Große Probleme gibt es in der oldenburgischen Kirche mit der Struktur der Entscheidungswege. Gerade auf der mittleren Entscheidungsebene gebe es häufig Unklarheiten, bemängelte Kreispfarrer Christian Scheuer in seinem Bericht bei der Synode des Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven, an der 56 Synodale (von 61) teilnahmen, die 88.000 Gläubige in 31 Kirchengemeinden sowie zehn Werken und Einrichtungen vertreten. Scheuer forderte dringende Nachbesserung.
Der Kirchenkreis habe sich innerhalb weniger Jahre von einer bedeutungslosen Zwischeninstanz zu einer mittleren Handlungsebene entwickelt. Aufgaben seien vor allem die Stärkung und Förderung der Gemeinden im Sinne einer zukunftsfähigen Entwicklung. Das werde vielfach als hilfreich empfunden, sagte Scheuer. Allerdings mangele es an der Festlegung der Zuständigkeiten. Mit der Übertragung der Verantwortung müssten auch die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um der Verantwortung gerecht zu werden und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Hier hapere es, erklärte der Kreispfarrer. Es fehle zum einen an einer Klärung der Kompetenzen, zum anderen an den Finanzen. „Analog der Verwaltungsstrukturreform, die wir in den vergangenen Jahren hatten, plädiere ich dringend für eine Verantwortungsstrukturreform“, forderte der Kreispfarrer.
Schwierigkeiten bereitet dem Kirchenkreis auch die häufige Fluktuation beim Personal. In den vergangenen zwölf Monaten hatte es 15 Bewegungen allein auf den Pfarrstellen im Kirchenkreis gegeben. Im Kirchenkreis sind insgesamt 50 Pastoren beschäftigt. Und ein Ende der Unruhe sei nicht abzusehen, denn in den kommenden Jahren würden die geburtenstarken Jahrgänge in die Phase des Ruhestands kommen, so Scheuer. Weil es von Seiten der Kirche jahrelang eine rigide Praxis der Stellenvergabe gegeben hatte, die ein Theologiestudium wenig attraktiv gemacht habe, fehle es nun an Personal. Noch habe sich nicht herumgesprochen, dass es mittlerweile gute Berufsaussichten unter den Theologen gebe. Außerdem greife hier auch der demografische Wandel, sagte der stellvertretende Kreispfarrer Kai Wessels. „Wir sind vom Fachkräftemangel unmittelbar betroffen.“
Positiv merkte Scheuer an, dass man in Kürze fünf Arbeitsbereiche mit Hilfe des Diakoniestellenplans abdecken könne, hier geht es unter anderem um die Wiederbesetzung der Stelle für „Kirche unterwegs“, aber auch um die Seemannsdiakonenstelle, um einen Kreisseniorendienst und anderes.
Sorge macht die schwindende Zahl der Kirchenmitglieder im Zuge des demografischen Wandels. Hochgerechnet werde die Entwicklung innerhalb der kommenden zehn Jahre zu einem Mitgliederbestand von 75.000 führen, was rund 15 Prozent weniger Menschen pro Kirchengemeinde ausmacht.
Einen breiten Teil der Beratungen nahm die Vorstellung der ersten Planungen zum Reformationsjubiläum ein. Der Reformationsbeauftragte Nico Szameitat war aus Oldenburg gekommen, um den Synodalen den Stand der Planungen zu erläutern und Anregungen für die Gemeinden zu geben, um selber Aktionen und Veranstaltungen zu planen.
Annette Kellin