Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen haben am Sonnabend mit Respekt auf den Rücktritt des katholischen Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode reagiert. Der 72-jährige Bischof zog mit seinem Amtsverzicht Konsequenzen aus Versäumnissen im Umgang mit Missbrauch in der Kirche. Der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit würdigte als Vorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen die Entscheidung, mit der Bode persönliche Verantwortung übernehme.
Adomeit dankte Bode zugleich für seine Offenheit und Gastfreundschaft und eine vertrauensvolle und engagierte Zusammenarbeit in fast 28 Jahren seines Wirkens. „Er hat die Ökumene gerade in Niedersachsen mit seiner theologischen Arbeit deutlich geprägt.“ Als Vizepräsident des katholischen Reformprozesses „Synodaler Weg“ habe sich Bode in besonderer Weise für Veränderungen starkgemacht und Reformen im Bistum Osnabrück und darüber hinaus angestoßen und umgesetzt.
Der Papst hatte am Sonnabend den Rücktritt Bodes angenommen. Bode nannte als einen Grund den im September veröffentlichten Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück. Dieser habe ihm noch einmal deutlich seine eigenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen vor Augen geführt. Der Bericht erhebt schwere Vorwürfe gegen den Bischof. Unter anderem habe er bis 2010 mehrfach Beschuldigte in ihren Ämtern belassen und damit weitere Tatgelegenheiten ermöglicht.
Adomeit betonte in seiner Stellungnahme, die Aufarbeitung von und der wirksame Schutz vor sexualisierter Gewalt durch Mitarbeitende hätten auch für die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und ihre Diakonie höchste Priorität. Auch in der evangelischen Kirche gab es bereits Kritik von Betroffenen am Umgang mit Missbrauchsfällen.
Weitere Reaktionen
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) betonte, dass Bode seinen Rücktritt auch mit eigenen Fehlern begründet und sich zu seiner Verantwortung bekannt habe, verdiene Anerkennung. Der Bischof zolle mit diesem Schritt und der damit verbundenen offenen Selbstkritik den Opfern den notwendigen Respekt. Bode habe in seinem langjährigen Dienst viel für die katholische Kirche in Niedersachsen, aber auch für den Zusammenhalt in der Gesellschaft getan.
Der norddeutsche Betroffenenrat der Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück sprach von einem wichtigen „Zeichen sichtbarer Verantwortungsübernahme“. Das „letztendlich konsequente Handeln von Bischof Bode sollte Vorbild für andere Verantwortungsträger“ sein, hieß es dazu vom Betroffenenrat. Der Betroffenenrat hatte Bode im Dezember vergangenen Jahres wegen seines Umgangs mit Fällen sexualisierter Gewalt kirchenrechtlich angezeigt.
Innerhalb der katholischen Kirche löste Bodes Rücktritt auch Bedauern aus. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, würdigte in einem Brief an Bode dessen Einsatz unter anderem als langjähriger Jugendbischof und für den Reformprozess „Synodaler Weg“. „Dein Glaubenszeugnis, Dein Mut als Bischof und Deine visionäre Kraft für eine Erneuerung der Kirche sind das, was - neben vielem anderen - bleiben wird.“ Mit seinem Rücktritt übernehme Bode Verantwortung.
Die Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Osnabrück, Katharina Abeln, zeigte sich berührt und überrascht von dem Rücktritt. „Über 25 Jahre hat Bischof Bode unser Bistum geleitet und gestaltet - als Bischof, Seelsorger, Visionär und Reformer“, sagte sie am Sonnabend. „Mit Bischof Bode geht auch ein Mitstreiter auf vielen weiteren Ebenen, besonders auch in der Bischofskonferenz.“ Der ebenfalls aus dem Amt scheidende Osnabrücker Generalvikar Ulrich Beckwermert sprach von einer „Zäsur“ für das Bistum. Bode habe das Bistum als Verfechter einer weltoffenen Kirche geprägt, die Gott und den Menschen nahe sei, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Sonntag, Online).
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße betonte die enge Verbundenheit der beiden Bistümer. Bis 1995 gehörte auch das heutige Erzbistum Hamburg zum Bistum Osnabrück. Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirchen in Niedersachsen, Bischof Thomas Adomeit, würdigte Bodes Offenheit, Gastfreundschaft und seinen Einsatz für die Ökumene in Niedersachsen. Sein Rücktritt verdiene „tiefen Respekt“, sagte der Oldenburger Bischof.
Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ nannte Bodes Rücktrittsgesuch verspätet, aber dennoch beispielhaft, auch für andere Bischöfe und Personalverantwortliche in der katholischen Kirche. „Wir sind Kirche“ begrüßte, dass der Papst das Gesuch Bodes angenommen hat. „Dagegen ist es nach wie vor zutiefst irritierend, dass über das Rücktrittsgesuch von Kardinal Rainer Maria Woelki immer noch nicht entschieden wurde, was dramatische Vertrauensverluste und in der Folge zahlreiche Kirchenaustritte zur Folge hat.“
Bodes Rücktrittsgesuch ist das erste, das Papst Franziskus im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche angenommen hat. Rücktrittsgesuche anderer Bischöfe hatte der Papst bisher abgelehnt, im Fall des Kölner Kardinals Woelki steht die Entscheidung weiter aus.
epd/red