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Ein knappes Jahr hatten sie sich auf diesen Tag vorbereitet: in Kleingruppen sollten die angehenden Kirchenführerinnen und Kirchenführer „ihre“ Kirchen im gesamten Oldenburger Land präsentieren. Zum Tagesabschluss war ein großer festlicher Gottesdienst mit Angehörigen, den Pastorinnen und Pastoren der Gemeinden und Würdenträgern aus katholischem Offizialat und dem Ev.-Luth. Oberkirchenrat in Oldenburg geplant. Und dann machte Corona allen einen Strich durch die Rechnung.
   
„Einen so lang geplanten Termin, dem alle entgegengefiebert hatten, von jetzt auf gleich absagen zu müssen, war wirklich schade – aber uns als Team war immer klar: die Gesundheit geht vor“, meint Stefanie Vollbrecht, Leiterin der Ev. Erwachsenenbildung Oldenburg, und neben der kath. Erwachsenenbildung Mit-Organisatorin der Ausbildung. Die Ausbildung zur ökumenischen Kirchenführerin bzw. zum ökumenischen Kirchenführer war im März 2019 gestartet und fand unter der Leitung von Pastor und Kirchenpädagogen Michael Winkel und Dr. Martin Feltes, pädagogischem Direktor der kath. Akademie Stapelfeld statt. Alle Beteiligten hätten sich sehr verständnisvoll und flexibel gezeigt, so Vollbrecht, und als die Lockerungen im Bildungsbereich absehbar wurden, waren wir uns einig: „vor den Sommerferien wollen wir zumindest die Prüfungen unter Corona-Bedingungen abnehmen“.
   
Mit Desinfektionsmittel und Mund-Nasen-Schutz gewappnet, war die kleine Gruppe von Friesland bis ins Oldenburger Land unterwegs. Dabei zeigten die Absolventinnen und Absolventen ein beeindruckendes Spektrum an Möglichkeiten, wie eine Kirchenführung für verschiedene Zielgruppen gelingen kann: Gabriele Runge begrüßte die Prüfungsgruppe in der ev.-luth. Kirche in Sande mit einer meditativen Einheit zur Wahrnehmung des Kirchenraums. Zum nächsten Halt in der Schlosskirche in Varel konnte die Gruppe die Farbgebung des Münstermann-Altars bewundern und erfuhr wissenswerte Anekdoten dazu von Dr. Frank Schulte-Güstenberg. In der Osternburger Dreifaltigkeitskirche versetzten sich die Prüferinnen und Prüfer in Schulkinder und suchten mit Hilke Hoff die versteckten Tiersymbole im Kirchenraum und an der bemalten Decke. Den Abschluss gestaltete Uwe Sirek vor der Willehad-Kirche in Wahnbek und vermittelte eindrucksvoll die Entstehungsgeschichte der noch jungen Kirche und ihrer ausgefeilten Architektur.
   
„Eine Kirche ist nur dann lebendig, wenn es Menschen gibt, die sich ihr zugehörig fühlen.“ So ähnlich steht es in einigen der Ausarbeitungen der Geprüften. Dass sie durch ihre Kirchenführungen zu Mittlerinnen und Mittlern werden können, um Menschen Kirchenräume verständlich und zugänglich zu machen, ist für sie eine Herzensangelegenheit. Das wurde an diesem Tag mehr als deutlich. „Dass es das jetzt gewesen sein soll, ist schade,“ berichtet ein Absolvent, „die Ausbildung war ein fester Bestandteil des letzten Jahres und die Gruppe ist über die Zeit richtig zusammengewachsen.“
   
Mit Stolz auf das Geleistete und ein bisschen Wehmut verließ die kleine Gruppe am Samstagnachmittag den Parkplatz vor der Wahnbeker Kirche. Zum Glück ist das Abschlussfest nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.
   
Weitere Prüfungen in Kleingruppen finden noch in den kommenden Wochen statt.

Prüfungsteam auf Abstand in Rastede. Von links: Uwe Sirek, Uwe Fischer, Gabriele Runge, Dr. Frank Schulte-Güstenberg, Hilke Hoff.
Prüfungsteam auf Abstand in Rastede. Von links: Uwe Sirek, Uwe Fischer, Gabriele Runge, Dr. Frank Schulte-Güstenberg, Hilke Hoff.
Kirchenführung vor der Willehad-Kirche in Wahnbek. Fotos: Stefanie Vollbrecht