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen. Es wird auch als Deutschlandticket oder kurz D-Ticket bezeichnet, und kostet 49 Euro im Monat. Der Preis ist ein Einführungspreis, es ist mit späteren Erhöhungen zu rechnen.
In einem Flächenland wie Niedersachsen seien zahlreiche Regionen gar nicht oder nur sehr unregelmäßig mit Bus und Bahn erreichbar, monierte Stubbe. «Zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen sind die Menschen doch wieder aufs Auto angewiesen. Somit ist hier nichts gewonnen.» Der VdK verlangt deshalb, zunächst den Nahverkehr auf dem Land besser auszubauen, «damit dann wirklich alle von einem deutschlandweiten Ticket profitieren können».
«Nicht jeder kann und will in der Stadt leben, wo regelmäßige Verkehrsanbindungen gegeben sind», erklärte Stubbe. Die Regierung dürfe den großen Teil der Bevölkerung auf dem Land nicht vergessen oder gar ausschließen: «Das Deutschlandticket hat seinen Namen erst verdient, wenn es wirklich für alle zugänglich ist.»
Außerdem müsse endlich für einen barrierefreien Nahverkehr gesorgt werden. So sollten Bahnhöfe etwa mit funktionierenden Aufzügen ausgestattet werden sowie Haltestellen, Busse und Bahnen auch für ältere und behinderte Menschen ohne Hindernisse erreich- und nutzbar sein. Der Sozialverband VdK Niedersachsen-Bremen mit Sitz in Oldenburg hat eigenen Angaben zufolge in beiden Bundesländern zusammen mehr als 100.000 Mitglieder.