Die oldenburgische Kirche feiert 50 Jahre Pastorinnengesetz. Vor 50 Jahren wurden in der oldenburgischen Kirche mit dem Pastorinnengesetz die Frauen im Pfarramt den Männern weitgehend gleichgestellt. Ein Grund zum Feiern, denn dieses Gesetz war für die damalige Zeit eines der fortschrittlichsten Kirchengesetze. Am Samstagabend, 29. Oktober, findet aus diesem Anlass um 18 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Oldenburg-Osternburg ein besonderer Gottesdienst statt, zu dem herzlich eingeladen wird.
Das Pastorinnengesetz eröffnete Frauen 1966 mit der entsprechenden Ausbildung den (beinahe) gleichen Zugang zum Pfarramt wie ihren männlichen Kollegen in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg.
50 Jahre Pastorinnengesetz – eine Erfolgsgeschichte
Auch Christine Reents erinnert sich noch gut daran, dass das Gesetz 1966 von der Synode der oldenburgischen Kirche mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. Reents, die damals noch Kaestner hieß, war eine Pfarrerin der ersten Stunde in der oldenburgischen Kirche. Und es war auch Ärger um ihren Wunsch, Gottesdienste in der Garnisonkirche halten zu dürfen, der schließlich dazu führte, dass die Synode sich mit dem Thema Pastorinnengesetz beschäftigte und es schließlich verabschiedete. Im Gespräch mit Doris Semmler, die ein Buch über die ersten Theologinnen der oldenburgischen Kirche geschrieben hat, erinnert sie sich an diese Zeit.
Während der Studienzeit sei die Gleichbehandlung selbstverständlich gewesen, erzählt Reents. Als dann die Ordination anstand, sei sie zusammen mit zwei männlichen Kollegen zu Bischof Gerhard Jacobi gegangen und habe ihn gebeten, dass sie gemeinsam ordiniert werden. „Diesen Wunsch hat er uns erfüllt“, erinnert sich Reents. So wurde sie bereits 1963 zur Pastorin ordiniert, bevor es das Pastorinnengesetz in der oldenburgischen Kirche überhaupt gab. Doch als Reents, die damals als Assistentin an der Pädagogischen Hochschule arbeitete, dann darum bat, für Studierende Gottesdienste an der Garnisonkirche halten zu dürfen, gab es Ärger. Obwohl die Pastoren das Ansinnen zunächst unterstützten, war der Organist der Garnisonkirche dagegen und die Zustimmung wurde zurückgezogen. „Doch der Ärger sprach sich herum“, erinnert sich Reents.
Und bald darauf ging in der Synode ein Antrag ein, ein Pastorinnengesetz zu beschließen, das das seit 1955 geltende Vikarinnengesetz ablösen sollte.
In Bischof Jacobi und der Synodalen Helene Ramsauer hatten die Befürworter des Pastorinnengesetzes damals wichtige Fürsprecher. „Und auch die beiden Oberkirchenräte unterstützten das Anliegen“, erinnert sich Reents. Doch es dauerte nach dem Antrag von 1964 noch zwei Jahre, bis das Gesetz verabschiedet wurde. „Es wurde theologisch damals intensiv diskutiert“, sagt Semmler. Besonders fortschrittlich an dem neuen Gesetz sei gewesen, dass die Pastorinnen nun nach einer Heirat nur auf eigenen Wunsch aus dem Dienst ausschieden. Im Vikarinnengesetz war dies noch die automatische Folge einer Heirat. „Das Pastorinnengesetz ist eine Erfolgsgeschichte“, betont Semmler.
Während es in den 1950er Jahren nur drei Vikarinnenstellen gab, ist der prozentuale Anteil der Frauen im Pfarramt kontinuierlich gestiegen. Allerdings arbeitete ein Großteil der Pastorinnen nur im Teildienst und auch in Leitungsfunktionen sind sie bis heute geringer vertreten. Die erste Oberkirchenrätin wurde in der oldenburgischen Kirche 1992 gewählt. Es war Evelin Albrecht.
Zum Jubiläum des Pastorinnengesetzes schauen Reents und Semmler aber nicht nur auf die Situation der Frauen in der oldenburgischen Kirche heute. „Dass Frauen in Lettland nicht mehr ordiniert werden, zeigt, wie wichtig das Thema heute noch ist“, sagt Semmler. „Wir sollten uns für die betroffenen Frauen einsetzen und sie fragen, was wir für sie tun können“, ergänzt Reents.
Ein Beitrag von Kerstin Kempermann, Evangelische Zeitung Oldenburg.
Lob- und Dankgottesdienst in Osternburg
In dem von einem Arbeitskreis vorbereiteten Lob- und Dankgottesdienst predigt Pfarrerin i.R. Annette Nuber, eine der ersten Pastorinnen der oldenburgischen Kirche und zuletzt Kreispfarrerin im Kirchenkreis Wilhelmshaven. Die musikalische Gestaltung übernehmen der Frauenchor „Womany Voices“, geleitet von Marion Lantz, und Kirchenmusikdirektorin Beate Besser an der Orgel.
Der Gottesdienst beginnt um 18 Uhr. Anschließend findet ab 19 Uhr ein Empfang im Jochen-Klepper-Haus statt, an dem neben Bischof Jan Janssen auch Synodenpräsidentin Sabine Blütchen teilnehmen wird. Nach kurzen Grußworten blicken Professorin em. Dr. Christine Reents als unmittelbar Beteiligte und Pfarrerin i.R. Doris Semmler als Chronistin auf die Vergangenheit zurück (Moderatorin: Akademiedirektorin Brigitte Gläser). Es ist aber auch ein Blick in die Zukunft geplant. Neben der Freude über gute Entwicklungen wird unter anderem kritisch auf den Synodenbeschluss der lutherischen Kirche in Lettland vom Sommer dieses Jahres geblickt, der eine Ordination von Frauen ausschließt.