Ein Altar zum Hören: nur einer von vielen kunstvollen Effekten in der St. Johanneskirche in Wiefelstede. In diesem Jahr wird er 500 Jahre alt. Das feiert die Gemeinde mit einem Radiogottesdienst, NDR Info, WDR 5 und RBB Kultur übertragen am 2. Februar live ab 10 Uhr. Umrahmt von einer Collage zu Psalm 97 bringt das Team um Pfarrer Tim Unger einzelne Figuren des Flügelaltars zu Gehör, besonders in der farbenprächtigen Auferstehungsszene. Als Zeitzeugen der rund eintausend Jahre alten Geschichte der Johanneskirche kommen ein Kirchenprovisor aus dem Jahre 1520 und ein Pastor aus der Zeit des Barocks zu Wort.
Mit Arrangements für Piano und Saxofon begleiten Gabriele Menzel und Kreiskantor Hartmut Fiedrich den Gottesdienst. Songs von Micha Keding („We Are Here") und Jochen Rieger präsentiert der Gospelchor Soulinside unter Leitung von Oliver Ried. Ein Schatz für sich ist die Christian-Vater-Orgel von 1731. Sie gilt als Referenzinstrument des Norddeutschen Barock, erbaut vom berühmtesten Schüler Arp Schnitgers. Im Gottesdienst erklingt sie mit Werken von Dietrich Buxtehude und vertrauten Chorälen zum Mitsingen.
Doch nicht nur die Orgel, auch der Altar animiert zum Hören. „Vor 500 Jahren hat er Gottes Wort für die vielen und oft auch armen Menschen zu Gehör gebracht, die nicht lesen konnten", erzählt Tim Unger. „Aber er ist nicht nur Ersatz. Er zeigt bis heute, wie Gott mit allen Sinnen erfasst werden kann." Denn etwas fehlt in der berühmten Auferstehungsszene - die Jünger am Grab. Der Künstler hat sie weggelassen, um zu zeigen: Die Jünger waren wie heutige Betrachter nur Ohrenzeugen. Gottes Wort will gehört und weitergesagt werden, auch im Radiogottesdienst.
Einen optischen Eindruck von der Johanneskirche in Wiefelstede können die Hörer*innen durch einen aktuellen Videobeitrag von Julia Riese (Autorin) und Jonathan Haase (Kamera) bekommen. Er ist auf https://www.ndr.de/kirche/radiogottesdienste/index.html zu sehen.