Zum Hauptinhalt springen

Esterwegen/Kr. Emsland (epd). Die KZ-Gedenkstätte Esterwegen widmet dem Schicksal der Zeugen Jehovas eine Sonderausstellung. Die Religionsgemeinschaft wurde bereits im April 1933 schrittweise von den Nazis verboten, weil sie den Hitlergruß, den Eid auf den «Führer» und den Kriegsdienst verweigerten, wie die Gedenkstätte mitteilte.
   
Außerdem lehnten sie den staatlich angeordneten Antisemitismus ab. In der Folge waren sie schlimmsten Repressionen ausgesetzt. Die Schau «Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas 1933 - 1945» wird am 26. Januar 2025 um 15 Uhr anlässlich des Gedenkstages an die Opfer des Nationalsozialismus eröffnet.
   
Mit großen Flugblattaktionen, wie sie in diesem Umfang kaum eine andere zu dieser Zeit illegale Gruppe zustande brachte, hätten die Zeugen Jehovas versucht, sich zur Wehr zu setzen und auf das Verbot ihrer Gemeinschaft aufmerksam zu machen. Ferner seien rund 20.000 Protestbriefe und -telegramme aus dem in- und Ausland an die Reichsregierung versandt worden, hieß es.
   
In den Konzentrationslagern wurden den Ausstellungsmachern zufolge die oftmals noch als «Bibelforscher» bezeichneten Zeugen Jehovas mit einem eigenen Winkel gekennzeichnet. Sie hätten sich mit einem Treue-Eid auf den NS-Staat selbst aus den Lagern befreien können, doch hätten dies nur sehr wenige getan.
   
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs stand auf Kriegsdienstverweigerung die Todesstrafe. Laut der Gedenkstätte waren etwa 80 Prozent aller gerichtlich verurteilten Kriegsdienstverweigerer Zeugen Jehovas. Die weitaus meisten von ihnen seien hingerichtet worden. Dieser staatlich sanktionierte Mord habe dazu beigetragen, das Recht auf Wehrdienstverweigerung im deutschen Grundgesetz zu verankern.
   
Auch in den Konzentrations- und Strafgefangenenlagern im Emsland waren in der Zeit des Nationalsozialismus eine ganze Reihe von Zeugen Jehovas inhaftiert, hieß es. Gerade im KZ Esterwegen gehörten sie zwischen 1934 und 1936 zu den besonders grausam behandelten Häftlingsgruppen.
   
Die Wanderausstellung dokumentiert mit vielen Abbildungen und Quellen die Geschichte der Verfolgung und des Widerstandes der Zeugen Jehovas. Sie entstand in Kooperation des Kurators Christoph Wilker mit dem NS-Dokumentationszentrum München und wurde dort erstmals
2018/19 gezeigt. Die Schau endet am 22. April.