Kirche Cäciliengroden – letztes Sommerfest, weil die Kirche nicht im Dorf bleibt
Das Gartengelände rund um die Christuskirche in Cäciliengroden, Gemeinde Sande im Landkreis Friesland, schätzen die Mitglieder der Kirchengemeinde ebenso sehr wie die Kirche selber und das Gemeindehaus „Die Brücke“. Genutzt wurde der Garten für Gottesdienste unter freiem Himmel, Aktionen für Kinder und als einladendes Gelände, um ein Budendorf aufzubauen, egal ob für ein Sommerfest oder zum Weihnachtsmarkt. Und vor wenigen Tagen wohl zum letzten Mal, denn mit dem „Sommerfest der Erinnerungen“ wurde auch die Abschiedsphase für das Kirchenensemble „eingeläutet“.
Bekanntlich müssen die evangelisch-lutherischen Gemeinden der oldenburgischen Kirche an vielen Orten die Nutzung von Gebäuden überprüfen und wo nötig, Gebäude schließen, Flächen abgeben, verkaufen. Hintergrund ist die schwindende Mitgliederzahl und damit einhergehend auch langfristige finanzielle Engpässe. Abgesehen davon ist es natürlich ohnehin weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll, Gemeindehäuser leer stehen zu lassen oder Kirchen zu unterhalten, die nur von wenigen Menschen besucht werden.
Auch in der Gemeinde Sande wird bei den Gebäuden „aufgeräumt“. Dort bleibt die Kirche nicht im Dorf, am 31. Oktober wird die Christuskirche im Ortsteil Cäciliengroden entwidmet, Kirche, Pfarrhaus und Gemeindehaus stehen bereits zum Verkauf. Gottesdienste und Veranstaltungen finden dann nur noch im Ortskern von Sande in der mehr als 750 Jahre alten St. Magnus-Kirche statt.
Beim letzten Sommerfest am Standort Cäciliengroden flossen zwar noch keine Tränen, aber die Wehmut war überall zu spüren, die Veränderung war in jeder Gesprächsrunde Thema. „Das ist auch beabsichtigt, der Abschiedsprozess wird noch lange dauern und die Menschen hier sollen ihn auch ganz bewusst erleben“, sagte Pastorin Franziska Kempcke.
Dazu wurde unter anderem ein zwei mal drei Meter großes Banner mit einem Grundriss und einer farbigen Gestaltung der Kirche angefertigt, das nun von der Empore bis fast zum Fußboden reicht. Dort werden Erinnerungen quasi gehortet: Zeitungsausschnitte, Fotos, Merkzettel mit Stichworten, kurz: alles, was Erinnerungen wach werden lässt, kann hier angebracht werden. Das Banner zieht später mit um.
Zu den ersten Erinnerungsstücken gehörten die Fotos der Frauengruppe, die schon mehr als 50 Jahre in der Gemeinde aktiv ist: kochen, backen, die Cafeteria bei Festen organisieren, handarbeiten für Basare, Hilfsgüter packen für Transporte – „Wir haben so Vieles gemacht“, sagte Marianne Oltmanns mit Stolz, Traurigkeit und auch ein bisschen Trotz in der Stimme. In den kommenden Wochen soll das Banner noch viel reicher ausgeschmückt werden und an die bunte Lebendigkeit der Gemeinde bei der Christuskirche in Cäciliengroden erinnern. Möglichkeiten dazu gibt es nach den Gottesdiensten und nach Absprache mit dem Kirchenbüro unter Telefon 04422 / 642.
Ein Beitrag von Annette Kellin.