„Die Straße machte uns kalt, es gab keine Liebe. Keiner hatte Geld, landeten im Knast viel zu viele. Jungs fuhren ein, hatten im Leben keine Ziele. In der Hölle aufgewachsen zwischen Gaunern und Dieben.“ Mit diesem selbst geschriebenen Rap begrüßte ein Patient der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik in Ahlhorn Oberkirchenrat Thomas Adomeit. Begleitet wurde der Vertreter im Bischofsamt der Ev.-luth. Kirche in Oldenburg dabei von Chefarzt Gunter Burgemeister, der im Wechsel mit der gerappten Suchtgeschichte des Patienten ein französisches Lied sang.
Mit dem Rap-Chanson-Mix waren die ersten Themen für das Gespräch mit den Patienten und Mitarbeitenden der Fachklinik für abhängigkeitskranke Jugendliche und junge Erwachsene gegeben. Adomeit, der den jungen Männern und Frauen gleich das Du anbot, sprach mit ihnen über den schweren Weg aus der Sucht, ihre Hoffnungen und Ziele, den Glauben und Glaubenszweifel und die Gemeinschaft in der Klinik. Das Gespräch in der Fachklinik war der dritte Besuch einer Reihe von Begegnungen in diakonischen Einrichtungen im Oldenburger Land die Adomeit gemeinsam mit Diakonie-Vorstand Thomas Feld besucht.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen machten in ihrer Offenheit großen Eindruck auf die Besucher. Sie erzählt von den Ängsten aus ihrer Vergangenheit und auch von der Angst, das Leben „ohne Stoff nicht zu packen“. Die Offenheit der jungen Männer und Frauen beantwortete Adomeit mit ebenso großer Offenheit. Auf die Frage, ob er in seinem Leben auch mit dem Thema Abhängigkeit konfrontiert sei, antwortet er, dass er Sucht selbst in seiner Familie nicht erlebt habe und ergänzte: „Aber auch in meinem Leben läuft nicht immer alles nach Plan. Wir alle sind betroffen von Dingen, die das Leben beschweren.“
Wie wichtig die Klinik für den Schritt in die Zukunft ist, wird in dem Gespräch immer wieder deutlich: „Ohne die Klinik wäre ich jetzt im Gefängnis oder tot“, fasste es einer der Patienten zusammen. Ein anderer erzählte, hier endlich wieder erlebt zu haben, dass Spaß ohne Drogen möglich ist. „Das habe ich vorher nicht mehr geglaubt.“ Den Therapeuten gelingt es, den Patienten, die oft schwere Erlebnisse hinter sich haben, neuen Mut zu geben und ihnen ein Zuhause auf Zeit zu schaffen. „Ich bin jetzt zehn Monate hier, natürlich sage ich im Moment, das ist mein Zuhause.“
Aber wie in jedem Zuhause ist nicht immer alles einfach. Wenn in der Arbeitstherapie immer wieder Pünktlichkeit und Durchhaltevermögen angesprochen wird, trifft das nicht immer auf Begeisterung. „Umso schöner ist es dann, wenn man Patienten nach Jahren zufällig wiedertrifft und sie erzählen, dass sie jetztverstanden haben, warum wir das immer wieder verlangt haben“, erzählt Mitarbeiterin Renate Richter über die Arbeitstherapie.
Aber auch viel grundlegendere Sachen müssen viele Patienten in der Dietrich Bonhoeffer Klinik erst wieder lernen. „Viele haben das Vertrauen verloren, das ihnen geholfen wird“, sagt Chefarzt Gunter Burgemeister. Gemeinsam mit seinem engagierten Team gibt er den Patienten dieses Gefühl zurück. Das zeigt sich auch im Rap zu Beginn. Dort heißt es gegen Ende: „Meine Vorgeschichte ist im Grunde egal. Denn jetzt bin ich hier.“
Die Dietrich-Bonhoeffer-Klinik behandelt abhängigkeitskranke Jugendliche und junge Erwachsene aus dem ganzen Bundesgebiet. Mehr Informationen unter www.dietrich-bonhoeffer-klinik.de