"Pfingsten lehrt uns zu verstehen, einander beizustehen, hier neue Standpunkte durchzustehen und dort andern alten zu widerstehen", hob Bischof Jan Janssen in seiner Pfingstpredigt am Pfingstmontag in der Oldenburger St.-Lamberti-Kirche hervor. Vor allem lehre Pfingsten, sich neu aufs Leben zu verstehen: "Verstehen heißt, sich solidarisch und hilfreich anderen Menschenkindern an die Seite zu stellen."
Es beginne damit, dass Gott tätig werde, indem er Menschen erfülle, sagte der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg weiter. "Alle bekommen ihren Anteil an der Fülle Gottes. Hatte Gott einst unterm Turm zu Babel die Einheitssprache zerstreut und die Menschenkinder auf eine Sprachenvielfalt verteilt, so bekommen sie nun zu Pfingsten Anteil an dieser Fülle, an diesen Gottesgaben und auch aneinander." Das Pfingstwunder, so wie es in der Apostelgeschichte 2 beschrieben werde, vollziehe sich in vier Phasen. Anfangs fingen sie an, in andern Sprachen zu predigen. Im nächsten Schritt stellen die Nächsten fest, dass ein jeder sie in seiner eigenen Sprache reden hörte. Dann machten diese Menschen selbst den Mund auf und sprachen in ihrer vertrauten Muttersprache. Und schließlich sprach es sie selber an und sie verstanden, worum es eigentlich geht: "Wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden."
Mit diesen vier Phasen scheine es fast so, als vollziehe sich das Ankommen des Geistes Wort für Wort, als sei das Begeistertwerden nach und nach ein Übersetzen. "So verstanden fängt Verstehen mit Sprachenlernen an. Erwarten wir es nicht nur von den anderen, ja, fangen wir selbst mit dem Sprachenlernen an!", ermuntere Janssen. Das Verstehen komme in seiner Grundbewegung von Ostern, vom "Aufstehen Jesu Christi", her. Dieses Aufstehen lässe uns das Leben neu verstehen, weil es uns an einem neuen Ausgangspunkt stehen lasse. Jesu Aufstand gegen den Tod stelle uns neu ins Leben, weil jetzt von den großen Taten Gottes zu hören und zu reden sei.