Auch eine kleiner werdende Kirche hat die Aufgabe, sich in die Gesellschaft einzumischen, Not zu lindern und für andere da zu sein. Diese Meinung vertrat der Bischof der oldenburgischen Kirche, Thomas Adomeit, beim 2. Voslapper Fastenessen im Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde St. Martin in Wilhelmshaven-Voslapp.
Unter dem Motto „Pellkartoffeln für mehr Barmherzigkeit“ hatten die fünf Kirchengemeinden des Wilhelmshavener Stadtnordens (Altengroden, Fedderwarden, Fedderwardergroden, Sengwarden und Voslapp) zu einem bewusst einfach gehaltenen Abendessen eingeladen, um mit den Einnahmen ein Osterfestessen für Wohnungslose in Wilhelmshaven zu finanzieren.
In seiner Festrede zum Thema „Brich dem Hungrigen dein Brot“ unterstrich Bischof Adomeit die Bedeutung solcher Veranstaltungen. „So stelle ich mir kirchliches Leben vor: Sie schauen hier nicht auf Strukturen und Gebäude, sondern auf Menschen, deren Not gelindert werden muss.“ Dies sei eine der Hauptaufgaben der Kirche. Wenn sie nicht für andere da sei, habe sie ihren Auftrag verfehlt.
Gleichzeitig werde mit dem Fastenessen ein Zeichen in die Welt gegeben und die christliche Botschaft der Nächstenliebe verbreitet. Adomeit forderte dazu auf, nicht wegzusehen, wenn es um die Bewältigung ganz konkreter Probleme gehe. Die Kirche müsse aber nicht nur für Flüchtlinge im Mittelmeer eintreten und sich gegen Kinderarbeit in Asien stark machen, sondern sich auch den drängenden Fragen vor Ort stellen. Dabei gehe es auch um so schwierige Themen wie die Umweltbelastung durch das Verhalten im Straßenverkehr oder die Auswirkungen des Kaufs von Billigfleisch.
Zu Beginn des Abends hatten Pfarrer Peter Sicking und Moderator Jürgen Westerhoff von der Kirchengemeinde Voslapp auf den Sinn des Fastenessens hingewiesen. Für 15 Euro gibt es Pellkartoffeln mit Quark oder Heringsstipp. Da das Essen vom Voslapper Restaurant „Zum Knurrhahn“ gespendet wird, können die Einnahmen ungeschmälert für das Osterfestessen für Wohnungslose eingesetzt werden, das vom Diakonischen Werk im Tagesaufenthalt an der Weserstraße in Wilhelmshaven veranstaltet wird.
Wolfgang Steen, Leiter des Tagesaufenthaltes des Diakonischen Werks Friesland-Wilhelmshaven, stellte die Wohnungslosenhilfe der Diakonie vor und bat um mehr Zuwendung für gesellschaftliche Außenseiter. Sein Appell: „Raus aus den Vorurteilen – hin zu mehr Gelassenheit und Solidarität.“ Beeindruckt von dem Abend zeigte sich auch die Wilhelmshavener Bürgermeisterin Ursula Glaser, die Teilnehmenden und Organisatoren dafür dankte, dass mit dem Fastenessen dafür gesorgt werde, dass etwas aus dem Überfluss an bedürftige Menschen gelange.