Nach Stationen in Dänemark und Schleswig-Holstein ist die Wanderausstellung Orgeln an der Nordsee Kultur der Marschen nun in Butjadingen und damit erstmals auf dem Gebiet der oldenburgischen Kirche zu sehen. Die Wanderausstellung wurde am Sonntag, 31. August, im Nationalparkhaus in Fedderwardersiel, Butjadingen, eröffnet. Nach einem Gottesdienst in der Langwarder St. Laurentius Kirche mit Pastor Hartmut Blankemeyer hielt Prof. Konrad Küster aus Freiburg, der die Ausstellung entwickelt hat, einen Festvortrag.
15 Jahre der Forschungsarbeit von Prof. Konrad Küster bilden die Grundlage für die Ausstellung. Der Professor für Musikgeschichte an der Universität Freiburg hat im Auftrag der Nordkirche und in Kooperation mit der oldenburgischen Kirche und der Landeskirche Hannovers eine multimediale Ausstellung konzipiert, die die Vielfalt und Qualität dieser besonderen Orgellandschaft zeigt. Hörstationen, Filme und Computerpräsentationen vertiefen die Informationen, die sich aus umfangreichem Bildmaterial ergeben.
Laut Prof. Küster bringt die Wanderausstellung Erstaunliches zutage: Die Marschen sind mit dem vorgelagerten Wattenmeer nicht nur ein einzigartiger Naturraum, sondern sie bieten auch eine einzigartige Orgellandschaft, die älteste der Welt, so Küster.
Der Grund dafür wurde im Spätmittelalter gelegt, als die Bewohner der Marschen die aufstrebenden Städte Nord- und Mitteleuropas mit den Produkten ihrer Landwirtschaft belieferten. Durch diesen Handel lernten sie die Kulturleistungen der Städte kennen, gleichzeitig wuchs durch diesen Handel ihr Reichtum. So konnten die Marschbewohner neben dem Küstenschutz eine zweite große Kulturleistung entwickeln: Sie statteten ihre kleinen Dorfkirchen mit hochklassigen Orgeln aus. Die Materialien für den Bau der hochkomplexen Instrumente mussten über hunderte von Kilometern herangeschafft und so ausgestaltet werden, dass sie dem salzig-feuchten Meeresklima standhielten. In vielen der kleinen Orte gab es Stifter, die sich für den Bau kostbarer Orgel in den Kirchen der Marschdörfer einsetzten. Für sie bedeutete Orgelmusik ein Stück Lebensqualität, so Küster. Die Orgel bot Besuchern der Kirche Raum für ihre Gedanken. Sie bereitete die Menschen schon auf Erden auf das ewige Lob Gottes vor, das sie nach dem Tod erwarten würde.
Kleinste Dörfer seien so wegen ihrer großen, traditionsreichen Instrumente auch zu Weltruhm gelangt bespielt mit Musik von Bach, Böhm oder Buxtehude, die aber nie dort gewesen seien. Dies erzählt die Ausstellung: quer durch die Jahrhunderte, quer durch die Geschichte von Orgelbau und Orgelmusik, quer durch die Regionen, so Küster.
Pfarrer Andreas Zuch zeigte sich in seinem Grußwort für den Ev.-luth. Oberkirchenrat erfreut darüber, dass diese Ausstellung erstmals im Oldenburger Land zu sehen ist. Er betonte, damals wie heute könne solch große Kulturleistung nur im Zusammenwirken vieler Kräfte geleistet und gesichert werden. Für den Erhalt der Orgellandschaft Nordsee sei es zukunftsweisend, wie die Realisierung der Ausstellung in Fedderwardersiel in Kooperation von Kirchengemeinde, Naturparkhaus und dem Kulturverein Butjadingen gelungen sei. Für Zuch gehört die Orgellandschaft der Nordsee auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Er bezeichnete die Ausstellung als Initialzündung für eine entsprechende Initiative.
Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Oktober 2014 im Nationalpark-Haus in Fedderwardersiel, Butjadingen, Am Hafen 4 zu sehen.
Ein Beitrag von Pastor Dietmar Reumann-Claßen.