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So gut besucht sieht man die Christus- und Garnisonkirche sonst nur am Heiligabend. Selbst die Plätze auf den Emporen waren besetzt bei der feierlichen Wiedereröffnung des Gotteshauses am dritten Advent. Es sollte einer der strahlendsten Adventsgottesdienste werden, den die neugotische Kreuzkirche je gefeiert hat.

Bläser aus Wilhelmshaven und Friesland unter der Leitung von Kreiskantor Klaus Wedel stimmten festliche Klänge an, um den Einzug des Kirchenvorstands, gefolgt von zahlreichen Lektoren und den Pastoren Frank Morgenstern und Bernhard Busemann sowie Rainer Claus und Nico Szameitat aus der Partnergemeinde Heppens zu begleiten. „Sie ist wieder fertig – jedenfalls fast“, verkündete Pastor Morgenstern sodann stolz bei der Begrüßung. Was genau darunter zu verstehen war, konnten die Kirchenbesucher von sechs Lektoren an verschiedenen Standorten in der Kirche erfahren.

Diejenigen, die schon eine Weile in der Kirche saßen, hatten es ohnehin längst gemerkt: Wohlige Wärme breitete sich in den Sitzbänken und an den Füßen aus. Das neue Heizsystem – in den Bänken und im Fußboden verlegte Heizrohre – funktionierte tadellos. Wer den Blick umherwandern ließ, dem fielen auch die frisch getünchten Wände, Pfeiler und Decken auf. Dazu die dezente neue Beleuchtung. Außerdem war der Altar in die Mitte des Chorraums gerückt. Anderthalb Tonnen waren bewegt worden, um ihn an zentraler Stelle zu positionieren und ihm damit wirkungsvoll seine Schwere zu nehmen.

Was nicht auf den ersten Blick erkennbar war, wurde beschrieben: Die Renovierung der Außenmauern, die Installation einer Induktionsschleife für Schwerhörige oder der aufgearbeitete Rahmen für das Altarbild. Welch ein Grund zum Lobpreis, auch auf musikalische Art. In Gemeindelieder wie „Lobe den Herren“ konnte man unbeschwert einstimmen. Und sowohl der „Kirchenchor am Meer“ unter der Leitung von Ralf Stegen als auch Milena Aroutjunowa an der Orgel sorgten für passende feierliche Klänge.

Die vielfältigen Neuerungen waren auch Grundlage der Predigten. Alle vier Pastoren aus Christus- und Garnisonkirche sowie Heppenser Kirche beleuchteten die Veränderungen mit Glaubensgedanken, bevor Bischof Jan Janssen der Kirchengemeinde im Namen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg seinen tiefen Respekt für das Geleistete aussprach. Seiner Aufforderung „Freut euch und lobet den Herrn über diesen Einzug im Advent“ wird man gerne nachkommen.

Die im Anschluss an den Gottesdienst von Kreispfarrer Christian Scheuer in seinem Grußwort formulierte provozierende Frage „Wird die Kirche eigentlich gebraucht?“, beantwortete er gleich selbst mit einem eindeutigen „Ja“. Denn trotz aller Aktivitäten der Christus- und Garnisonkirche außerhalb des Kirchenraums - zum Beispiel „GoSpecial“ oder „Passionspunkte" - sei die Kirche doch ein unverzichtbarer Ort von „ästhetischer und liturgischer Qualität“. Hier erfahre man Gottes Nähe, hier träfen Künste und Kirche aufeinander („Theaterkirche“) und gerade in der Christus- und Garnisonkirche würden Gottesdienste „mit Inbrunst gelebt“.

Den Glückwünschen des Kreispfarrers schloss sich Ursula Glaser als Vertreterin der Stadt Wilhelmshaven an. Auch sie würdigte das vielfältige Engagement außerhalb der kirchlichen Kernarbeit. Wie zur Bestätigung bescheinigte Architekt Ejnar Tonndorf der Gemeinde „positive und frische Energie“.

Auf humorvolle Art formulierten die Pastoren der Heppenser Gemeinde ihr Grußwort. Die Unterstützung in der Renovierungszeit sei selbstverständlich gewesen, denn die Christus- und Garnisonkirche gehöre schließlich zur „Familie“. Man fühle sich als „Geschwister im Herzen“, verkündeten sie augenzwinkernd. Unverkennbar, wie gut die Partnerschaft zwischen den Kirchengemeinden funktioniert.

Pastor Frank Morgenstern richtete schließlich seinen Dank zum einen an alle, die die Renovierung der Kirche finanziell ermöglicht und tatkräftig begleitet hatten, zum anderen an diejenigen, die den Wiedereröffnungsgottesdienst engagiert mit vorbereitet und gestaltet hatten. Auf ein großes Team konnte und kann die Kirchengemeinde bauen.

Mit dem Versenken dreier Kapseln mit Zeitdokumenten aus den Jahren 1898, 1959 und 2011 im Boden des Altarraums endete der feierliche Teil dieses besonderen Tages in der Kirchengeschichte. Der historische Akt erinnerte daran, was die Christus- und Garnisonkirche auf einzigartige Weise ermöglicht und was auch bei der Betrachtung des renovierten Innenraums ins Auge fällt: Ein Nebeneinander von Historie und Gegenwart, die Verbindung von Altem mit Neuem.


An der 141 Jahre alten Christus- und Garnisonskirche wurden neben einer umfassenden umfangreichen Fassaden- und Dachsanierung unter anderem drei Fenster erneuert, die Heizung überarbeitet, die Kirche gestrichen und der Boden unter den Bänken neu ausgelegt. Das Südschiff der Kirche wurde umgestaltet, um dort an die marine-historische Geschichte der Kirche zu erinnern. Die gesamten Sanierungskosten beliefen sich auf 829.000 Euro, die zum größten Teil aus Zuschüssen der Evagelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, des Bundes und aus Eigenmitteln der Kirchengemeinde finanziert werden.

 

Ein Beitrag von Wianne Kampen.


Weitere Informationen unter www.christusnews.de

Die Predigt von Bischof Jan Janssen können Sie sich als <media 9286>pdf-Datei</media> herunterladen.

 

Einzug in den Gottesdienst.
Das Kreuz wird wieder aufgehängt.
Ein Teil der am Gottesdienst Mitwirkenden.
Das Altarbild wird wieder enthüllt.
Die Pastoren Bernhard Busemann (li.) und Frank Morgenstern.
Die Predigt hielt Bischof Jan Janssen.
Die Pastoren der Heppenser Gemeinde, Rainer Claus und Nico Szameitat, beim nachbarschaftlichen Grußwort.
Kapseln mit Zeitdokumenten aus den Jahren 1898, 1959 und 2011 werden im Boden des Altarraums versenkt.
Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven.