Mit einem Gedenkgottesdienst in der Schlosskirche Varel hat Bischof Jan Janssen am Sonntag, 1. März, an die erste oldenburgische Bekenntnissynode vor 80 Jahren erinnert. Am 27. Februar 1935 waren rund 50 Christen aus Bekennenden Gemeinden zwischen Wangerooge und Vechta, Delmenhorst und Westerstede im evangelischen Gemeindehaus in Varel zusammengekommen und stellten sich mutig der NS-Ideologie in der Kirche entgegen.
Dem Bemühen und Beharren dieser Menschen gehört unser Respekt, sagte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, selbst wenn wir sehen, wie wenig sie am Ende ausrichten gegen Gewalt, Terror, Judenverfolgung und Krieg. In Wagemut und Wahrhaftigkeit seien diese Männer und Frauen widerständig gegen das totale System und gegen das Mitläufertum in der Gesellschaft, in der Kirche gewesen.
Mit ihnen komme der bewegende Funke der Bekennenden Kirche an diesem Februartag im Oldenburger Land an, ein drei Viertel Jahr nach der berühmten Synode von Barmen im Mai 1934, so Bischof Jan Janssen. Ermutigung und Zusammenhalt im Miteinander bäumen sich so auf gegen die Furcht. Die Furcht vor dem Staat und vor der Verleumdung sei ja nicht unbegründet, denn die Versammlung sei auch durch die Nazis gestört worden. Hinzu seien Redeverbote und Gefangennahmen gekommen, von denen man genau gewusst habe. Und doch rückt diese kleine Gemeinschaft zusammen, ist fest überzeugt, ein klärendes Wort sagen zu müssen zur Abgrenzung zwischen Kirche und Staat, zur Konzentration auf die biblische Botschaft und auf den alten Auftrag.
Diese Menschen haben in ihrer Zeit und an ihrem Ort, ihre Stimme erhoben, beraten und mitgetragen, erinnerte Janssen. Sie nehmen den Samen des biblischen Wortes Gottes auf, sorgen für Nährboden, Bewässerung, Pflege, sodass ganz am Ende doch noch eine Handvoll kleiner Pflanzen das totale System, den totalen Krieg überleben.
Auf dieses Säen und Pflanzen der Bekennenden Kirche haben auch hier in Oldenburg nach 1945 Menschen unsere Kirchenverfassung aufgebaut, haben uns Grundlegendes mit auf den Weg gegeben, das bis heute Zielsetzung und Wegweisung, Orientierung und Haltung gibt, wenn es darum geht Kirche in unserer Zeit und Region zu gestalten.
So verwiesen bereits die ersten Sätze der Kirchenordung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg auf die Entscheidungen und auf die theologische Erklärung der ersten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Barmen 1934. Sie sei grundlegend für alle weitere Gesetzgebung und Gestaltung unserer Kirche im Oldenburger Land, und die uns auch in ihrer ökumenischen Weite einen besonderen Auftrag des Miteinanders mit auf den Weg gegeben haben, betonte Bischof Janssen.
Angesichts der vielen traurigen Meldungen von Terror, Flucht und Verfolgung rund um die Welt bleibe die prägende Erinnerung an Menschen, die uns vorangegangen sind, sagte Bischof Janssen weiter. Es ist die Hoffnung, unsere Gewissheit und Zuversicht, dass Gottes Kraft größer ist als alle Mächte und Gewalten der Welt, und dass Gott sich selbst für diese Welt hingibt. Und von diesem hingebungsvollen Engagement Gottes wollen wir weitersagen und uns auf allen Wegen leiten lassen.
An dem Gedenkgottesdienst haben Synodenpräsidentin Sabine Blütchen (Lesung aus Protokollen und Archivdokumenten), Pfarrer Tom O. Brok (Liturgie), Ute Strehlke (Lektorin) sowie Kantor Thomas Meyer-Bauer und Kantorin Dorothee Bauer mitgewirkt.
Zur Bekenntnisgemeinschaft im Oldenburger Land gehörten circa 7.000 (rund zwei Prozent) der Kirchenmitglieder. Sie stellten sie sich eindeutig gegen die Ideologie der von den Nationalsozialisten geführten Deutschen Christen unter dem damaligen Reichsbischof Ludwig Müller. Die nationalsozialistische Kirchenpartei hatte auch im Oldenburger Land die Herrschaft übernommen, obwohl 1933/34 zwei Drittel der heimischen Pfarrer dem Pfarrernotbund beigetreten waren. Dieser lehnte den Arierparagraphen in der Kirche ab und unternahm den Versuch, diejenigen zu sammeln, die am bekenntnistreuen Christentum festhalten wollten.