Mehr als 15 Jahre lang war Pfarrer i. R. Michael Munzel Beauftragter der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg für den Dialog mit dem Islam. Jetzt hat er den Staffelstab weitergegeben an Pfarrer Olaf Grobleben. In einer Feierstunde hat Bischof Jan Janssen Pfarrer i. R. Munzel nun am Montagnachmittag, 12. Juni, aus dem Amt verabschiedet und Pfarrer Grobleben als seinen Nachfolger eingeführt. Für Groblebens bisheriges Arbeitsfeld bedeutet dies eine logische Ergänzung: Er ist bereits jetzt Beauftragter für Ethik und Weltanschauungsfragen und in dieser Funktion unter anderem Mitglied der niedersächsischen Härtefallkommission.
Der Islam als Religion stelle sich im persönlichen Dialog ganz anders dar als im medial vermittelten Bild, betonte Michael Munzel und wurde darin von Grobleben unterstützt: „Derzeit wird der Islam ganz stark unter Sicherheitsaspekten diskutiert. Dass es dabei um eine Religion geht, rückt immer mehr in den Hintergrund. Hier wieder einen neuen Blick zu gewinnen, ist mir wichtig“, so Grobleben. Beide setzen dabei auf die zwischenmenschliche Ebene. „Es ist entscheidend, dass alle Kirchenkreise diesen Dialog im Fokus haben“, ergänzte Munzel.
Der Dialog zwischen Munzel und den Vertretern der Moscheen steckte noch in den Kinderschuhen, als das entscheidende Ereignis passierte, das den Islam als terroristische Gefahr in den Mittelpunkt der Berichterstattung rückte: „Der Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 ist uns damals um die Ohren geflogen“, erinnerte sich Munzel. Das Bemühen um eine gemeinsame Gesprächsebene habe in dem Moment eine ganz neue Brisanz bekommen. Wie viel er seither erreicht hat, zeigte sich auch daran, dass gleich vier Vertreter der Mevlana-Moschee in Delmenhorst und der Haci-Bayram-Moschee in Oldenburg zu seiner Verabschiedung und der Amtseinführung Groblebens ins Gemeindehaus der Martin-Luther-Kirche gekommen waren.
Munzel habe „eine ganze Etappe der Entwicklung dieses Dialoges“ mitbegleitet, machte Bischof Janssen in seiner Rede deutlich. Aus ersten Berührungsängsten und einem langsamen Herantasten sei langsam Vertrauen gewachsen, in gemeinsamen Projekten sei Nähe, ja sogar Freundschaft entstanden. Janssen erinnerte an einige Höhepunkte, wie einen gemeinsamen christlich-islamischen Beitrag beim Bremer Kirchentag, die Einladung zum Iftar-Mahl – dem großen Fest zum Fastenbrechen – in der Mevlana-Moschee und nicht zuletzt die Umsetzung des Kirchenführers für Muslime „Willkommen in unseren Kirchen“. Seine Worte verband er mit einem herzlichen Dank für das große Engagement, das Munzel weit über seinen Ruhestand hinaus gezeigt habe. Nun sei der Zeitpunkt gekommen, Abschied von dieser Aufgabe zu nehmen. „Dein Interesse wird deswegen nicht weniger, aber die Verpflichtung endet“, so Janssen.
Sein Dank ging auch an Olaf Grobleben, der sich in den vergangenen Jahren zu einem qualifizierten Fachmann für viele gesellschaftliche Fragen im christlich-islamischen Umfeld entwickelt habe. Das in der Bibel so oft gesagte „Fürchtet euch nicht!“ sollte Grundgebot auch für den Dialog der Religionen sein: „Wenn wir nicht frei und offen, ohne Berührungsängste und eigene Maximen, in den Dialog gehen, wird das nichts“, fand Janssen klare Worte.
Bereits seit einigen Jahren sei er gemeinsam mit Michael Munzel unterwegs und werde demnächst noch stärker auf die Gemeinden zugehen, gab Olaf Grobleben einen Ausblick auf seine künftige Arbeit. Eine zentrale Frage dabei werde es auch sein, wie die gläubigen Muslime mit dem Fundamentalismus umgingen, sagte er.
Ein Beitrag von Anke Brockmeyer.