Das zivilgesellschaftliche Bündnis United4Rescue hat gemeinsam mit Sea-Watch ein zusätzliches Seenotrettungsschiff in Dienst genommen. In Anwesenheit des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, taufte Aminata Touré, Landtagsvizepräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, das Schiff am Donnerstag, 20. Februar, in Kiel auf den Namen „Sea-Watch 4“. Das Logo von United4Rescue am Bug zeigt prominent, dass das Bündnis den Kauf ermöglicht hat und auch weiterhin hinter dem Bündnisschiff steht.
Mitglieder und Förderer des Bündnisses United4Rescue und der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch hatten sich zu dem Anlass auf dem Schiff getroffen. Das frühere Forschungsschiff „Poseidon“ konnte Ende Januar in einem verdeckten Bieterverfahren ersteigert werden und soll bereits zu Ostern im zentralen Mittelmeer aktiv sein. Bisher liegt es noch an seinem früheren Heimathafen in Kiel.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte: „Mit der heutigen Schiffstaufe und dem Auslaufen der ‚Sea-Watch 4‘ in wenigen Tagen setzen das Bündnis United4Rescue und mit ihm alle Partner und Förderer die Ankündigung ‚Wir schicken ein Schiff‘ nun in die Tat um. Schiff und Crew werden hoffentlich schon bald Menschenleben im Mittelmeer retten. Dabei können sie weiter auf die Unterstützung vieler engagierter Christinnen und Christen zählen. ‚Man lässt keine Menschen ertrinken.‘ Hinter dieser Überzeugung steht ab sofort nicht wie bisher ein Punkt, sondern mit der ‚Sea-Watch 4‘ ein weithin sichtbares Ausrufezeichen.“
Oldenburgische Kirche unterstützt Bündnis zur Flüchtlingsrettung im Mittelmeer
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg wurde bei der Schiffstaufe in Kiel durch Pfarrer Dr. Stefan Welz, Referent für Gottesdienst und Theologische Grundsatzarbeit, vertreten. Die oldenburgische Kirche ist Teil des Aktionsbündnis „United4Rescue – Gemeinsam Retten“ und hat den Kauf eines zusätzlichen Rettungsschiffes zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung mit 20.000 Euro unterstützt. Menschen in Seenot müssen laut Bischof Thomas Adomeit gerettet werden, das sei nicht verhandelbar. „Und aus christlicher Sicht unterstreiche ich das: Jedes Menschenleben ist unendlich wertvoll.“ Bischof Thomas Adomeit: „Jedes einzelne gerettete Leben ist ein toter Mensch weniger.“
Taufpatin Aminata Touré, Landtagsvizepräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, sagt zum Entsenden des neuen Rettungsschiffs: „In Zeiten, in denen politisch Verantwortliche in ganz Europa keine Antwort auf das Sterben im Mittelmeer geben, ist es umso beeindruckender, dass die Zivilgesellschaft handelt. Ich freue mich, dass die Sea-Watch 4 bald starten kann und Menschenleben retten wird! Danke für Ihren Einsatz!“
Thies Gundlach, erster Vorsitzender des Trägervereins von United4Rescue, freut sich über den Erfolg der Kampagne #wirschickeneinSchiff: „Dieses Schiff ist ein Ausdruck der Humanität aus der Mitte unserer Gesellschaft. In kürzester Zeit konnten wir Dank tausendfacher Unterstützung ein Schiff kaufen. United4Rescue sorgt mit dafür, dass das Schiff Richtung Mittelmeer aufbrechen kann – dafür bedarf es noch mancher Unterstützung, insbesondere einer gut ausgestatteten Krankenstation.“
Und Michael Schwickart, 2. Vorsitzender des Trägervereins, betont: „Unsere Arbeit geht natürlich weiter! Gemeinsam mit allen Bündnispartnern und Förderern von United4Rescue werden wir uns auch über den Schiffskauf hinaus für die Seenotrettung einsetzen – und durch Spenden unterstützen. Uns ist es wichtig dort zu helfen, wo Not besteht: Es darf niemals passieren, dass ein Rettungsschiff nicht auslaufen kann, weil es am Geld fehlt!“
Auch 2019 verloren mehr als 1.000 Menschen ihr Leben im Mittelmeer. Wie dringlich der Bedarf an einem weiteren Rettungsschiff ist, zeigte auch der gestrige Mittwoch, als die Sea-Watch 3, 121 Menschen im zentralen Mittelmeer aus einem überfüllten Schlauchboot gerettet hat.
Mattea Weihe, Crewmitglied der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch, die die operative und wirtschaftliche Verantwortung des Einsatzes des neuen Schiffs tragen wird: „Solange Europa Menschen zur Abschreckung ertrinken lässt, werden wir nicht tatenlos zusehen. Dass die Sea-Watch 4 schon bald in See stechen wird, zeugt von großer gesellschaftlicher Solidarität, ist aber auch klares Signal an Europa, endlich Menschenrechte über Abschottung zu stellen. Gemeinsam mit dem Bündnis United4Rescue sorgen wir jetzt dafür, dass die Sea-Watch 4 bestens ausgerüstet Richtung Mittelmeer aufbrechen kann, wo immer noch jedes Rettungsschiff dringend gebraucht wird.“
Die Sea-Watch 4 wird bereits in der nächsten Woche den Kieler Hafen verlassen. Nach weiteren erforderlichen Umbauarbeiten in Spanien wird das Schiff im April den ersten Einsatz bestreiten.
Hintergrund
Das Bündnis United4Rescue wurde am 3. Dezember 2019 gegründet. Ihm gehören inzwischen fast 400 Institutionen, Vereine, Firmen und Initiativen an. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (www.united4rescue.com/partners). Die Initiative für ein zusätzliches Rettungsschiff und für ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis ging von der Evangelischen Kirche aus. Das Bündnis reicht inzwischen weit über kirchliche Grenzen hinaus.
Das Bündnis steht für vier Forderungen an die deutsche und europäische Politik:
1) Seenotrettung ermöglichen,
2) Kriminalisierung der Seenotrettung beenden,
3) Faire Asylverfahren gewährleisten und
4) den „Sicheren Häfen“ ermöglichen, aktiv zu werden.
Die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch ist direkter Kooperationspartner für das erste Projekt des Bündnisses, die Seenotrettung im Mittelmeer durch ein zusätzliches Rettungsschiff zu verstärken: #wirschickeneinSchiff. Sea-Watch ist seit 2015 in der Seenotrettung aktiv und war an der Rettung von über 37.000 Menschen beteiligt. Die Organisation wird neben ihrer aktuellen Mission der Sea-Watch 3 den Betrieb eines weiteren Schiffes gewährleisten. Sea-Watch ist selbst Mitglied des Bündnisses United4Rescue.
Kontakt United4Rescue:
Joachim Lenz: +49 151 / 5012 6724
presse@united4rescue.com
www.united4rescue.com
Kontakt Sea-Watch:
Oliver Kulikowski: +49 157 / 5809 0674
presse@sea-watch.org
www.sea-watch.org