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Hildesheim (epd). Der aus Hildesheim stammende Pfarrer Matthias Eggers hat seinen Arbeitgeber, das Bistum Hildesheim, für die aus seiner Sicht weiterhin zu zögerliche Aufarbeitung von Missbrauchsfällen kritisiert. «Der Wille zur schonungslosen Aufklärung und Aufarbeitung ist weiterhin nirgends wirklich vorhanden», sagte er der «Hildesheimer Allgemeinen Zeitung (Samstag). »Es gibt überall viele schöne Worte, aber immer nur so viele Taten, bis die Öffentlichkeit das Interesse verliert.« Aufklärung werde nur dann vorangetrieben, wenn Druck durch die Öffentlichkeit oder Betroffene aufgebaut werde.

Zwar sei im Vergleich die katholische Kirche weiter bei der Bearbeitung des Themas »Kirche und Missbrauch« als die evangelische, das könne aber nicht der Maßstab sein, betonte Eggers. »Die Katholiken sind einfach deshalb weiter bei der Aufarbeitung als die Evangelische Kirche, weil sie in der Öffentlichkeit einem höheren Druck ausgesetzt waren. Das gilt insbesondere für das Bistum Hildesheim. Aber das eine andere Kirche noch weniger tut, ist keine Rechtfertigung dafür, sich mit dem eigenen Erreichten zufrieden zu geben.«

Dem Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer warf Eggers vor, Verantwortung aus der Hand gegeben zu haben. Eigentlich hätten die Deutsche Bischofskonferenz und der Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs 2020 vereinbart, dass jede Diözese eine Aufarbeitungskommission einsetzt. »Bischof Heiner Wilmer hat sich aber dafür entschieden, eine Kommission auf Metropolie-Ebene einzusetzen.« Eine ehrenamtliche Kommission mit Zuständigkeit für die Bistümer Hildesheim, Osnabrück und das Erzbistum Hamburg sei aber kein guter Weg und zudem völlig überfordert.

Ihn persönlich habe die Ankündigung Bischof Wilmers zu Beginn seiner Amtszeit, »jeden Stein umdrehen zu wollen« , beeindruckt, sagte Eggers. Wilmer habe sich so klar wie kein anderer deutscher Bischof für die Aufarbeitung ausgesprochen. Im Laufe der Jahre habe Eggers aber feststellen müssen, dass diese Ankündigung »offensichtlich nicht mehr gilt. Da wurde eine verbale Fassade errichtet, die nun der Realität nicht mehr standhält«.

Seine innere Not und Verzweiflung über dieses Unterlassen brächten in nun dazu, seine Haltung öffentlich zu machen, sagte Eggers der Zeitung. »Dass unser Bistum an vielen Stellen weiter ist als andere Diözesen, haben wir Bischof Heiner Wilmer zu verdanken. Aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen."