„Reformation neu feiern: Wahrheit“. So heißt das Motto des Radiogottesdienstes zum Reformationstag aus der Stadtkirche in Jever. Die Predigt hält der Bischof Thomas Adomeit. NDR Info und der Deutschlandfunk übertragen am 31. Oktober live ab 10:00 Uhr (Deutschlandfunk ab 10:06 Uhr).
Als im Oktober 1959 die barocke Stadtkirche zu Jever bis auf die Grundmauern niederbrannte, waren viele Menschen in der Stadt verzweifelt. Zum vierten Mal hatte die Gemeinde ihr Gotteshaus verloren. Und doch ließ sie vor 60 Jahren Neues auferstehen, eine neue Kirche auf altem Grund. Am Reformationstag blickt die Gemeinde auf ihre wechselvolle Geschichte zurück. Dabei verbindet sie auch musikalisch Neues und Altes. So erklingen die Seligpreisungen der Bergpredigt in einer Collage für Orgel und Saxofon, die Hörergemeinde kann sich auf neue Lieder freuen wie „Du bist Herr, mein Licht und mein Heil“, aber auch auf Martin Luthers Choräle „Verleih uns Frieden“ und „Ein feste Burg ist unser Gott“.
Musikalisch begleiten Frauke Harland (Saxofon), Kantor Klaus Wedel (Orgel) und der Posaunenchor der Gemeinde den Gottesdienst, liturgisch Pfarrer Thorsten Harland und Lektorin Christina Kretschmer.
Wie lässt sich Wahrheit zelebrieren? Dazu bringt das Team eine der geschicktesten Regentinnen der Reformationszeit zu Gehör, Fräulein Maria von Jever. Ob sie jemals ihren katholischen Glauben abgelegt hat, ist bis heute nicht klar. Sicher ist, dass sie 1548 evangelische Ideen nicht verboten hat – was sie auf Geheiß des Kaisers hätte tun müssen - sondern alle Pfarrer einlud, ihr eigenes Bekenntnis vorzutragen. So blieb die Pfarrerschaft in Jever ziemlich bunt und war im friedlichen Miteinander ihrer Zeit voraus. Das Grußwort der katholischen Gemeinde spricht Walter Albers.
Die Kirchengemeinde freut sich, dass sie am neu geschaffenen Feiertag viele Menschen weit über die Dächer der Stadtkirche hinaus zum Singen und Beten einladen kann, wie es der Predigttext empfiehlt: „Was euch gesagt ist für das Ohr, das verkündigt auf den Dächern“. (Mt. 10,27).
Mehr Informationen zur Kirche finden Sie unter www.kirche-jever.de
Informationen zur Stadtkirche in Jever
Viermal ist die gotische Stadtkirche zu Jever niedergebrannt, viermal ist sie wieder auferstanden: 1382, 1532, 1728 und zuletzt 1959. Immer wieder hat die Gemeinde ein neues Gotteshaus erschaffen, das sich in Stil und Architektur der jeweiligen Zeit anlehnte, aber architektonisch von den Vorgängerbauten erzählte.
Die Grundform greift auf das griechische Kreuz der über 1.000 Jahre alten Stadtkirche zurück. Das erste Gotteshaus wurde von angelsächsischen Mönchen errichtet. Dem traditionelle Ziegelmauerwerk steht heute der moderne Baustoff Beton gegenüber, die gefaltete Dachkonstruktion korrespondiert in ihren Giebeln mit den Häusern, die den Kirchplatz umgeben.
So entstand das heutige Ensemble mit einem jetzt freistehenden backsteinroten Kirchturm und zehn Glasbetonwänden im Inneren. Durch ihre Struktur lenken die Fenster den Blick auf den sakralen Mittelpunkt der Kirche, das Kreuz über dem Altar aus italienischem Granit. Das vier Meter hohe Stahlkreuz wurde vom Berliner Kunstschmied Fritz Kühn gefertigt. Der barocke Taufstein links neben dem Altar gehört zu den wenigen Ausstattungsgegenständen, die aus der alten Stadtkirche erhalten geblieben und nach wie vor in Gebrauch sind.