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Was haben Banken mit Kirchen zu tun? Zu wenig, findet Professor Dr. Gunter Dueck und warnt deshalb davor, bei Kreditinstituten und Seelsorge die gleichen Maßstäbe an Effizienz anzulegen. Der Mathematiker hielt das Impulsreferat „Perspektive: Glaube, Liebe Effizienz? Hoffen auf den Neuaufbruch“ auf dem Zukunftskongress der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, der am 6. und 7. Juli in der Oldenburger Weser-Ems Halle stattfindet.

„Falsch verstandene Effizienz kann ruinieren – und das befürchte ich besonders im kirchlichen Kontext“, erklärte er. Denn eine Pastorin, ein Pastor sei nun einmal kein Kreditberater, der für Kunden im weiten Umkreis zuständig ist. Ein Pastor, der für zu viele Gemeindeglieder zuständig sei, verliere den Kontakt zu den Gläubigen. „Den Bankkunden schmerzt das nicht direkt, aber den Gläubigen schon.“ Wenn sich die Kirche auf Kerndienstleistungen zurückziehe, werde „das Heilige ganz dünn.“

„Investiert in Pastoren, auch wenn alles andere aufgegeben werden muss. Widersteht der Versuchung flächendeckender Effizienzbestrebungen, bei denen überall gespart wird, so dass dann alles bedenklich siecht. Denkt an den nachhaltig gesunden Kern“, forderte Dueck.

Ebenso wie der Pfarrer seine Gemeinde im Blick behalten müsse, sollte die Kirche die jungen Internetnutzer, die „Digital Natives“, nicht aus den Augen verlieren. „Die neue Internetgesellschaft muss sich im Ganzen so stark wandeln, dass der Umbruch unweigerlich auch die Kirchen und die religiösen Vorstellungen erfasst“, forderte Dueck und stellte drei Thesen für die Zukunftsfähigkeit der Kirche auf:
- Der Kern der Kirche, das Heilige in der Seele zu hüten, muss gesund gehalten werden – durch Pastoren, alles andere steht zurück.
- Widersteht der Versuchung falscher Effizienz – hütet euch vor allem, was in die Nähe von „Bless for less“ gerät.
- Lasst die Digital Natives zu IHM kommen – errichtet Monumente des Glaubens im Internet.

Dueck warnte vor einem Weitergehen auf dem jetzigen Wege bis 2030. „Schauen Sie auf das heutige Sterben der Unternehmen. Sie sterben, weil sie am Festnetztelefon festhalten, unbedingt an Büchern aus Papier, unbedingt an Kernkraftwerken, unbedingt an Handys nur zum Telefonieren. Größte Konzerne gehen darnieder, weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkennen, weil sie nach Jahrzehnten ihrer Existenz ihr Dasein schon wie eine Ewigkeit empfinden“, so Dueck.

Die Zeichen der Zeit zu erkennen und Veränderungen zuzulassen, legte Dueck der Kirche ans Herz. „Die Hemmschwelle, in ein neues Zeitalter einzutreten, verstehe ich gut. Aber ich will sie nicht verstehen“, sagte er kämpferisch.

Er widme sich „unverdrossen der Weltverbesserung“ sagt Gunter Dueck über sich selbst. Der Mathematiker, der in den 1980er Jahren an der Universität Bielefeld lehrte, war bis zu seinem Ruhestand 2011 Chief Technology Officer der IBM Deutschland. Außerdem engagierte er sich im Auswahlausschuss der Studienstiftung des deutschen Volkes und ist Mitglied der Präsidien der Gesellschaft für Informatik und der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Schon bei IBM hatte Dueck sich als Mentor für junge Kollegen eingesetzt, um Wissen und Erfahrung ohne Hierarchien weitergeben zu können. Als Business-Angel begleitet er heute Existenzgründer mit seinem Know-how. Seit 2006 arbeitet der Mathematiker auch als Buchautor, dabei geht es ihm nach eigenen Angaben darum, Unternehmensorganisationen wegzuführen von der „Supramania“, dem Hang, alles über zu hoch gelegte Messlatten springen zu lassen.

800 Delegierte und 300 Mitwirkende nehmen am Zukunftskongress der oldenburgischen Kirche am 6. und 7. Juli in der Oldenburger Weser-Ems Halle teil. Unter dem Motto „… ein Land, das ich dir zeigen will“ (1. Mose 12,1) beraten sie über den Weg der Kirche in das Jahr 2030 beraten. Alle 117 Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche haben eine Delegation entsandt. Offiziell endet der Zukunftskongress am Sonntag, 8. Juli, mit dezentralen Gottesdiensten in allen Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche.

Interessierte können den Kongress unter www.zukunft-oldenburg.de verfolgen. Hier finden Sie ab Freitag, 6. Juli, aktuelle Berichte, Interviews und Videoclips.

 

Professor Gunter Dueck während seines Impulsreferates.
Professor Gunter Dueck während seines Impulsreferates.