Genf/Osnabrück (epd). Die Vereinten Nationen und Hilfswerke haben zur stärkeren Bekämpfung der Kinderarbeit weltweit aufgerufen. Rund 168 Millionen Mädchen und Jungen müssten unter teilweise schlimmen Bedingungen Geld verdienen und seien vom Schulbesuch ausgeschlossen, erklärte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Freitag in Genf anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit. Auch das in Osnabrück ansässige Kinderhilfswerk terre des hommes rief zum Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern auf. Die Evangelische Jugend und andere Verbände starteten eine Mitmachaktion gegen Kinderarbeit.
«Es ist eine nicht zu akzeptierende Realität, dass heute Millionen Kinder in der Welt immer noch für ihr Überleben und das ihrer Familien arbeiten müssen», kritisierte ILO-Generaldirektor Guy Ryder. Rund 120 Millionen arbeitende Kinder sind nach Angaben der ILO zwischen fünf bis 14 Jahre alt. Weitere 48 Millionen Mädchen und Jungen im Alter von 15 bis 17 Jahren müssen gefährliche Arbeiten verrichten. Die Heranwachsenden in Entwicklungsländern schuften demnach ohne Schutzkleidung in Fabriken oder Bergwerken. Junge Mädchen laufen häufig Gefahr, sexuell ausgebeutet zu werden.
Laut dem Bericht prägt Kinderarbeit das ganze spätere Leben. Wer schon als Kind arbeiten muss, kann sich kaum qualifizieren und findet später oft nur schlecht bezahlte Jobs ohne jegliche Aufstiegschance.
1999 verabschiedeten die Mitgliedsländer der ILO die Konvention 182, laut der die schlimmsten Formen der Kinderarbeit wie Prostitution verboten sind und abgeschafft werden müssen. Die Konvention trat 2000 in Kraft. Bis 2014 ratifizierten 179 Länder das Abkommen.
Terre des hommes forderte die Bundesregierung zum Einschreiten gegen Kinderarbeit auf. So müssten nach einer aktuellen Studie des Hilfswerks Tausende Mädchen und Jungen in Thailand täglich bis zu zehn Stunden Garnelen schälen, damit die Meeresfrüchte in Europa billig angeboten werden könnten, hieß es.
Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland startete eine Foto-Aktion gegen Kinderarbeit. Unter dem Slogan «Uns geht die Luft nicht aus» sind Jugendliche dazu aufgerufen, ein Bild von sich und einem Luftballon zu veröffentlichen. Wer bei der Aktion mitmachen will, kann sein Foto bis Juni 2016 auf Facebook, Instagram oder Twitter teilen. Daraus soll eine Collage erstellt und an Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) übergeben werden.