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Bundesweit feiern heute protestantische Christinnen und Christen den Reformationstag. Mit Gottesdiensten und zahlreichen Veranstaltungen erinnert die evangelische Kirche an ihren Ursprung. Mit zahlreichen Aktionen auch für junge Menschen soll zudem ein Kontrast zu Halloween gesetzt werden.

Zentrale Gottesdienste zum Reformationstag werden gefeiert in Leipzig mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und in Worms mit der EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum, der früheren hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann. In Worms wird auch das neue Themenjahr «Reformation und Toleranz» der Lutherdekade eröffnet. Mit der Dekade wird das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 vorbereitet.

Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther – so sagt es die Überlieferung – 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg an und rief zur Diskussion darüber auf. Dieser Thesenanschlag gilt als die Geburtsstunde der Reformation - daran erinnert der Reformationstag, den die evangelische Kirche jährlich am 31. Oktober feiert.

Der Reformationstag erinnert neben der Historie auch an die bis heute wertvollen Grundlagen des evangelischen Glaubens: Luthers großartige Entdeckung von der bedingungslosen Rechtfertigung des Sünders vor Gott entlastet uns davon, unser Heil selbst machen zu müssen. Wir dürfen uns Gottes Liebe und Barmherzigkeit anvertrauen und müssen sie uns nicht durch eigene Taten verdienen. Als Martin Luther im Anschluss an Gedanken des Apostels Paulus und des Kirchenvaters Augustin eines Tages diese Erkenntnis gewonnen hatte, war es ihm als sei "die Pforte des Paradieses aufgetan". Sie steht auch für uns Heutige offen! Darauf weist uns besonders der Reformationstag am 31. Oktober.

Im Folgenden finden Sie einen Beitrag des Evangelischen Pressedienstes (epd) zu den Hintergründen des Reformationstages:
 
Hannover (epd). Am Reformationstag (31. Oktober) erinnern Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch Martin Luther (1483-1546) und die Entstehung der evangelischen Kirche vor fast 500 Jahren. Ob Luther seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 tatsächlich an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug, ist zwar historisch nicht gesichert. Die öffentliche Wirkung, die von der Anprangerung kirchlicher Missstände wie dem Ablasshandel ausging, ist jedoch unumstritten.

Der Begriff Reformation bezeichnet die kirchliche Erneuerungsbewegung, die im 16. Jahrhundert von Deutschland ausging und Europa grundlegend veränderte. Anliegen des katholischen Augustinermönchs Luthers, der von der Suche nach einem gnädigen Gott getrieben war, war die Erneuerung der katholischen Kirche und deren Rückkehr zu ihrem geistigen Ursprung der Botschaft des Evangeliums.

Ein zentrales reformatorisches Anliegen war die Rückbesinnung auf das unverfälschte Wort der Bibel in der Landessprache. Mit seiner Theologie erteilte Luther aber auch dem mittelalterlichen Ablasshandel und der Heilsvermittlung durch die katholische Amtskirche eine Absage.

Als führende Köpfe der Reformation gelten neben Luther vor allem Johannes Calvin (1509-1564) und Huldrych Zwingli (1484-1531). Der Reformation schloss sich eine breite gesellschaftliche Bewegung an, in der sich Vertreter aller Stände - vom Adel bis zu den Bauern - im Kampf gegen die Papstkirche zusammentaten.

Die Ausbreitung der Reformation war von sozialen Unruhen begleitet, wie sie etwa in den Bauernkriegen zum Ausdruck kam. In ihrem weiteren Verlauf führte die Reformation zu Machtkämpfen zwischen katholischen Landesfürsten und Territorialherrschern, die sich der neuen reformatorischen Bewegung anschlossen. Es kam zu einer territorialen Aufspaltung.

Weil die mittelalterliche Papstkirche eine Reform verweigerte, kam es zudem zu der von Luther zunächst nicht beabsichtigten Bildung lutherischer und auch reformierter Kirchen. Die Fronten waren so verhärtet, dass sich das Christentum in verschiedene Bekenntnisse spaltete. Weltweit gibt es heute rund 400 Millionen Protestanten.

In jüngster Zeit gibt es zwischen katholischer und evangelischer Kirche wieder Annäherungen, wie etwa die 1999 in Augsburg von Lutherischem Weltbund und der katholischen Kirche unterzeichnete «Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre». Annäherungswünsche der Protestanten im Blick auf ein gemeinsames Abendmahl werden jedoch bislang von der katholischen Kirche abgelehnt

Denkmal des Reformators Martin Luther (1483 - 1546) mit der von ihm ins Deutsche übersetzten Bibel in der Hand auf dem Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg. Foto: epd-bild