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Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde am Partnerschaftssonntag der Schwesternkirchen der Norddeutschen Mission in der Schweier St.-Secundus-Kirche die dortige Orgel eingeweiht. Nach fast einem Jahr erklangen wieder die ersten Töne, die Kreiskantor Johannes Kirchberg dem betagten Instrument entlockte. An dem regionalen Gottesdienst der Kirchengemeinden Schwei, Schweiburg, Seefeld und Esenshamm nahm der Oldenburger Bischof Jan Janssen teil.

 

Musikalisch beteiligt waren auch der Nikolai-Posaunenchor aus Oldenburg unter Leitung von Joni Prochnow sowie die Trommelgruppe aus Schwei, die für das afrikanische Flair sorgte. Denn zu Gast war der Moderator Emmanuel Avanyoh, Bischof der Evangelisch-Presbyterianischen Kirche aus Togo sowie Dr. Bertille Hetcheli-Maditoma. In seiner Predigt ging Emmanuel Awanyoh auf die Bedeutung der Musik in den Evangelien ein. Musik habe immer einen guten und wichtigen Platz in der Schöpfung Gottes gehabt, erklärte der Moderator der togoischen Kirche. „Für die Musik braucht man die Natur, die Tiere, die Bäume, die Menschen“, sagte er weiter und wies auf die für die Trommeln der Trommelgruppe verwendeten Materialien wie Tierfelle und Hölzer hin.

 

Die Musik sei eine wunderschöne Kunst, in der selbst die hartgesottenen Professionellen jeden Alters neue Gefühle finden, Dinge, die erstaunen ließen und Gründe, um noch mehr über die Musik zu lernen. Die Musik sei immateriell, unstofflich und sie durchdringe den Menschen tiefer als jedes andere Gefühl. Keinem Wissenschaftler sei es jedoch bisher gelungen, die Wirkung der Musik auf die Gefühle aufzuzeigen und zu erläutern, so Awanyoh. Man könne Musik nicht wie Sprachen verstehen. Für Beethoven sei die Musik zum Beispiel eine Offenbarung, die er über die Wissenschaft und die Philosophie stellte. Für Emmanuel Awanyoh ist die Musik eine mysteriöse Wirklichkeit, die alleine Gott verstehen könne: „Mit anderen Worten: Die Musik ist göttlichen Wesens.“

 

Awanyoh erinnerte an die Schöpfung der Welt in sechs Tagen und an den siebten Tag, an dem Gott pausierte. Die Zahl sieben sei für ihn ein musikalisches Symbol. Es gebe sieben Basistöne, sieben Noten, sieben Notenzeichen, sieben Pausenzeichen, sieben Notenschlüssel und sieben Tonleitern. Die Zahl sieben bringe die Fülle Gottes zum Ausdruck. Die Musik gehöre zum Innersten des Volkes Israel. So sei im Alten Testament die Organisation der Dienste am Jerusalemer Tempel beschrieben, die auch die Musik beinhaltete. In der heiligen Nacht bei Christi Geburt begleitete die Musik der Engel die Hirten auf dem Feld. Und auch die Anhänger Jesu sangen am Tag der Ausschüttung des Heiligen Geistes in verschiedenen Sprachen. „Und dieses Hörwunder ist ein Zeichen des universalen Rufes des Evangeliums“, sagte Emmanuel Awanyoh.

 

Die Musik sei immer auch im Zentrum des Gottesdienstes und habe dort unleugbar eine spirituelle Rolle inne. In den Offenbarungen des Johannes gebe es Hinweise auf eine Vielzahl von Liedern und Sängern, die gut organisiert und ausgerüstet seien und Gott ohne Unterlass durch ihre Lieder und Tänze lobten, so Awanyoh. Die Schweier Pastorin Heike Jakubeit und Präsidentin der Norddeutschen Mission dolmetschte die in französischer Sprache von Moderator Emmanuel Avanyoh gehaltene Predigt.

 

In seinem Grußwort ging Bischof Jan Janssen auf die Predigt ein und wies auf die renovierte Orgel hin, in der die Windladen aus Lederlappen und das Gehäuse aus Holz gefertigt seien. „Die Trommeln und die Orgel sind verwandt“, so Bischof Janssen.
 
