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Sie dürfen einen Gottesdienst leiten und auf Grundlage einer Lesepredigt predigen. Die Rede ist von den ehrenamtlichen „Predigtlektorinnen und Predigtlektoren“. Voraussetzung ist der erfolgreiche Abschluss des Kurses Ausbildung zur Predigtlektorin oder -lektor (bisher: „Lektor/Lektorin nach B“), so ist die Mitarbeit Ehrenamtlicher im Gottesdienste umschrieben. In der Alexanderkirche in Wildeshausen beauftragte Oberkirchenrätin Gudrun Mawick nun 14 Frauen und Männer aus den Kirchenkreisen der oldenburgischen Kirche mit dem Ausführen dieses Ehrenamtes.

   

Am vierten Sonntag nach Ostern, dem Kantate-Sonntag, widmete Oberkirchenrätin Gudrun Mawick nach dem Einzug in die Alexanderkirche, der unter der Leitung von Kantor Ralf Grössler durch den Laudate-Chor begleitet wurde, den Inhalt ihrer Predigt auf den Brief des Paulus an die Kolosser (Kol 3,12-17) . „So zieht nun an. Jetzt geht’s los! So zieht nun an als die Auserwählten Gottes“, begann die Oberkirchenrätin ihre Predigt. Gesungen stand dahinter ein „Sister, carry  on….“

   

Der Predigttext aus dem dritten Kapitel des Briefes an die Gemeinde Kolossä beginnt mit diesen Worten. „Wie schön, wie passend für Euch Lektorinnen und Lektoren. Denn nach der Ausbildung wollt und sollt ihr loslegen. Zieht an!“. Herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld, Worte, die gleich einen ganzen Katalog an Tugenden darstellen würden, stehen dahinter. „Genießen wir ein wenig das Gold dieser Worte.  Seid ihr jetzt alle ein Stück gewachsen oder erschlagen von so viel Gold?“, hinterfragte die Oberkirchenrätin und verlas den ganzen Abschnitt des dritten Kapitel des Briefes an die Gemeinde Kolossä für den Sonntag Kantate, der dann endet: „Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater durch ihn.“

 

Allerdings beginnt der Vers in anderen Bibelübersetzungen mit anderen Worte: „So bekleidet euch nun“ oder „Darum legt nun das neue Gewand an!“ Es dränge sich die Frage auf, ob es darum gehe, etwas anzuziehen im Sinne von Bekleidung oder etwas voranzubringen, so Oberkirchenrätin Mawick. „Der Blick in den Originaltext zeigt eindeutig, dass es hier um den Begriff „zu bekleiden“ im Sinne von voranzubringen gehe.“ Eine Wortwahl Martin Luthers, die alle Überarbeitungen seiner Übersetzung überlebt hätte. Gudrun Mawick weiter in ihrer Predigt: „Bestimmt haben Sie heute auch überlegt, Was ziehe ich an? In unserem Text vom Anziehen ist das Schöne, dass es hier keine Qual der Wahl gibt: Alles ist schon ausgesucht und liegt bereit: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld. Denn die das hören sind getauft. Sie haben den alten Menschen abgelegt und den neuen angezogen. Was sie kleidet, sind keine menschlichen Tugenden, sondern Gaben des Geistes, Wie eine neue Haut.“

   

Wie eine Spange oder Gürtel eine wallende Kleidung zusammenhalten, so wird in der Predigt von Gudrun Mawick beschrieben, dass die Liebe alles umfasst und nicht auseinanderfallen lasse. Sie sei das Band der Vollkommenheit. „So angezogen und gegürtet wird das Evangelium sichtbar und sesshaft. Das Wort Christi soll reichlich unter euch wohnen. Gemeint ist damit nicht nur flüchtig, sondern einziehen, Raum gewinnen und beanspruchen. Anders übersetzt: Lasst die Botschaft von Christus bei euch ihren ganzen Reichtum entfalten.“

   

Und weiter: „Dass er zu hören und zu sehen ist in unseren Gottesdiensten, daran hab Ihr Lektorinnen und Lektoren miteinander mit Pfarrerin Barbara Bockentin (Beauftragte für Lektorin Arbeit) und Pfarrer Cornelius Grohs (Pfarrstelle für Ehrenamt und Lektorenarbeit) in den beiden vergangenen Jahren gearbeitet und dafür danke ich allen im Namen unserer oldenburgischen Kirche von Herzen. Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit – so nennt unser Predigttext das, was zur Lektorenausbildung gehört. Jetzt fehlt hier nur: Und übt bitte, gebraucht eure neu durchlüfteten Kleider, carry on.“

   

Dass es dabei durchaus auch steinig und hart werden kann, sei möglich. „Doch Schwestern und Brüder legt los, rocky und rough. Manchmal muss man ringen bei der Vorbereitung von Predigten, denn es ist nichts, was so leichthin geht. Da versperren dicke Brocken den Text, und es ist richtig hart, Bilder und Worte für hier und für heute zu finden.“ Habe man diese Hürde geschafft, gehe es ans Feiern: „Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt Gott dankbar in eure Herzen. Ihr seid bekleidet dafür und nicht das, ihr seid als Getaufte richtig gut angezogen und als Lektorinnen und Lektoren sorgfältig präpariert. Carry on!“

   

15 Frauen und Männer durchliefen die zweijährige Ausbildung. Menschen aus unterschiedlichen Berufen, die eine besondere, theologische Ausbildung in der oldenburgischen Kirche absolviert haben und sich ehrenamtlich in den Gemeinden einsetzen. 14 von ihnen erhielten den Segen durch Oberkirchenrätin Gudrun Mawick am Kantate-Sonntag. 

 

Begrüßt, verpflichtet und willkommen geheißen wurden:

Kirchenkreis (KK) Friesland/Wilhelmshaven: Lydia Sell-Sambale (Heppens); Susanne Klenk (Fedderwarden); Annja Katharina Woida (Schortens); Philipp Hoffmann (Varel)

KK Wesermarsch: Heiner Köhler (Butjadingen)

KK Ammerland: Anja Feuersenger (Reekenfeld), Linda Teiwes (Rastede)

KK OL-Stadt: Nadine Carina Waitz (Oldenburg); Johannes Rinke (Oldenburg); Elke Henken (Osternburg); Dr. Kathrin Auerbach (Osternburg)

KK Delmenhorst/Oldenburg-Land: Nadine Klaener (Sandkrug); Renate Tagher (Wildeshausen)

KK Oldenburger Münsterland: Carl Mathias Wilke (Garrel)

   

Ein Beitrag von Peter Kratzmann.

 

14 Predigtlektorinnen und -lektoren vor der Alexanderkirche zusammen mit Oberkirchenrätin Gudrun Mawick, Pfarrerin Barbara Bockentin und Pfarrer Cornelius Grohs in der Mitte. Fotos: ELKiO/ Peter Kratzmann
14 Predigtlektorinnen und -lektoren vor der Alexanderkirche zusammen mit Oberkirchenrätin Gudrun Mawick, Pfarrerin Barbara Bockentin und Pfarrer Cornelius Grohs in der Mitte. Alle Fotos: ELKiO/Peter Kratzmann
Oberkirchenrätin Gudrun Mawick während ihrer Predigt.
Der Laudate-Chor unter der Leitung von Kantor Ralf Grössler sang nach dem Einzug.