Frankfurt a.M./Osnabrück (epd). Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat am Montag in Frankfurt am Main die Ordination von drei Rabbinern gefeiert. «Die Ordination neuer Rabbiner zeigt wie kaum ein anderes Ereignis die Stärke unserer Gemeinschaft», sagte Zentralratspräsident Josef Schuster in der Westend-Synagoge. Ordiniert wurden die Rabbiner Nosson Kaplan aus Osnabrück, Benjamin Kochan aus Erfurt und Jochanan Guggenheim, der in Leipzig tätig sein wird.
Rabbiner Nosson Kaplan wurde den Angaben zufolge 1982 in der Ukraine geboren. Er kam mit 13 Jahren nach Hamburg. Von 2010 bis 2015 studierte der 34-Jährige am Rabbinerseminar zu Berlin. Er absolvierte außerdem eine Ausbildung als Technischer Informatiker. Seit Oktober 2015 ist er als Assistenzrabbiner der Jüdischen Gemeinde Osnabrück tätig. Nosson Kaplan ist verheiratet und hat ein Kind
Zentralratspräsident Schuster warnte, durch den Erfolg der Partei AfD und anderer Rechtspopulisten sowie der steigenden Zahl von Islamisten wehe «ein kalter, heftiger Wind durch Deutschland». Ihm setzten die jüdischen Gemeinden ihre Werte und Gebote entgegen. «Wir zeigen, dass das geht. Wir lassen unsere Werte nicht einfach wegpusten. Das haben wir schon über Jahrtausende bewiesen.»
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bezeichnete die Ordination der Rabbiner als «ein herausragendes Ereignis und Anlass großer Freude für unser Land». Das jüdische Leben habe wieder einen festen Platz in der deutschen Gesellschaft. Die Perspektive des jüdischen Glaubens sei für die gesamte Gesellschaft eine Bereicherung. Israel- und Judenfeindlichkeit «dulden wir nicht», sagte der Ministerpräsident.
Die drei Theologen haben nach Angaben des Zentralrats der Juden ihre Ausbildung am orthodoxen Rabbinerseminar in Berlin abgeschlossen. Seit 2009 werden wieder orthodoxe Rabbiner in Deutschland ordiniert. In jenem Jahr wurde auch das Rabbinerseminar in Berlin als Nachfolgeinstitution für das 1938 durch die Nationalsozialisten geschlossene Hildesheimer'sche Rabbinerseminar in Berlin gegründet. Bisher wurden nach Angaben des Zentralrats in München, Leipzig, Köln und zuletzt 2014 in Würzburg insgesamt acht orthodoxe Rabbiner nach einem Studium zu Geistlichen erklärt.
Angehende Rabbiner der liberalen Richtung können in dem 1999 gegründeten Abraham-Geiger-Kolleg an der Universität Potsdam ihr Studium absolvieren. Es steht nach eigenen Angaben in der Tradition der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, die 1942 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Die erste Ordination eines liberalen Rabbiners in Deutschland nach 1945 fand 2006 in Dresden statt. Meistens gibt es nach Angaben des Zentralrats abwechselnd in einem Jahr eine Ordination liberaler Rabbiner und im anderen Jahr eine Ordination orthodoxer Rabbiner.