Was haben Kuscheltiere und Omas mit Zufriedenheit zu tun. Wie sieht man aus, wenn man zornig ist? Wenn Kinder über Gefühle reden, werden sie ganz konkret.
Strahlendes Lächeln, zornige Stirnfalten, konzentrierter Blick: Nur drei der Gesichtsausdrücke, mit denen die Mädchen und Jungen des evangelischen Kindergartens Donarstraße in Oldenburg auf einem Plakat ihre Gefühle ausdrückten. Aus dem Plakat mit den 24 ausdrucksstarken Kindergesichtern ist im Laufe eines Jahres ein Buchprojekt über Gefühle geworden. Das Buch stellten die Kinder, ihre Erzieherinnen und das beteiligte Horst-Janssen-Museum Oldenburg nun vor.
Was ist Angst? Wann bin ich zufrieden? Ein Jahr lang haben die Kinder sich mit dem Thema Gefühle beschäftigt.
Ich spreche am Anfang des Kindergartenjahres immer über Gefühle, berichtet Erzieherin Susanne Möhlmann. Das helfe den neuen Kindern bei der Eingewöhnung. In diesem Jahr machte sie mit den Kindern anschließend Porträtfotos, in denen sie ein Gefühl ausdrücken sollten. Aus den Fotos entstand das Plakat.
Das war so ausdrucksstark. Dazu musste man mehr machen, erinnert sich Erzieherin Petra Zimmerling. Sie ging mit dem Plakat zum Horst-Janssen-Museum und schnell entstand ein gemeinsames Projekt. Mit Museumspädagogin Christa Scholz und Therese Drews von der Agentur Ehrensache erarbeiteten die Kinder nun auch Bilder und Texte zum Thema Gefühle.
Nur wer die eigenen Gefühle kennt, kann auf andere Gefühle sicher eingehen, erläuterte Zimmerling. Die 24 Jungen und Mädchen entwickelten schnell einen differenzierten Blick auf die Gefühle. Ich bin jetzt zufrieden, nicht glücklich, bekam eine der Erzieherinnen beispielsweise zu hören. Wie sich die Gefühle zeigen, haben die Kinder ganz konkret in den Texten zu ihren Bildern beschrieben.
Der fünfjährige Leon ist oft nachdenklich. Er sagt: Ich denke nach, warum die Dinos gestorben sind und was sie gegessen haben. Die vierjährige Samira beschreibt Zufriedenheit: Ich bin zufrieden, weil ich die ganze Welt gut finde. Es gibt Kuscheltiere und Omas. Wie Zorn aussieht macht, der dreijährige Linus deutlich: Wenn ich zornig bin, mache ich meine Augen ganz klein und meinen Mund ganz breit. Und so schaut er dann auch von seinem Porträtfoto. Gemalt hat er seinen Zorn in dunklen Farben.
Es war beeindruckend, wie sicher die Kinder in der Beschreibung der Gefühle waren, fasst Scholz nach den 13 Wochen mit den Jungen und Mädchen zusammen. Das Projekt helfe ihnen, sich und andere besser war zu nehmen. Das spiegelt auch der Titel des entstandenen Buches: Siehst du mich lautet er.
Entstanden ist das Buch mit Unterstützung des Lappan Verlages, der das Layout gesponsert hat. Das Buch ist ab sofort für eine Schutzgebühr von fünf Euro im Museumsshop des Horst-Janssen-Museums Oldenburg erhältlich.
Wir hoffen, dass andere Kindergärten sich so über das Projekt informieren und es in ihre Arbeit aufnehmen, sagt Sandrine Teubert vom Horst-Janssen-Museum. Eine Präsentation des Projektes in den Räumen des im Museum wird es im September geben. Dann werden die Fotos, Bilder und Texte aus dem Buch gezeigt.
Ein Beitrag von Kerstin Kempermann, Evangelische Zeitung, Redaktion Oldenburg.