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„Wi sünd as'n Familie tosammen wussen un jede hett wat inbrocht up siene Oort“. Ein schöneres Fazit hätte Pastorin Anita Christians-Albrecht nicht ziehen können.

Mit der plattdeutschen Sprache und der Bibelgeschichte von König David und Goliath beschäftigten sich im Juli 27 Erwachsene, Jugendliche und Kinder im Rahmen einer Familienfreizeit. Sie waren für eine Woche in Burhaversiel im Landkreis Wesermarsch in einem AWO-Haus am Deich untergebracht und verbrachten eine informative und spielerische Zeit. Unter dem Motto „Wi Groten und wi Lütten“ hatte die Arbeitsgemeinschaft „Plattdüütsch in de Kark“ Niedersachsen-Bremen in den Landstrich Butjadingen eingeladen.

Für Omas, Opas, Eltern und Kinder hatte die Vorsitzende der AG und Plattdeutschbeauftragte der hannoverschen Kirche, Pastorin Anita Christians-Albrecht, ein abwechselungsreiches Programm zusammengestellt, bei dem neben der Bibelgeschichte, die in Etappen gemeinsam erarbeitet wurde, auch Attraktionen der Umgebung mit einflossen. Hilfreich zur Seite stand ihr Pastor Reinhard Stolz, der an der Berufsschule im benachbarten Cuxhaven tätig ist.  

Die Geschichte von David und Goliath war ein Teil der Familienfreizeit und die beiden Hauptfiguren wurden von den Kindern gestaltet. Auch das Umfeld wurde in einer Miniatur-Landschaft nachempfunden. Es wurde die Bibelgeschichte vorgelesen und erläutert und dazu spielte die eigens dafür gegründete Band „De Groten un de Lütten“, denn einige Teilnehmenden brachten ihre Instrumente wie Gitarre, Mundharmonika oder Klarinette mit.

Es gab ein großes Goliath-Wettspiel, wo an 13 Stationen Punkte gesammelt werden mussten. Dabei wurde die vorher gebastelte Steinschleuder eingesetzt, ein Teebeutelweitwurf mit dem Mund abgehalten, ein plattdeutsches Wörterrästel gelöst oder ein ganz lange Papierstreifen aus einem Zeitungsblatt gerissen.  

Das Beiprogramm sah viele Aktionen vor und ließ keine Langeweile aufkommen. So wurden die Burhaver Kirche, das Hafenfest in Fedderwardersiel oder die Deichschäferei in Feldhausen besucht. Eine Nachtwanderung zum Meer, eine geführte Wattwanderung, Spiel- und Sportaktionen am Strand rundeten das Programm für Groß und Klein ab. Die Teilnehmenden waren sich einig: „Es war für jeden etwas dabei.“

Einige Teilnehmende kamen aus den USA
Während der gesamten Familienfreizeit wurde fast ausschließlich Plattdeutsch gesprochen. Das war den Teilnehmenden sehr wichtig und ihr eigener Wunsch. Auch Neulinge trauten sich in dieser Gruppe durchgängig Plattdeutsch zu sprechen und verloren die Scheu davor. Dabei kamen die Teilnehmenden nicht nur aus dem typischen plattdeutschen Sprachraum im Norden der Republik. Auch aus Berlin und sogar Amerika reisten die Plattdeutsch-Fans an. So verbrachte Kristina Scharf aus Washington DC mit ihren drei Töchtern Sina (3 Jahre), Viktoria (8 Jahre) und Leah (11 Jahre) ihren fünfwöchigen Jahresurlaub in Deutschland und ließ sich die Familienfreizeit nicht entgehen. Bereits bei der Premiere im vergangenen Jahr war sie mit dabei und genoss die entspannte Atmosphäre im Kreis von Gleichgesinnten.

„Plattdeutsch ist für mich eine Herzenssprache“, sagte Kristina Scharf, die im Elternhaus in Braunschweig intensiven Kontakt zum Plattdeutschen hatte. Und auch sie selber spricht mit ihren Kindern in Amerika zu Hause ausschließlich Plattdeutsch, lehrt sie aber auch Hochdeutsch, da sie sonst bald nur noch in der Schule Englisch lernen würden. Die kleine Sina spreche deshalb besser plattdeutsch als hochdeutsch.

„Mi hett dat Spaaß maakt, up'n Speelplatz to toven“, meinte Sina am Ende der Woche. Und ihre große Schwester Leah meinte: „Ik funn allns richtig good, bloot nich dat Sloopleed, wat wi jede Obend sungen hebbt.“ Dennoch sei jeder zu seinem Recht gekommen, war sich auch die 71-jährige Wilma Arians aus Leer sicher.

Und auch ein solches Resümee gab es: „Plattdüütsch is swoorder, as ik doch“, sagte Regina Lippold (51 Jahre) aus Berlin. „Mi hett all dat gefullen, wat wi up Platt maakt hebbt, besünners das 'Werwolf-Spööl' up Platt“, berichtete der 15-jährige Henrik aus Barmstedt.

Für ihn und auch jüngere Plattdeutsch- und Bibelinteressierte dürfte die zweite Auflage der plattdeutschen Kinderbibel gerade rechtzeitig kommen. Laut Herausgeberin Christians-Albrecht, die sie mit dem Autor Wilke Burgwal zusammen verfasst hat, wird die Bibel nach den Ferien im Buchhandel erscheinen.

Ein Beitrag von Beatrix Schulte.

Einige junge Teilnehmende gestalten mit Pastorin Anita Christians-Albrecht (li.) eine Miniatur-Landschaft für David und Goliath. Fotos: Beatrix Schulte
Probe der neu gegründeten Band „De Groten un de Lütten“.
Die selbstgefertigte Steinschleuder wurde mit Tennisbällen betrieben.