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Die Gottesdienstreihe „Passionspunkte in Wilhelmshaven“ der Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven wird mit dem Gottesdienstpreis 2017 ausgezeichnet. Der Gottesdienstpreis der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes ist mit 2.500 Euro dotiert.

Der Oldenburger Bischof Jan Janssen gratuliert der Ev.-luth. Kirchengemeinde Wilhelmshaven und dem Organisationsteam um die Pastoren Frank Morgenstern und Bernhard Busemann zu dieser herausragenden Würdigung. Für Bischof Janssen, der 2001 zu den Mitbegründern der „Passionspunkte in Wilhelmshaven“ gehörte, lebt die Gottesdienstreihe davon, dass sie immer wieder historisch und gesellschaftlich relevante Themen aufgreift und mit der Passion Christi in Bezug setzt.

Die Pastoren Frank Morgenstern und Bernhard Busemann freuen sich in einer ersten Reaktion über den Predigtpreis 2017 und betonen, dass dies eine Anerkennung der besonderen gottesdienstlichen Erinnerungskultur in Wilhelmshaven sei. „Seit 2001 tragen wir das schlichte Holzkreuz und die Passionsgeschichte aus dem Matthäusevangelium an unterschiedliche Orte rund um die Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven. Das ist eine sehr eindrückliche Erfahrung“, so Pastor Frank Morgenstern. Sein Kollege Bernhard Busemann ergänzt: „Die Passionspunkte werden automatisch zu einem persönlichen Stück Erinnerungskultur. Man bewegt sich mit ganz anderen Augen durch die Stadt und den Pfarrbezirk, weil Gebäude, Häusernischen, Institutionen oder Bunker ihre Geschichte auch Jahre später weiter erzählen.“

Seit 2001 gedenkt die Gemeinde der Christus und Garnisonkirche an jedem der sieben Tage vor Ostern an unterschiedlichen Orten der Stadt geschichtlicher und gegenwärtiger Ereignisse. 2016 erinnerte die Gemeinde vor der örtlichen Flüchtlingshilfe an Menschen auf der Flucht. Vor einem früheren Bunker erinnerte sie an die Toten der Bombardierung Wilhelmshavens in Zweiten Weltkrieg. Und vor einem Kanonenrohr am Marinemuseum und vor dem Altarbild der Garnisonkirche gedachte sie der Toten der Skagerak Schlacht. Die Gemeinde nennt diese Orte Passionspunkte. Sie stellt bei jeder der 35-minütigen Andachten ab 18 Uhr ein Holzkreuz auf, lässt eine Expertin oder einen Experten zu Wort kommen und bringt die Passion Jesu in Bezug zum geschilderten Geschehen.

Für den diesjährigen Gottesdienstpreis waren Gedenkgottesdienste ausgeschrieben worden. Die Jury der Gottesdienst-Stiftung hat an den Passionspunkten aus Wilhelmshaven die politische Lesart der Passion Christi beeindruckt. Fachleute vermitteln das einzelne Ereignis aus dem öffentlichen Leben der Stadt präzise und schärfen das lokale Geschichtsbewusstsein. In einer biblischen Auslegung wird die Passion Christi dazu in Bezug gesetzt. Das Team um die Pastoren Frank Morgenstern und Bernhard Busemann lässt Profimusiker die Andachten musikalisch umrahmen und begleiten.

Laut Jury werde so „die Stadt Wilhelmshaven gottesdienstlich kartographiert“. Die Passionspunkte wurden 2016 zum 16. Mal gefeiert. Die Ausdauer und der stets gute Besuch dieser Andachten sprechen für die Tragfähigkeit des Konzeptes. Die Passionspunkte sind mittlerweile Teil der Stadtkultur.

Weitere Informationen zur Stiftung und zum Gottesdienstpreis finden Sie unter: www.gottesdienst-stiftung.de


Passionspunkte 2017
Bei den „Passionspunkten“ in diesem Jahr, die jetzt bereits zum 17. Mal von einem Team um die Pastoren Bernhard Busemann und Frank Morgenstern organisiert werden, geht es um Leid – das Leiden Jesu in Bezug zum Leid in Geschichte und Gegenwart der Stadt Wilhelmshaven.

