Wellcome tönt es von der Bläsergruppe aus dem Biergarten am Fuße des Kirchhofs herüber. Der musikalische Willkommensgruß mit Trompete, Posaune, Tuba und moderner Bläserliteratur lockt die letzten Gäste herüber, die sich zunächst in der imposanten Granitquaderkirche auf der Warf umgesehen haben. Ein Orgelkonzert gehört doch eigentlich in die Kirche und nicht in den Biergarten, oder?
So einfach war es in der St.-Johannes-Kirche in Waddewarden aber nicht. Eingeladen hatten Pastorin Hanja Harke und Kantor Ulrich Schneider, zusammen hatten sie das Konzept für Orgel kulinarisch mit allen Sinnen genießen ausgetüftelt, von dem Gastronomin Gyde Harms gleich angetan war. Ein Konzept, das ankam. Die Veranstaltung war beinahe ausgebucht, den Besucherinnen und Besuchern gefiel dieser besondere Abend, etliche waren regelrecht begeistert.
Und zur Begrüßung gab es eben Sekt (mit und ohne Alkohol) und Häppchen im Biergarten. Im Verlauf des Abends wechselten die Teilnehmenden mehrfach vom Hotel-Restaurant To´n Schlagboom, das direkt am Fuß der Kirchenwarf liegt, zum Gotteshaus und zurück.
Es gab Musik aus unterschiedlichen Epochen, mal von der Orgel mit Ulrich Schneider, mal als Kontrapunkt von den Blechbläsern mit Musikern aus dem Posaunenchor Gödens, es gab ein Drei-Gänge-Menü. Die Gäste schlenderten zwischen Restaurant und Kirche, es gab Gespräche untereinander und vieles mehr.
Ein gelungener Abend, zu dem die Idee bereits bei einem Winterspaziergang am Stand von Schillig geboren wurde. Ulrich Schneider, Kantor und Organist aus Bad Lippspringe, und seine Familie pflegen seit Jahren einen engen Kontakt zu Pastorin Hanja Harke. Man lernte sich eher zufällig kennen, als Schneider, der in seinem Urlaub gerne das Wangerland besucht, an einem Gottesdienst teilnahm und in Waddewarden die Organistin ausfiel. Spontan sprang er ein, der erste Kontakt war geknüpft und seitdem gibt es immer wieder Projekte, die Hanja Harke und der Kantor gemeinsam auf die Beine stellen.
Ulrich Schneider zeige sich regelrecht begeistert von der Joachim-Kayser-Orgel, die 1697 erbaut wurde und heute noch einige Originalteile enthält. Bei manchen Registern gibt es Nebengeräusche, so als wäre das Schlagzeug gleich mit eingebaut. Das ist ganz normal, das war damals so, erzählte der Organist und ließ die Zuhörer diese Geräusche auch bewusst wahrnehmen.
Ihm ging es darum, den Zuhörenden die Orgel vorzustellen, auch Register anzusprechen, die in der Regel vernachlässigt werden. So brachte er unter anderem das Krummhorn zum Klingen. Es geht mir nicht darum, mich als großen Tastenkünstler zu präsentieren, ich möchte lieber die kleinen Kostbarkeiten dieses Instruments ansprechen und vorstellen, sagte er.
Die Idee, ein Orgelkonzert mit einem Essen zu verbinden, lag nahe, seitdem das Hotel und Restaurant To´n Schlagboom im vergangenen Jahr nach langer Zeit des Leerstands komplett saniert und restauriert wurde und seither wieder betrieben wird. In sehr gemütlicher und natürlicher Atmosphäre lädt es zum Verweilen ein.
Das Paket kam bei den Besucherinnen und Besuchern gut an. Auf Sekt und Fingerfood im Biergarten zu Beginn zu den Klängen der Bläser folgten in der Kirche abwechslungsreiche kurze Stücke an der Orgel aus der Entstehungszeit des Instruments. Nach dem Hauptgang mit Maispoularde an mediterranem Gemüse und Rosmarinkartoffeln folgten Orgelsequenzen, die langsam zur Neuzeit hinführten. Das Dessert krönte mit Erdbeeren auf Mascarponecreme den Abend.
Ein Beitrag von Annette Kellin.