Braunschweig (epd). Die Medienexpertin Monika Taddicken sieht in der jetzigen Phase der Corona-Pandemie eine kommunikative Herausforderung. «Corona ist zu einem ständigen Begleiter geworden und fühlt sich dadurch nicht mehr so bedrohlich an», sagte Taddicken dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das erkläre, warum immer mehr Menschen die Corona-Regeln nur noch nachlässig einhielten. Taddicken ist Professorin für Kommunikations- und Medienwissenschaften an der Technischen Universität Braunschweig.
Wichtig sei es, die notwendigen Abstands- und Hygieneregeln immer wieder zu thematisieren und ins Bewusstsein zu rücken, ohne dass die Menschen der Maßnahmen überdrüssig werden, sagte sie: «Wir dürfen nicht den gleichen Fehler wie beim Klimawandel machen. Vor ein paar Jahren gab es eine Zeit, da haben alle nur noch an den traurigen Eisbären auf seiner schmelzenden Scholle gedacht und dann abgeschaltet, weil sie überfordert waren und keine Lust mehr auf das Thema hatten.»
Interesse und Aufmerksamkeit könnten erhalten werden, indem verschiedene Sichtweisen und Perspektiven kommuniziert und auch widersprüchliche Aussagen nicht verschwiegen würden. Die Kommunikationsexpertin plädiert dafür, neben Virologen und Epidemiologen auch andere Wissenschaftler sowie weitere gesellschaftliche Akteure wie Pflegekräfte oder Lehrer zu Wort kommen zu lassen. «Diese Multiperspektivität ist wesentlich.»
Um die neuen Regeln des Zusammenlebens wie Maske tragen, Abstand halten, häufiges Lüften und das Meiden von Menschenmengen über einen längeren Zeitraum zu etablieren, sei das Verständnis für die Maßnahmen von zentraler Bedeutung. «Die Menschen wünschen sich Fakten, Erklärungen, Begründungen.» Es reiche nicht zu sagen, wie die Regeln aussehen, sondern es müsse genau erklärt werden, wie sie zustande gekommen sind und wie die wissenschaftlichen Methoden aussehen, auf denen sie basieren. Dieses gelte insbesondere, weil es immer neue Erkenntnisse rund um das Virus und seine Verbreitung gebe.
Motivierend wirke es darüber hinaus, auch positive Aspekte von Corona sichtbar zu machen. «Es ist doch zum Beispiel großartig, dass wir ein Wissenschaftssystem haben, dass in der Lage ist, mit einer Pandemie in dieser Form umzugehen», sagte die Professorin. Im Gegensatz zur Klimakrise, die in ihrer Komplexität für viele unüberschaubar sei, biete Corona den Vorteil, dass jeder Einzelne durch sein Verhalten aktiv und konkret etwas gegen die Gefährdung tun könne. «Auch das motiviert.»