Mit großer Beteiligung fand am Samstag, 30. April, in Bremen-Neustadt der 2. Fundraising-Tag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und der Bremischen Evangelischen Kirche statt. Rund 70 Teilnehmende, Interessierte sowie Referentinnen und Referenten, gingen unter dem Motto: „Schwung nehmen für den Fundraising-Alltag“ der Frage nach, welche Weichen heute gestellt werden sollten, um in Zukunft durch Fundraising-Maßnahmen und gezielte Aktionen neue Einnahmequellen zu erschließen. Der Thementag richtete sich an alle Haupt- und Ehrenamtlichen in Kirchengemeinden, Einrichtungen und Stiftungen beider Kirchen.
In ihrer Begrüßung betonte Edda Bosse, Präsidentin des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche, dass es wichtig sei, in den evangelischen Kirchen den Bereich des Fundraisings auf professionelle Füße zu stellen. Es sei unverzichtbar, flächendeckend Fundraisingstellen einzurichten, wie dies ja auch schon an vielen Stellen geschehe. So hätten die in diesem Bereich Engagierten die Möglichkeit zu Aus- und Weiterbildung, zum Netzwerken und gegenseitiger Unterstützung. Es gehe im Fundraising nicht darum, als Bittsteller zu agieren. Ziel sei, mit Unterstützung freiwilliger Geberinnen und Geber zu einer größeren Verteilungsgerechtigkeit zu kommen. Es sei wichtig, Gebende und Nehmende zusammenzubringen und davon zu erzählen, was mit den Gaben und Spenden Segensreiches für Menschen und Gesellschaft, insbesondere im Bereich der Diakonie und der Kirchengemeinden getan werde.
Bischof Jan Jassen rief in seiner Andacht auf dem Fundraising-Tag die im Bereich Fundraising Engagierten dazu auf, Menschen als verantwortliche Mitglieder einer bürgerlichen Gesellschaft, die zur Gestaltung des sozialen und kulturellen Lebens in unserer Region aufgerufen sind, anzusprechen. Dabei gelte, „je mehr die Grundversorgung gesichert ist, umso eher lassen sich Menschen auf die Übernahme von Verantwortung hin ansprechen.“ Global betrachtet heiße dies: Nur wer mindestens Zugang zu sauberem Wasser habe, könne helfen, ein Land mit aufzubauen. Auf regionaler Ebene bedeute dies, wer Arbeit und Verdienst habe, werde sich eher als sozialer Teilhaber einer Gesellschaft verstehen. Im übertragenen Sinne gilt laut Bischof Janssen daher: „Diejenigen, die sich alles leisten können, wissen nicht nur in Finanzkrisen, dass auch sie eine Sehnsucht haben, die über bloße Wohlstandssorgen hinausgeht!“ Hierzu gehöre auch, so Janssen, „dass die Einstellung derer, die so tun, als seien sie auf nichts angewiesen, die es sich mit Sattheit und Bequemlichkeit genügen lassen, kritisiert wird.“
In seinem Impulsvortrag „Fundraising im Weinberg Gottes“ bot der Fundraising-Experte Pfarrer Helmut Liebs aus Württemberg Denkanstöße und lud ein zur Diskussion über den Stellenwert des kirchlichen Fundraisings. In seinem Vortrag ging es um christliche Werte im Fundraising sowie das eigene Verhältnis zum Geld. „Fundraiserinnen und Fundraiser inspirieren Menschen zum Tun des Guten“, so Liebs. Sie seien tätig, um Gott zu dienen, dann werde es auch den Menschen gut tun. Aber Fundraiserinnen und Fundraiser seien auch tätig, weil sie eine gerechtere Gesellschaft wollten, in der keine/keiner die andere/den anderen sich selbst überlasse. Vielmehr gehe es darum, zu einem Miteinander beizutragen, das jedem Geschöpf gerecht werde.
Als Fragen an das Fundraising aus der Praxis formulierte Liebs: „Motiviert unser Fundraising, indem es um Empathie für Notleidende bittet? Bewirken wir, dass fröhlich gegeben wird? Danken wir ausreichend für die Solidarität mit unserem Anliegen? Wie ist unsere eigene Haltung? Ist sie von Christus her begründet?“
Die Servicestelle Fundraising und Stiftungswesen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wurde im Rahmen des Fundraising-Tages von Ingrid Alken, Referentin der Servicestelle, vorgestellt. Sie betonte, dass die Servicestelle deutschlandweit intensiv im Bereich Aus- und Weiterbildung aktiv sei und hier sehr viele Angebote mache. Im Bereich der EKD trage die Servicestelle auf zentraler Ebene zur Vernetzung bei. Weitere Informationen zur Servicestelle Fundraising und Stiftungswesen der EKD finden Sie unter www.fundraising-evangelisch.info
Die insgesamt sieben Workshops boten viele Tipps und Anregungen für die tägliche Arbeit. Hochkarätige Referentinnen und Referenten aus dem gesamten Bundesgebiet referierten über Themen wie „Einführung in das Fundraising“, „Mit Spendenmailings erfolgreich sein“, „Anlassspenden leicht gemacht“ oder „Nachlassspenden“.
