Am Ende des Qualitätsmanagementprozesses stehe in der Regel die Verleihung des Gütesiegels oder Zertifikates sowohl des Oberkirchenrates als auch der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder (BETA), so Grobleben. Damit werde das Engagement der am Qualitätsmanagementprozess beteiligten Kindergärten nach außen hin sichtbar und positiv gewürdigt.
Mit der Erarbeitung des dritten Oldenburger Qualitätshandbuches würden die Qualitätsanforderung an die Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsarbeit festgeschrieben, betonte Ingrid Klebingat, Beauftragte für die Kindergartenarbeit der oldenburgischen Kirche. Mit diesen weiteren zehn Einrichtungen seien nunmehr 30 Kindergärten in die Qualitätsoffensive der oldenburgischen Kirche eingebunden, was einen Anteil von rund 30 Prozent der Einrichtungen ausmache. Damit zähle die Kindergartenarbeit der oldenburgischen Kirche bundesweit zu den Schrittmacherinnen in diesem Bereich.
Der Oldenburger Bischof Jan Janssen betonte in einem Grußwort, dass es zum Profil des Handelns der oldenburgischen Kirche gehöre, Räume zur Entfaltung der Persönlichkeit anbieten. Kinder entdeckten biblische Geschichten und christliche Traditionen. Singen, Beten, Feste und Gottesdienste feiern seien wesentliche Bestandteile.
Bei seinen Besuchen in den sieben Kindergarten-Leitungskonventen der oldenburgischen Kirche in diesem Jahr habe er etwas davon erfahren, wie Kinder unter Gottes Flügeln Zuflucht finden, so Janssen. So ist die religionspädagogische Arbeit in unsern Häusern wesentlicher Baustein für christliche Überlieferung in die Zukunft hinein. Und sie leistet damit auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion, weil sie Kindern ermöglicht, sich Glaubensfragen zu nähern und nach Heimat und neuen Horizonten zu fragen.
Laut Oberkirchenrat Grobleben haben sich die Rahmenbedingungen, die die Kindergartenarbeit in den letzten Jahren in erheblichem Maße geprägt haben, verändert. So klaffe die Schere zwischen arm und reich immer stärker auseinander und immer mehr Kinder kämen hungrig in den Kindergarten.
Wenn immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund unsere Einrichtungen besuchen und die Vermittlung von Werten auch in unseren Kindergärten ebenso wie die religiöse Elementarbildung an Bedeutung zunimmt, dann wird an diesen und vielen anderen Entwicklungen deutlich, wie der Alltag auch in unseren Kindergärten mittlerweile geprägt ist von gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen, so Grobleben.
Mit der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems werde deutlich, dass die oldenburgische Kirche die Augen nicht davor verschließe, dass diese Entwicklungen einen strukturierten und bewusst gestalteten Wandel in unserer Arbeit in den Kindertagesstätten notwendig nach sich ziehen. Daher trage die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems in entscheidendem Maß mit dazu bei, das christliche Profil einer kirchlich getragenen Tageseinrichtung für Kinder zu entwickeln und zu schärfen.
Qualitätsentwicklung diene den Kindertageseinrichtungen zur Verbesserung, Veränderung, Transparenz und Vergleichbarkeit ihrer Arbeit ebenso wie zur Zukunftssicherung. Das Oldenburger System der Qualitätsentwicklung sei sehr prozessorientiert ausgerichtet und finde in drei Phasen statt, berichtete Pfarrerin Hilke Freels-Thibaut, Qualitätsbeauftragte für die Kindergartenarbeit. In der ersten Phase werde ein Handbuch erstellt, anhand dessen dann in einer zweiten und dritten Phase die Selbstbewertungen vorgenommen würden. Aus diesen Bewertungen ergäben sich für jede Einrichtung individuelle Entwicklungsvorhaben, die dann in der folgenden Zeit umgesetzt würden und damit zur Steigerung der Qualität der Arbeit beitrügen.
Nach Durchlaufen dieses Prozess in zwei bis drei Jahren können sich die Einrichtungen sowohl um die Erlangung des Oldenburger Qualitäts-Siegels, als auch um das BETA-Gütesiegel bewerben.
Im Bereich der oldenburgischen Kirche befinden sich 110 Kindertagesstätten in evangelischer Trägerschaft. Über 10.000 Kinder werden dort von ca. 1.200 Mitarbeitenden betreut.
In einem Festvortrag zum Thema Inklusion auf dem Weg betonte der Geschäftsführer des Bremischen Landesverbandes ev. Tageseinrichtungen für Kinder, Dr. Carsten Schlepper, dass die gegenwärtige Diskussion und Betrachtung über inklusive Ansätze in der pädagogischen Arbeit eine Chance für die weitergehende Schärfung des Profils als evangelische Träger von Kindertageseinrichtungen darstelle. Wir begründen damit unsere Berechtigung in der Landschaft der freien Träger mitzuspielen, wir stellen uns damit als attraktive Alternative im Wettbewerb mit anderen dar und wir geben Eltern und Kindern eine Orientierung für die inhaltliche Ausrichtung der Förder- und Bildungsangebote in unseren Kitas, so Schlepper.
Träger von evangelischen Kindertageseinrichtungen stehen laut Schlepper in der Verantwortung, im Zuge der Entwicklung inklusiver Bildungsprozesse mit einer deutlichen Profilbildung die inhaltliche Ausrichtung auf eine inklusive Arbeit konzeptionell einzubetten und bekannt zu machen. Darin liege zugleich auch die Chance, in dem sich weiterentwickelnden Bereich frühkindlicher Bildung die besondere Note des evangelischen Profils zu schärfen und im Sinne des Alleinstellungsmerkmals zwischen den anderen Trägern von Kindertageseinrichtungen die eigenen Förder- und Bildungsangebote hervorzuheben.
Den Ausgangspunkt der derzeitigen Anstrengungen um Inklusion bilde die Erkenntnis, dass die für eine gemeinsame Erziehung und Bildung von Kindern mit und ohne Behinderung noch nicht wirklich am Ziel angelangt sei. Die Grundzüge einer gemeinsamen Erziehung und Bildung seien seit den 1980er Jahren in vielen Facetten theoretisch formuliert und praktisch entwickelt und erprobt worden. Allerdings sei dieser Bezug stark auf die Integration (Wiederherstellen) von Kindern mit Behinderung bezogen. Im Unterschied dazu gehe Inklusion davon aus, dass von vornherein das Ganze im Blick bleibe und die Teile das Ganze bildeten und in diesem eingeschlossen seien, so Schlepper. Inklusion meine den umfassenden Ansatz im weitesten Sinne, soziale Arbeit ohne Ausgrenzung und Diskriminierung inhaltlich und strukturell zu gestalten.
Das System der frühkindlichen Bildung sei insgesamt gefragt, um den Anforderungen an die Begleitung und Unterstützung für ein gesundes und menschenwürdiges Leben von Kindern gerecht zu werden. Da Gruppen nie homogen, sondern immer heterogen zusammengesetzt seien, bedeute Inklusion zu verstehen, dass jedes Mitglied einer Gruppe in sich selbst diese Vielfalt trage. Dabei seien Autonomie, Selbstbestimmung, Urteilsfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit Kompetenzen, die Kinder in der Gruppe lernten.