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Oldenburg/Berlin (epd). Die Publizistin Carolin Emcke hat am Dienstag den mit 10.000 Euro dotierten Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg für Zeitgeschichte und Politik 2019 entgegengenommen. Aufgrund der Pandemie war die Preisverleihung um ein Jahr verschoben worden, wie die Stadt mitteilte.

 

 

 

Wie sehr die Pandemie die Gesellschaft verändert hat, habe die Preisträgerin eindrücklich in ihrem neuesten Buch «Journal - Tagebuch in Zeiten der Pandemie» beschrieben, sagte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD): «Wir merken gerade jetzt, wie verletzlich demokratische Gesellschaften sind.»

 

 

 

Die Jury hatte die in Berlin lebende Autorin ausgewählt, weil sei als Kriegsreporterin in Afghanistan, Pakistan, im Irak oder dem Gaza-Streifen «eine Stimme der Humanität gerade für jene, die in der Gewalt der Kriege keine Stimme mehr haben» sei. Emcke stehe «für die Notwendigkeit kritischer Debatten in einer Gesellschaft im Umbruch».

 

 

 

Emcke betonte in ihrer Dankesrede die Unterschiede zwischen faschistischer Diktatur und parlamentarischer Demokratie: «Wir sind frei, denen beizustehen, die entwertet und ausgeschlossen werden.» Noch immer gebe es Menschen, denen der alltägliche Rassismus, die alltägliche Ausbeutung, die Homo- und Transfeindlichkeit die Luft zum Atmen abschnüre.

 

 

 

Emcke wurde 1967 in Mülheim/Ruhr geboren und studierte Philosophie, Politik und Geschichte in London, der Harvard-Universität bei Boston (USA) und Frankfurt/Main, unter anderem bei Jürgen Habermas. Ihre journalistische Laufbahn begann sie beim Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Bis 2006 berichtete sie als Auslandsredakteurin aus Krisen- und Kriegsgebieten. Außerdem war sie Lehrbeauftragte für Politische Theorie an der Yale-Universität im US-amerikanischen New Haven (Connecticut).

 

 

 

Von 2007 bis 2014 schrieb sie als Autorin für «Die Zeit» und anschließend als freie Publizistin für die «Süddeutsche Zeitung» und andere Blätter. Emcke wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Friedrich-Ebert-Stiftung «Das politische Buch» (2005), dem Theodor Wolff-Preis (2008) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2016).

 

 

 

Der Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik erinnert an den Schriftsteller und Pazifisten Carl von Ossietzky (1889-1938). Er wird von der Stadt Oldenburg alle zwei Jahre für Arbeiten, Gesamtwerke oder an Personen vergeben, die sich in herausragender Weise mit dem Leben und Werk Ossietzkys, dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder mit der demokratischen Tradition und Gegenwart befassen. Zuletzt wurde die US-Holocaust-Forscherin Deborah Esther Lipstadt mit dem Preis ausgezeichnet.