Der Tag der Taufe des eigenen Kindes gehört zu den ganz besonderen Ereignissen im Leben. Oftmals ist es aber ein Tag, an dem alles ein wenig künstlich wirkt, weil perfekt geplant und abgespult wird. Nicht so an diesem Sonntag am Südstrand in Wilhelmshaven: 22 Säuglinge, Kinder und Erwachsene aus den Kirchengemeinden Heppens und Christus- und Garnisonkirche wurden hier getauft. Und nichts lief wie geplant, es war eher ein wunderbareres Sinnbild für das Leben selbst: nicht immer läuft alles nach Plan, Flexibilität ist wichtig, Zuversicht und Fröhlichkeit in jeder Lage. Und alles lag nur am Wetter.
Tage vorher war für das Wochenende wunderbareres Wetter angekündigt, Sonnenschein, ein laues Lüftchen, kurz: ein richtig toller Spätsommertag sollte es werden. Doch bereits seit Freitag zogen dann schwere Schauer, Sturmboen und Gewitter durch. Am Sonntagmorgen entschieden die Pastoren Bernhard Busemann, Frank Morgenstern und Nico Szameitat: Trotz allem, es wird kein Gewitter geben, das ist sicher, wir gehen an den Südstrand!
Zwei Jahre hatte es gebraucht, bis aus einer ersten Idee im Jahr der Taufe ein richtiger Plan wurde. Unsere Kirchengemeinden sind bekannt für Gottesdienste an anderen Orten. Warum also nicht auch mal eine Taufe unter freiem Himmel? Der Südstrand bietet sich geradezu an, hatte Frank Morgenstern im Vorfeld erklärt. Am Südstrand, da wo sich meist Touristen und Badegäste aufhalten, habe diese Taufe auch einen Missionscharakter. Überwältigt war man von der Nachfrage. Als der Plan bekannt wurde, interessierten sich immer mehr Menschen für diese besondere Taufe.
Und dann der Sonntag: Regenschwere Wolken ziehen über bleigrauen Horizont. Kaum ein Mensch verirrt sich auf die Promenade außer den vielen Besucherinnen und Besuchern des Gottesdienstes. Bunte Schirme schmücken den Strand. Und dann hört es pünktlich zu Beginn des Gottesdienstes auf zu regnen. Aufatmen.
Dennoch: Das Mikrofon macht Probleme, die Elektrik für die Band Julisturm im Bulli funktioniert nicht richtig und der Pavillon, der den Altar mit den Kerzen schützt, wird von einer Windboe erfasst. Spontan finden sich Helfer, die den Pavillon sichern. Frank Morgenstern begrüßt unterdessen die beiden jungen ehrenamtlichen Helfer der DLRG, die für Sicherheit am Wasser sorgen. Das erste Lied erklingt, es wird ruhig, die ganz besondere Atmosphäre dieses Gottesdienstes an diesem Ort wird greifbar.
Doch dann öffnen sich die Wolken, ein ordentlicher Regenguss geht nieder. Es wird eine Taufe, wie es wohl in den beiden Kirchengemeinden noch keine bisher gegen hat. Spontan verzichten die Pastoren auf die Predigt, es wird getauft, wie es zu Zeiten der Bibel gewesen sein könnte: Ganz ohne Schnickschnack, zügig, freundlich, mit einem kleinen Gebet für jeden Täufling ganz persönlich und dem Segenszuspruch.
Am Ende sind alle patschnass. Das Erlebnis dieser Taufe wird ihnen allen aber wohl bis ins Detail im Bewusstsein bleiben.
Ein Beitrag von Annette Kellin.