Leiden ist nicht „in“, Leiden gefällt uns nicht, ist schwer zu ertragen, zeigt Grenzen auf. Und dennoch: Leiden ist wichtig, erweitert den Horizont, Fenster zu neuen Zielen werden aufgestoßen.

In der Karwoche von Sonntag, 9. April, bis Sonnabend, 15. April, gibt es immer abends um 18 Uhr die Passionspunkte an verschiedenen Orten der Stadt. Flyer dazu liegen jetzt aus, außerdem gibt es Informationen unter www.christusnews.de/Aktuell.

In kurzen Andachten werden Fachleute, Musiker, Lektoren und Theologen den Ort im Kontext der Passionsgeschichte Jesu beleuchten. Wiederum sind eindrückliche Orte gefunden worden, die sowohl die Stadtgeschichte als auch die Geschichte Jesu in neuem und anderem Licht erscheinen lassen.

Zum ersten Mal werden in diesem Jahr für kurze Zeit Straßen gesperrt, weil Passionspunkte dort viele Menschen zusammenführen werden. Den Auftakt macht am Sonntag, 9. April, unter dem Thema „Sag was – Schweig nicht!“ eine Andacht beim „TheOs“. Dieser Passionspunkt ist wie eine Überschrift über das Konzept dieser Reihe. Mitglieder des Ensembles Zenzi Huber und Vasilios Zavrakis zeigen Szenen aus dem Jugendstück „Nashorn“. Stadtarchivar Ulrich Räcker–Wellnitz wird die Geschichte des Hauses zusammenfassen. Pastor Bernhard Busemann wird den Ort theologisch einordnen. Musikalisch eröffnet das Ensemble QuintAnima die Woche.

Am Montag, 10. April, geht es unter dem Titel „Diese Geschichte muss erzählt werden“ an der Parkstraße 16 weiter. Hier sind Figuren zu sehen, die Josefa Egberts, die im Nationalsozialismus ermordet wurde, geschaffen hat. Professorin Dr. Antje Sander (Schlossmuseum Jever) berichtet, Pastor Frank Morgenstern wird die Lebensgeschichte mit der Passionsgeschichte verknüpfen. Musik gibt es mit Simon Kasper, Jördis Wölk und Emanuel Jessel.

Am Dienstag, 11. April, heißt es „Kalter Krieger“ im Marinemuseum. Dr. Stephan Huck wird das neue Großobjekt des Museums in den Kontext der derzeitigen Weltlage stellen. Am Mittwoch, 12. April, ist „Auf dem Scheitelpunkt“ das Thema auf der Kaiser-Wilhelm-Brücke. Das bezieht sich auf die Karwoche aber auf die Gratwanderung der Stadt zwischen Wohnen und Industrie, zwischen Kultur und Stadt. Stadtbaurat Oliver Leinert blickt auf die bauliche Entwicklung von Stadt und Hafens. Für Donnerstag, 13. April, ist „Muttersprache“ vorgesehen, Treffpunkt ist die Christus- und Garnisonkirche.  

Hintergrund ist, dass in allen sonntäglichen Gottesdiensten Teile in Farsi übersetzt werden weil es eine starke Beteiligung iranischer und afghanischer Geflüchteter in der Gemeinde gibt. Für Freitag, 14. April, ist bei der Kunsthalle das Thema „Zwischen Nacht und Tag“ vorgesehen. Kunsthallenleiter Dr. Jürgen Fitschen wird die Fotoausstellung interpretieren.

Den Schlusspunkt setzt am Sonnabend, 15. April, unter dem Titel „Anfang oder Ende“ beim alten Minenlagerhaus, Schleusenstraße 2.

Aktuelle Informationen zu den „Passionspunkten in Wilhelmshaven“ finden Sie unter: www.christusnews.de/site/home-v3/passionspunkte 

Der Beitrag „Passionspunkte 2017“ wurde von Annette Kellin verfasst.

Kirche muss zu den Menschen kommen, sagen die Pastoren Bernhard Busemann (links) und Frank Morgenstern. Foto: Annette Kellin
Kirche muss zu den Menschen kommen, sagen die Pastoren Bernhard Busemann (links) und Frank Morgenstern. Foto: Annette Kellin