Im Workshop „Erlebnis bringt Ergebnis: Durch Events begeistern, binden und beteiligen“ ging Helmut Liebs, Pfarrer und Fundraising-Manager aus Stuttgart, Fragen nach wie: Wer braucht Events? Die Antwort lieferte er gleich mit: jede Organisation, die erlebt werden will, viele Menschen zugleich erreichen möchte, auf persönliche Kontakte setzt, Zusammengehörigkeit für wichtig hält und unverwechselbar erinnert werden möchte, um Menschen zu begeistern, zu binden und zu beteiligen. Der Workshop vermittelte zahlreiche Beispiele aus der Praxis für die Praxis.
Eine Einführung in das Fundraising bot der Workshop „Über das Geld und die innere Haltung“ mit Anna Findert, Journalistin und Fundraising-Managerin aus Hannover. In diesem Tagesworkshop erkundeten die Teilnehmenden gemeinsam mit der Referentin die Grundlagen des Fundraisings im kirchlichen und diakonischen Bereich und bekamen einen ersten Überblick über die Vorgehensweisen, Instrumente und Zielgruppen. Fundraising als eine sinnerfüllende Tätigkeit, die Beziehungen zwischen Menschen stiftet.
„Mit Spendenmailings erfolgreich sein“ lautete der Workshop mit Annette Urban-Engels, Fundraising Managerin und Studienleiterin Fundraising-Akademie aus Bielefeld. „Auch wenn sich inzwischen eine Vielzahl neuer Wege bei der Bitte um Spenden entwickelt hat: Das Spendenmailing wird auch in den kommenden Jahren ein wesentliches Instrument der Spendengewinnung bleiben. Doch wer weiterhin gute Einnahmen erzielen will, muss zielgruppenorientierten Spendenbriefen zukünftig eine höhere Aufmerksamkeit schenken“, so Urban-Engels. Der Tagesworkshop konzentrierte sich auf Grundlagen und Zielgruppenorientierung, begleitet durch praxisbezogene Anregungen für einen erfolgreichen Spendenbrief.
Der Workshop „Anlassspenden leicht gemacht“ mit Marcus Dohm, Diplom-Theologe und Fundraising-Manager aus Burgdorf und Burgwedel-Langenhagen, machte klar, dass immer häufiger Menschen zu Jubiläen auf Präsente verzichten und um eine Spende für den guten Zweck bitten. „Auch in Todesanzeigen liest man immer häufiger Spendenbitten. Diese sogenannten Anlassspenden nehmen auch im kirchlichen Fundraising deutlich an Bedeutung zu“, so der Referent. In diesem Workshop ging es darum, wie Anlassspenden-Aktionen bewusst und kreativ zu gestalten sind.
„Nachlassspenden“ lautete der Titel des Workshops mit Birgit Kern, Geschäftsführerin der Stiftung „Brot für die Welt“ aus Berlin. „Erbschaftsmarketing, ein Bereich wie jeder andere? Wenn Sie sich fragen: Wie geht das überhaupt? Was und wen brauche ich dazu? Was muss ich alles beachten? Soll ich, kann ich damit anfangen/weitermachen?“, waren Fragestellungen, der die Referentin in diesem Workshop nachging.
Beate Hoffmann, Gründerin des Bremer Medienbüros und Kommunikationsberaterin aus Bremen, stellte im Workshop „Public Relations mit Pfiff und Plan“ vor, wie gute Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden sollte. Ihre Empfehlung lautete: gute Beziehungen herstellen, Dialoge schaffen und erreichen, dass die eigene Organisation wahrgenommen wird. Wie Zielgruppen zu erreichen sind, welche Geschichten erzählt werden sollten und um die Planung der PR insgesamt ging es in diesem Workshop.
Wo steht mein „Fördertopf“ im „Förderdschungel“? – Gibt es eine Fördermöglichkeit für mein Projekt? – waren die zentralen Fragen des Workshops mit Jens Holdorf, Leiter der Servicestelle Fördermittel der BEK und Fundraising-Manager aus Bremen, der zu Fördermöglichkeiten mit Blick auf kommunale Mittel, Landesmittel, Bundesmittel, EU-Mittel, Lotteriemittel, Stiftungsmittel, Wettbewerbsmittel etc. referierte. Sein Tipp lautete: Fördermittel eigneten sich als Anschubfinanzierung für Projekte (Förderdauer in der Regel bis zu drei Jahre, max. fünf Jahre) ebenso, wie für Projekte, die auch wirklich zeitlich begrenzt sind. Soll es nach der Förderung weitergehen, so müsse die Anschlussfinanzierung gut überlegt sein, betonte Holdorf.
Organisiert wurde der Fundraisingtag von Silke Timmermann, Fundraisingbeauftragte der oldenburgischen Kirche, und Petra Detken von der Fachstelle Fundraising der Bremischen Evangelischen Kirche sowie von Sabine Schlösser (oldenburgische Kirche) und Birgit Schröder (bremische Kirche).
Ausführliche Informationen zum Thema Fundraising in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg erhalten Sie unter: 0441 7701-194 sowie per E-Mail: fundraising@kirche-oldenburg.de und online unter: www.kirche-oldenburg.de/themen/kirche-geld.html