Bischof Jan Janssen hat Christinnen und Christen dazu aufgerufen, wieder von leiblicher Auferstehung zu reden. Die unglaubliche Hoffnung auf eine leibliche Auferstehung könne nur solange als lächerlich abgetan werden, als den Menschen das Leid noch nicht nah genug zu Leibe gerückt sei. Alles andere als eine Auferstehung des Fleisches wäre nur „die Vertröstung auf eine vergeistigte Pseudowelt, die uns die Religionskritik zu Recht vorwirft“, so der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in seiner Osterpredigt (zu Lukas 24,5) in der Oldenburger Lamberti-Kirche.
Das Zeugnis von Menschen, die in wesentlich unbequemeren Lebenslagen ihren Glauben und ihre Hoffnung aufrecht, mutig und tatkräftig lebten, versetze ihn in ungläubiges Staunen, so Janssen. Diese Menschen gebe es auf beiden Seiten: „bei denen, die ihre Flucht hierher geschafft haben. Und bei denen, die entgegen allen Unbilden ihren Dienst in den Flüchtlingslagern tun.“
Angesichts von Krieg und Terror sei der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Christus die „Hoffnung für die Terrortoten und Trauernden im Zentrum der belgischen Hauptstadt Brüssel, von denen die Medien so voll sind, dass sie Angst und Schrecken manchmal noch größer machen.“ Die Osterbotschaft bringe Hoffnung in Kriegszonen und Krankenzimmer, so Bischof Janssen.
Mit Blick auf die weitgehend vergessenen und ignorierten Konflikte und Katastrophen in Afrika betonte Bischof Janssen, dass Ostern auch Hoffnung für die Hungertoten in Burundi sei, von denen „in unserer Welt niemand so recht etwas wissen will“. Anfang März gehörte Bischof Janssen zu einer Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC), die Burundi einen Solidaritätsbesuch abgestatte und dabei helfen wollte, den seit rund einem Jahr anhaltenden blutigen Konflikt politisch zu lösen.
Jesus sei auferstanden für die Menschen und stehe aufrecht stellvertretend an der Seite derer, die leiden und trauern. Und er helfe denen, die hungern und dürsten. Die Osterbotschaft berühre nicht nur Herz und Hirn, sondern setzte die Menschen in Bewegung, betonte Janssen.
In seiner Predigt nahm Bischof Janssen Bezug auf des Gemälde „Segnender Christus“ von Giovanni Bellini (um 1430 – 1516), das um 1465 entstanden ist. Bellini habe Christus ganz bewusst als leiblich Auferstandenen dargestellt und aufgerichtet. Das Sichtbare werde in diesem Gemälde geradezu spürbar und greifbar. So sei Christus mit dunklen Ringen unter den Augen dargestellt, abgekämpft, zerzaust, erledigt und mit den Wunden an den Händen vom Festnageln am Kreuz sowie die Speerwunde. Die eine Hand erhebe Christus zum Segen, mit der anderen drücke es das schwere, kostbare Buch an sich, klammere es geradezu an sich.
Bellini stelle „den leiblich Auferstandenen vor Augen: Christus nicht als Supermann, aalglatt und unberührt von Leid und Tod durch die Lüfte schwebend, kein Strahlemann, den das Grauen von Tod und Leid kalt gelassen. Am eigenen Leibe hat Christus die Last eines jeden Leides und den Terror eines jeden Todes erlebt und durchlitten. Ein Bild, das Jesu Auferstehung als Sieg des Lebens nach dem Kampf gegen den Tod sehen und verstehen lässt“, so Janssen.
Hier finden Sie den vollen Wortlaut der Predigt von Bischof Jan Janssen.