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Wer genau hinhört, der hört das leise Klingen der Calcantenglocke. Sie ist kurz vor Beginn des ersten Stückes auf der gerade erschienen CD „Lieblingsstücke“ zur Arp-Schnittger-Orgel in Ganderkesee zu hören. Dann erst folgen die ersten Töne von Heinrich Scheidemanns Praeambulum ex G. „Das Klingeln signalisiert dem Calcanten, dass es jetzt los geht und die Bälger getreten werden müssen“, erläutert Kreiskantor Thorsten Ahlrichs.

 

Auch das Aufziehen der Bälger ist auf der CD zu hören, wenn man ganz genau horscht. Denn drei der insgesamt zehn Stücke auf der CD, die Ahlrichs eingespielt hat, wurden mit manuell geschöpftem Wind gespielt. Das bedeutet, wie früher befand sich hinter der Orgel ein Balgtreter (Calcant), der auf das Zeichen des Organisten, mit der historischen Balganlage den Wind für die Pfeifen erzeugte.

 

„So können die Zuhörer hören, wie die Orgel vor 300 Jahren klang“, betont Christoph Schönbeck. Die CD wird so zu einer musikalischen Zeitreise. Schönbeck ist Projektkoordinator beim Verein NOMINE, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Orgellandschaft im Nordwesten mit ihren mehr als 250 historischen Orgeln der breiten Öffentlichkeit noch bekannter zu machen. Dazu dienen auch die CD-Reihen „Orgellandschaften“ und „Lieblingsstücke“. Träger des Vereins sind die Oldenburgische Landschaft, die Ostfriesische Landschaft, der Landschaftsverband Stade sowie der Lüneburgische Landschaftsverband.
In der Reihe „Lieblingsstücke“ werden einzelne ausgewählte Orgeln porträtiert.

 

Die Ganderkeseer Orgel, die von Arp-Schnittger 1699 erbaut wurde, ist die dritte in dieser Reihe. Aufgezeichnet wurde die CD im März dieses Jahres. Das bedeutete für Kreiskantor Thorsten Ahlrichs zwei Tage Nachtarbeit. Denn damit kein Verkehrs- und Fluglärm die Aufzeichnung störte, wurde von 19 Uhr bis nach Mitternacht aufgenommen. 75 Minuten sind dabei entstanden. 75 Minuten mit Klängen aus einer vergangenen Zeit. Mal laut, mal leise. Mal mächtig, mal verspielt. Ganz unterschiedlich ist die Orgel zu hören, wenn Stücke aus der frühen Barockzeit bis zur dritten Generation der norddeutschen Barockkomponisten, wie etwa Böhms „Vater unser im Himmelreich“ erklingen.

 

„Ich habe nur Stücke ausgewählt, die zu dieser Orgel passen“, betont Ahlrichs. Dazu gehören unter anderem auch das Magnificat von Matthias Weckmann und die berühmte Toccata in d-Moll von Dietrich Buxtehude. Im Booklet zur CD bekommen Interessierte genauere Informationen zur Ganderkeseer Orgel, aber auch zu den ausgewählten Stücken. „Für ganz Interessierte haben wir auch die Registrierungen zu den einzelnen Stücken aufgeführt“, berichtet Ahlrichs. „Die wenigsten wissen leider, wie wichtig gerade die Register für den Klang der Orgel sind.“


„Es ist toll, dass mit dieser CD auch Wissen vermittelt wird. Die Ganderkeseer Arp-Schnittger-Orgel ist eine der bedeutendsten Orgeln in der Region. Wie sind froh, dass es diese CD jetzt gibt“, betonte Thomas Kossendey. Der Präsident der Oldenburgischen Landschaft war zur Präsentation nach Ganderkesee gekommen. Sein Dank galt besonders der Ganderkeseer Kirchengemeinde, die die Finanzierung der CD getragen hatte. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagt auch Schönbeck.  

In der ersten Auflage sind 1000 CDs gepresst worden. Sie sind zum Preis von 9,80 Euro im Kirchenbüro und nach Konzerten erhältlich. Sie können auch im Internet unter www.nomine.net bestellt werden. Wer die Orgel live hören will, hat dazu immer am ersten Freitag im Monat Gelegenheit. Dann gibt es ab 16.30 Uhr ein halbstündiges Konzert.


Ein Beitrag von Kerstin Kempermann/Evangelische Zeitung, Oldenburg.

Kreiskantor Thorsten Ahlrichs (von links), Projektkoordinator Christoph Schönbeck und Thomas Kossendey, Präsident der Oldenburgischen Landschaft, stellten die CD gemeinsam vor. Alle Fotos: Kerstin Kempermann
Kreiskantor Thorsten Ahlrichs (von links), Projektkoordinator Christoph Schönbeck und Thomas Kossendey, Präsident der Oldenburgischen Landschaft, stellten die CD gemeinsam vor. Alle Fotos: Kerstin Kempermann
Das Booklet bietet viele Information zur Orgel und zur CD.