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Die Reformation hat das Bestattungs- und Friedhofswesen revolutioniert. Martin Luther selber hatte eine Bestattung im Wald für sich durchaus in Erwägung gezogen. Und er hat auch für die Gestaltung der Friedhöfe bemerkenswerte Vorschläge gemacht. Vor diesem Hintergrund stellt die Lutherdekade, die in den zehn Jahren bis zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation, das im Jahr 2017 gefeiert wird, jedes Jahr unter einen anderen Schwerpunkt setzt, dieses Jahr unter das Thema „Reformation und Erinnerungskultur“.

 

Hierzu hat der Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven in Zusammenarbeit mit der evangelischen Familienbildungsstätte Friesland-Wilhelmshaven eine sechsteilige Veranstaltungsreihe aufgelegt, die jetzt von Kreispfarrer Christian Scheuer und dem Leiter der Familienbildungsstätte, Rüdiger Schaarschmidt, vorgestellt wurde.

Im Mittelpunkt der Reihe stehen zwei Aspekte: „Es ist eine rasante Veränderung in der Trauer- und Bestattungskultur zu verzeichnen“, so Christian Scheuer. Hier sollen die Hintergründe aufgedeckt, der Wertewandel in der Gesellschaft verdeutlicht und in Bezug zur Bestattungskultur gesetzt werden. Aber auch nach Perspektiven soll gefragt werden. Dabei soll unter anderem auch die Frage nach der Zukunft der Friedhöfe gestellt werden, die derzeit zu rund 50 Prozent in kirchlicher Trägerschaft unterhalten werden.

Ein zweiter Schwerpunkt der Reihe ist die Frage nach öffentlichem Gedenken und nach Jubiläen. Hier stelle sich die Frage, inwieweit solche Gedenkfeiern überhaupt noch öffentlich wahrgenommen würden oder ob sich dort nicht vielfach ein kleiner immer gleicher Kreis treffe, erklärte Scheuer.

Die Veranstaltungsreihe ist an verschiedenen Orten im Kirchenkreis vorgesehen, sie führt von Schortens und Jever über Varel nach Wilhelmshaven. Dabei setzen die Organisatoren bei jedem Thema auf eine zweigleisige Erschließung. So gibt es vielfach Kombinationen zwischen Vorträgen und Musik, aber auch eine Exkursion steht auf dem Programm. Hochkarätige Referenten und Musiker konnten für die Reihe verpflichtet werden, die vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Universität Oldenburg gefördert wird.

Den Auftakt zur Reihe macht am Mittwoch, 17. September, um 19 Uhr im Bürgerhaus Schortens ein Vortrag mit Diskussion unter dem Titel „Orte der Erinnerung – Bilder der Gemeinschaft“. Die Referenten Dr. Thorsten Benkel (Universität Passau) und Matthias Meitzler (Universität Frankfurt) stellen den Wandel der Bestattungskultur vor. Dabei wollen die Referenten ihren Aufenthalt in der Region nutzen und auch hier Friedhöfe besuchen und anhand von Fotografien Veränderungen aufzeigen. Dabei sei auf Friedhöfen allgemein der Trend weg von der Jenseitsaussicht hin zum Lebensrückblick zu beobachten, erklärte Pastor Morgenstern. Musikalisch wird der Abend von Richetta Manager (Sopran) mit Gospels gestaltet, Kreiskantor Klaus Wedel begleitet sie am Klavier.

Neben weiteren Vorträgen (weiter unter finden Sie eine Auflistung der Veranstaltungen) wird sicher auch die Exkursion zu ausgewählten Friedhöfen (Parkfriedhof Varel, Vereinsfriedhof Bredehorn, Ruheforst Grabhorn und der kirchliche Monopolfriedhof Zetel) sehr interessant. Hierfür müssen sich die Interessenten unter www.efb-friwhv.de (Familienbildungsstätte) anmelden, es stehen nur 25 Plätze zur Verfügung.

Flankierend zur der Veranstaltungsreihe gibt es eine Wanderausstellung unter dem Titel „Der Tod ist verschlungen vom Sieg“. Das Museum für Sepulkralkultur aus Kassel arbeitet hier unter anderem die Frage nach der Zukunft der kirchlichen Friedhöfe auf und zeigt neue Wege auf. Am Freitag, 19. Oktober, um 18 Uhr in der Auferstehungskirche führt der Leiter des Museums für Sepulkralkultur, Professor Dr. Reiner Sörries in die Thematik ein.

Der Flyer mit allen Veranstaltungen liegt jetzt an vielen Orten aus. Informationen finden Sie auch im Internet unter: www.kirche-am-meer.de

Die Ausstellung ist zu sehen:
19. September bis 2. Oktober: Auferstehungskirche in Varel
4. bis 24. Oktober: St.-Stephanus-Kirche in Schortens
26. Oktober bis 24. November: Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven.

Vorträge, Musik, Exkursion:

Mittwoch, 17. September, 19 Uhr, Bürgerhaus Schortens:
„Orte der Erinnerung – Bilder der Gemeinschaft“ – Die Vielfalt zeitgenössischer Bestattungskultur

Freitag, 19. September, 18 Uhr, Auferstehungskirche Varel:
„Wieviel Freiheit verträgt der Friedhof“ – Die Reformation hat das Bestattungs- und Friedhofswesen revolutioniert – Einführung zur Wanderausstellung

Sonnabend, 27. September, 10 bis 17 Uhr:
Exkursion zu Friedhöfen (mit Anmeldung)

Freitag, 3. Oktober, 11 Uhr, Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven:
„Stellvertretendes Gedenken?!“ Gedenken und Diskussion

Freitag, 31. Oktober, 18 Uhr, Banter Kirche
„Reformationsjubiläum 1917“  Ist der Freiheitsruf der Reformation ein Trost in der Depression am Ende des ersten Weltkrieges?

Freitag, 21. November, 17 Uhr, Stadtkirche Jever:
„Musik über den Gräbern“ Erklärende Einführung und Aufführung von Bach-Kantaten

Ein Beitrag von Annette Kellin.

Kreispfarrer Christian Scheuer (re.) und Rüdiger Schaarschmidt, Leiter der evangelischen Familienbildungsstätte, stellen die Veranstaltungsreihe zum Thema Erinnerungskultur vor. Fotos: ELKiO/Annette Kellin
Kirchhof in Sande: Die Reformation hat die Erinnerungskultur stark beeinflusst.