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Molbergen hat seit dem 11. November deutlich an maritimem Flair gewonnen. Dabei liegt die Gemeinde aus dem Landkreis Cloppenburg eindeutig im Binnenland. Doch der Name der evangelischen Kirche „Zum Schifflein Christi“ verführte viele Festredner bei der Einsegnung des erweiterten Gotteshauses zu Vergleichen mit dem Schiffsbau.

Allen voran der Oldenburger Bischof Jan Janssen. Er sah in dem Schifflein Christi einen Zweimaster, weil es zugleich Kirche und Gemeindehaus ist. Zwei große Segel würden es vorantreiben. Und der Bischof erhoffte dafür Rückenwind durch Gottes Geist. Das eine Segel seien die in der zuvor gehörten Lesung zitierten Worte des Propheten Ezechiel (Ezechiel 43,1-7), das andere sei das aus der Predigt noch bekannte Gespräch Jesu im Lukasevangelium (Lk 17,20-24). In beiden wehe Gottes Geist.

Ezechiel spreche vom Tempel als einem Wohnort Gottes, nennt Sichtbares aus der Welt des Handwerks, der Architektur, der Erdkunde: Ein Tor, eine Himmelsrichtung, Wasser und Erde, ein Fluss, ein Tempelhaus, innere Vorhöfe, Thron und Stätte.

Der andere, Lukas, nenne Hörbares: ein Gespräch in Frage und Antwort. Jesus mit Pharisäern, Jesus mit Jüngern. Einer, der unterwegs ist zwischen Gott und den Menschen, zuerst mit denen, die Altes festhalten und sichern wollen, dann mit denen, die zu Neuem aufbrechen wollen in die Zukunft ihrer Sehnsucht.

Mit Bezug auf die Pharisäer-Frage „Wann kommt das Reich Gottes“ machte Jan Janssen den versammelten Gläubigen klar: „Das Reich Gottes aber, also die Einmischung Gottes in unsere Welt und die Einfärbung unserer Welt durch das Recht Gottes, das ist mitten unter euch!“.  Dieses Reich Gottes sei ist nicht nur zu ahnen und es könne nicht  zerredet oder vertröstet werden.

 

„Es ist jetzt, heute mitten unter euch. Gerade, wenn wir an Bord des Schiffleins so zum Lobe Gottes im Gottesdienst versammelt sind wie heute, gerade, wenn wir uns zum Wohl der Nächsten begegnen und einander aufhelfen und auch die Fernsten nicht vergessen,“ verkündete der Bischof den annähernd 300 Gottesdienstbesuchern.

Für den Architekten Prof. Dr. Volker Droste, der nach der Einsegnung sprach, war es „eine große Freude“, das Schifflein Christi zu erweitern. Man habe das bisherige Schiff vergrößert und mit dem Gemeindesaal „ein neues Schiff längsseits gelegt“, beide lägen nun als „Päckchen“ in einem sicheren Hafen.

Kreispfarrer Michael Braun kannte die Molberger Kirche als „nett, gemütlich und gut“, aber sie sei einfach zu eng geworden. Frei nach der nach Comicfigur „Hägar“ formulierte Braun: „Ein Boot ist gut, ein großes Boot ist besser“ und wagte sich gleich humorvoll an die Typisierung des erweiterten Schiffleins Christi: „Ein Zweimaster mit Doppelrumpf – das ist doch ein Katamaran!“.

 
Für die katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist gratulierte Diakon Holger Meyer und wünschte den evangelischen Christinnen und Christen Gottes Segen.

Für Pfarrer Dr. Oliver Dürr geht mit den finalen Bauarbeiten eine Zeit der Provisorien zu Ende. Für die Gottesdienste nutzten er und seine Gemeinde während der Bauphase die Mensa der örtlichen Anne-Frank-Schule. Und die regelmäßige Kleiderannahme für die Bethel-Sammlung musste vorübergehend eingestellt werden, weil Lagermöglichkeiten fehlten. Und Raumnot herrschte ohnehin, denn durch den Zuzug von Aussiedlern hatte sich die Kopfzahl der Gläubigen von einst 170 auf mittlerweile 1.000 fast versechsfacht. Die evangelische Kirche investierte rund eine halbe Million Euro, um zeitgemäße Räume zu schaffen. Umfassende Isolierungsmaßnahmen, die neue Heizungsanlage und ein moderner Baukörper sorgen nun für einen nachhaltigen Betrieb von Gemeindehaus und Kirche.


Für „Pastor Olli“, wie ihn die Molberger nennen, stehen nach der Fertigstellung eine etwas größere Sakristei und ein angemessenes Büro zur Verfügung, das auch Platz für Besprechungen mit den Ehrenamtlichen bietet. Nachdem der frühere Versammlungsraum jetzt der Kirche zugefügt wurde, erhielt die Gemeinde im Anbau einen neuen Saal, der durch große Fenster, weiße Wände und seinen Holzfußboden hell und freundlich wirkt. Auch die Nebenräume des Saals sind komplett neu, von der Küche über die Toiletten bis hin zum behindertengerechten WC.

Salz und Brot übergab Kreispfarrer Michael Braun (rechts) zur Einweihung an Pfarrer Dr. Oliver Dürr.
„Gottes Reich ist mitten unter Euch“, verkündete Bischof Jan Janssen.
Die neuen Räume des Schiffleins waren am Sonntag komplett besetzt. Viele Besucher standen auf dem Flur zum Gemeindesaal. Per Projektion wurde der Gottesdienst in den ebenfalls voll besetzten neuen Gemeindesaal übertragen.
„Echt cool“: Die Theatergruppe der Gemeinde in einem Anspiel zum Evangelium.
Moderne Songs kamen von Mitgliedern der ökumenischen Gruppe „4 for Him“.
Glückwünsche überbrachten der stellvertretende Landratrat des Landkreises Cloppenburg, Antonius Lamping (links), und Molbergens Bürgermeister Ludger Möller (rechts).