Mit Blick auf das Gleichnis vom Senfkorn (Markus 4,30-34) betonte Janssen, dass die Kirchengemeinde in Schwei mit dafür Sorge trage, „dass der Same wächst und gedeiht, dass in der Kirchengemeinde Schwei und über Schwei hinaus ein verzweigter Organismus entsteht wie ein Baum, der sich entfaltet und gedeiht. Ihre Zweige reichen sogar bis nach Togo und Ghana und geben dort Menschenkindern, kleinen und großen Vögeln Schutz und eine Chance, ein Nest zu bauen, also selbst etwas aufzubauen, das wieder eigene Zukunft hat und neues Leben beherbergt.“

 

Bei der Kollekte zu Gunsten der Norddeutschen Mission wies Bischof Janssen auf die sinnvollen Jugendprojekte in Togo und Ghana hin, die helfen, die jungen Menschen auf den richtigen Weg zu bringen.

 

Orgelwoche zur Feier der Orgeleinweihung
Die Schweier Orgel stand zweifellos im Mittelpunkt des Gottesdienstes und erklang bei Liedern und abwechselnd mit dem Posaunenchor. Sie wurde 1869 von dem renommierten Oldenburger Orgelbauer Johann Claussen Schmid erbaut zu einer Zeit als Orgeln schon nicht mehr modern waren. Ihr typisches Klangbild war romantisch ausgerichtet mit grundtönigen vollen sanften und helleren Stimmen. Nach der Restaurierung im Jahr 1965 erklang sie barock, was nicht nur Zustimmung fand. Durch ungeeignetes Material verschlechterte sich der Klang im Laufe der Jahre immer mehr und bereitete zum Schluss der Schweier Organistin Brigitte Herbst reichlich Kopfzerbrechen. Bereits vor 20 Jahren wurde vom Schweier Kirchbauverein ein Orgelfond eingerichtet, der erhebliche Gelder durch Spenden und besondere Aktionen wie Orgelbriefe einsammeln konnte. 2009 wurde schließlich die Restaurierung beschlossen und 2011 in Angriff genommen.

 

Die Orgelmakerij van der Putten aus den Niederlanden erhielt den Zuschlag und die Orgelbauer stellten durch Hinzufügen von Registern und Reparatur der Windführung, der Mechanik und des Spieltisches den originalen Klang wieder her. 140.000 Euro kostete die Restaurierung und neben den Mitteln aus dem Orgelfond in Höhe von 77.000 Euro kamen Gelder des Ev.-luth. Oberkirchenrates und EU-Fördergelder hinzu.

 

Nach dem Gottesdienst wurde die Orgeleinweihung noch gebührend weitergefeiert auf dem Kirchenvorplatz. Eine Orgelwoche schließt sich an, die am kommenden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend jeweils ab 19.30 Uhr Interessierten die Möglichkeit bietet, sich selbst ein Bild vom neuen Klang der Orgel zu machen. Hervorzuheben ist insbesondere das Konzert am Sonnabend mit Kirchenmusikdirektor Klaus Uwe Ludwig.

 

In Beitrag von Beatrix Schulte.

 

Partnerschaftssonntag der Norddeutschen Mission in Schwei - Gruppenbild vor alten Orgelpfeifen (von li. nach re.): Moderator Emmanuel Awanyoh aus Togo, Pastorin Heike Jakubeit, Dr. Bertille Hetcheli-Maditoma und Bischof Jan Janssen. Alle Fotos: Beatrix Schulte
Pastorin Heike Jakubeit und Moderator Emmanuel Awanyoh aus Togo singen zum Abschluss gemeinsam das afrikanische Lied „Akpe mada na mawu“ unter Begleitung der Trommelgruppe Schwei.
Nikolai-Posaunenchor Oldenburg unter der Leitung Joni Prochnow.
Orgelbauer Wim Dijkstra von der Orgelmakerij van der Putten aus den Niederlanden testet die Orgel auf ihren Klang.