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Hannover (epd). Nach Ansicht der Religionsexpertin Nina Käsehage belasten der Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der dadurch neu aufgeflammte Nahostkonflikt das Miteinander an deutschen Schulen. «Viele Lehrkräfte sind verunsichert, wie sie den Konflikt im Unterricht angesichts der zum Teil hochemotionalen Stimmung thematisieren sollen», sagte die Extremismusforscherin im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Käsehage leitet das vom «Haus der Religionen» in Hannover initiierte Pilotprojekt «Der globale Konflikt im Klassenzimmer - Antisemitismus trifft auf antimuslimischen Rassismus».

«Wir haben infolge dieser Ereignisse viele Anfragen von Lehrkräften erhalten, weil der Nahostkonflikt zu Auseinandersetzungen innerhalb ihrer Klassen geführt hat und sie verunsichert sind, wie sie damit umgehen sollen», sagte Käsehage. Ziel des vom niedersächsischen Kultusministerium finanzierten Projekts sei es, Lehrkräfte zu unterstützen und empiriebasierte Weiterbildungen und Materialien für sie zu entwickeln. «Das Haus der Religionen verfügt als einzigartige Bildungseinrichtung über sachbezogene Informationen zu den Themen Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus.»

Das rund einjährige Programm fußt Käsehage zufolge auf zwei Säulen. Die Projektverantwortlichen hospitierten in den Unterrichtsfächern, die sich mit den Themen Judentum, Islam, Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus befassen, und führten Interviews mit der Lehrer- und Schülerschaft. Auf Basis dieser empirischen Erhebungen würden dann passgenaue Weiterbildungen für die Lehrkräfte entwickelt.

Dazu zählten pädagogische und didaktische Handreichungen sowie Social-Media-Trainings, die die Lehrkräfte und die Schülerschaft etwa dabei unterstützen, Fake News und Desinformationskampagnen zu erkennen. «Besonders Schülerinnen und Schüler müssen davor geschützt werden, extremistische Inhalte unreflektiert zu übernehmen», betont die Religionswissenschaftlerin.

Es gehe darum, in den Klassenräumen eine möglichst sachliche, unaufgeregte Diskussion zu führen und zu verhindern, dass Schülerinnen und Schüler in einen Radikalisierungstunnel abtauchen. Es müsse klar sein, dass an Schulen keine antisemitischen, antimuslimischen und rassistischen Narrative toleriert werden. «Unser Projekt und die damit verbundenen Fortbildungen befähigen Lehrkräfte und die Schulgemeinschaft, religionsbezogene Diskriminierung zu erkennen und sich gemeinsam dagegen zu positionieren.»