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Am Anfang stand eine Idee: 60 Milliarden Euro geben die Kirchen in Deutschland Jahr für Jahr im laufenden Haushalt aus – für Papier, Putzmittel, Getränke, Lebensmittel, Blumen und noch vieles andere mehr. 60 Milliarden, das ist eine enorme Marktmacht – wenn man sie denn nutzt. „Und genau das sollte die Kirche tun, denn Kirche hat die Verantwortung, Vorbild zu sein, den Glauben nicht nur predigen sondern leben“, sagte Marie Halbach vor rund zweieinhalb Jahren.

 

Einkaufen nach ökologischen und fairen Gesichtspunkten, nachhaltig wirtschaften, das war die Idee. Kirchengemeinden sollten sich umstellen, sollten bei jedem Einkauf nach dem Sinn und den Folgen fragen. Mit dieser Idee wurde im Ev.-luth. Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven damals eine Projektstelle geschaffen – und die Skepsis war groß: Die Frage, ob überhaupt etwas erreicht werden könnte, musste sich Marie Halbach, die das Projekt leitete, zu Anfang oft anhören.

 

Die Projektstelle unter dem Titel „Zukunft Einkaufen“ ist heute zu einem regelrechten Markenzeichen im Kirchenkreis geworden. Marie Halbach hatte sich, das gibt sie heute offen zu, die Umstellung von Einkaufsgewohnheiten anfangs viel einfacher vorgestellt. Doch sie gab nicht auf, als sie schnell feststellen musste, dass das Projekt viel mehr kleinteilige Überzeugungsarbeit verlangte, als zunächst gedacht. Die heute 30-Jährige begann dann mit fünf Pilotgemeinden und einem Werk im Kirchenkreis, in dem es 31 Kirchengemeinden gibt.

 

Es ging um Bestandsaufnahmen, was wann wofür und in welchen Mengen eingekauft wird. Dann ging es um Recherche, um herauszufinden, welche fair gehandelten und ökologisch unbedenklichen Produkte die bisher bevorzugten ersetzen könnten.

 

Das Projekt sei nur langsam in die Gänge gekommen, berichtet Marie Halbach heute. Nun aber ist der Prozess gut ins Laufen gekommen. Im Kirchenkreis gibt es schon viele Stellen, an denen es vorbildlich läuft. Das Personal hat weniger Hautprobleme weil andere Putzmittel eingesetzt werden, das Papier kommt aus nachhaltiger Produktion, im evangelischen Kindergarten wird nach ökologischen, regionalen und saisonalen Gesichtspunkten gekocht und ist damit Vorreiter in ganz Friesland und Wilhelmshaven und vieles mehr.

 

Weil aber das Projekt auf drei Jahre befristet ist und noch nicht feststeht, wie es weitergehen soll, hat Marie Halbach eine Stelle in Nordrhein-Westfalen angenommen und wird hier beim Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie mitarbeiten. Sie verlässt dafür den Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven noch vor Ablauf des Projekts.

 

Zum Glück springt hier nun Claudia Stüwe ein. Die 30-Jährige war Studentin beim bekannten Nachhaltigkeitsforscher Niko Paech (Universität Oldenburg) und kommt gerade aus der Elternzeit zurück. Sie wird das Projekt weiterführen. Gemeinsam mit Kreispfarrer Christian Scheuer und Rüdiger Schaarschmidt, Leiter des evangelischen Familienbildungsstätte, bei der das Projekt pädagogisch angebunden ist, hofft Claudia Stüwe nun, dass die Arbeit auch über die zunächst veranschlagten drei Jahre hinaus weitergehen kann. „Es ist ein guter Prozess ins Laufen gekommen, er könnte Vorreiter für die Landeskirche werden“, so Scheuer. 

 

Ein Beitrag von Annette Kellin.

 

Claudia Stüwe (li.) löst Marie Halbach ab. Foto: Annette Kellin