Mechanik wie vor 500 Jahren gepaart mit zeitgemäßer Elektronik: Die neue Orgel in der renovierten Klosterkirche Vechta ist ein Meisterwerk alter und neuer Technik. Seit Ende März wird das Instrument installiert, für Herbst ist die Fertigstellung geplant. Am Montag, 7. Juli, wurde in würdigem Rahmen das "Orgelrichtfest" gefeiert.
"Eine Orgel ist auch ein Blasinstrument", sagte Gerald Woehl augenzwinkernd bei seiner Präsentation der Baustelle. Zum Beweis setzte der Orgelbauer eine große Pfeife an die Lippen und entlockte ihr einen klaren Ton. "Das Verhältnis von Zinn und Blei ist verantwortlich für den Klang."
Die neue Orgel wird aus rund 2.300 Pfeifen in 44 Reihen bestehen. Die Pfeifen sind unterschiedlich groß und für ihre Paten unterschiedlich teuer - die Preisliste beginnt bei 30 Euro. Ein Förderverein hat so von den 700.000 Euro für den Orgelbau bereits 550.000 Euro eingenommen. Bernd Cromme vom Vereinsvorstand vertrat als Spendensammler humorvoll das Motto, "dass Geld nicht stinkt, aber singt und klingt".
Pfarrer Andreas Technow lobte den Einsatz des Fördervereins und das Engagement der Stadtgesellschaft unabhängig von der Konfession. Er sprach von "ökumenischen Wurzeln", werde die Klosterkirche doch seit 1818 als Simultankirche gemeinsam von Protestanten und Katholiken genutzt. Die neue Orgel wiederum löst ein Instrument ab, das seit 1958 den musikalischen Ansprüchen nur begrenzt genügt habe.
Den Stellenwert der Orgel gerade für die Klosterkirche und ihre Gemeinden beschrieben Kreiskantorin Paula Hyson und Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser. Orgelsachverständiger Jürgen Löbbecke erinnerte an die intensive Suche nach dem passenden Baumeister und der richtigen Orgel.
Ergebnis: Gerald Woehl aus Marburg und sein Team bauen ein Instrument, das laut Löbbecke "stilistisch im 19. Jahrhundert angesiedelt ist, aber auch zeitgenössische Werke perfekt wiedergibt". Alte und neue Musik dank traditioneller und moderner Handwerkskunst.
Ein Beitrag von Uwe Haring.