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In seiner Andacht in der St. Matthäus-Kirche betonte Janssen, dass die Blutbuche auch im Bewusstsein gepflanzt werde, „dass der Weg der Atomenergie zu Ende geht, und dass zukünftig noch sehr viel stärker auf erneuerbare Energien gesetzt werden muss.“ Sie sei ein Zeichen der Hoffnung und des Lebens und mache deutlich, „dass der Mensch die Schöpfung und mit ihr sich selbst in Gefahr bringt, wenn er sich zu sehr in selbst gemachter Sicherheit wiegt.“

Ihm sei jedoch auch die Sorge der Menschen gerade in der Wesermarsch um ihre Arbeit bewusst, so Janssen. Doch die Sorge um das Leben und die Sorge um die Arbeit dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. „Der rationale Blick auf die Realität der Wirtschaftskraft darf uns nicht blind werden lassen für das Risiko, das nicht nur mit den Ereignissen in Japan sichtbar geworden ist, sondern das uns eigentlich immer schon bewusst war, weil wir nicht wissen, wohin mit dem Restmüll.“ Janssen betonte auch, dass die Menschen sich die Frage stellen müssten, was sie den eigenen Kindern und den zukünftigen Generationen überließen.

Neue Konzepte des Wandels seien nötig, so Janssen. Es gelte „nicht nur auszusteigen, sondern umzubauen!“ Die Verminderung der Risiken und die gerechte Verteilung von Ressourcen, beides seien Werte, die eine weltweit agierende Wirtschaft in ihr Umdenken einbeziehen müsse. Gerade auch die Menschen müssten mitgenommen werden, „die hier noch auf Arbeit mit der Kernkraft angewiesen sind. Sie müssen Zugang zu den Chancen haben, die in umweltfreundlicheren Energien liegen und die in ihrer Wirtschaftskraft neue Möglichkeiten bieten.“

Mit dem Pflanzen eines Lutherbaums werde nun auch die Kirchengemeinde Esenshamm Teil des weltumspannenden Projekts, so Bischof Jan Janssen. Im Herbst vergangenen Jahres wurden bereits Lutherbäume in folgenden oldenburgischen Kirchengemeinden gepflanzt: Garrel, Goldenstedt, Neuenburg, Neuende, Sengwarden, Stuhr und Wiefelstede. Durch dieses Projekt wird laut Janssen ein weltweites ökumenisches Netz gespannt. Dies verdeutliche die Verbundenheit, Vernetzung und Versöhnung der Kirchen weltweit.

Mit der Pflanzaktion wurde auch an den ersten evangelischen Ostergottesdienst im Oldenburger Land erinnert. Zu Ostern 1525 predigte Edo Boling in Esenshamm. „Wir sind davon überzeugt, dass die Reformation im Oldenburger Land von Esenshamm ausging“, betonte Gemeindepastorin Bettina Roth. Deshalb sei es für sie keine Frage gewesen, dass auch und insbesondere in Esenshamm ein Lutherbaum gepflanzt werden müsse. Pastorin Roth wünscht sich, dass dieser Baum ein Zeichen für die Freiheit der Christenmenschen werde.

Die Reformation habe Kirche und Theologie positiv verändert, Gottes Gerechtigkeit neu entdeckt und die Freiheit von Christinnen und Christen gestärkt, so Bischof Janssen. Darüber hinaus habe die Reformation die Beteiligung aller an der Gestaltung von Kirche und Gemeinde ermöglicht. „Auch die Kirchengemeinde Esenshamm lebt von dieser Freiheit und davon, dass sich Menschen aktiv einbringen“, sagte der Oldenburger Bischof.

Daher freue er sich, so Janssen, eine Verbindung herzustellen zwischen Wittenberg und Esenshamm, zwischen einem Feldahorn dort und einer Blutbuche hier, wo Christinnen und Christen mit als erste im Oldenburger Land evangelische Predigten im Sinne der Reformation Martin Luthers gehört hätten.

Der Luthergarten in Wittenberg ist als ovaler Garten mit insgesamt 500 Bäumen geplant, die symbolisch für 500 Jahre Reformation (1517 bis 2017) stehen. Das Zentrum des Gartens, den der international renommierte Landschaftsarchitekt Dr. Andreas Kipar (Mailand/Duisburg) entworfen hat, bildet ein Platz in Form der Lutherrose. Dieser Garten gibt der optimistischen Haltung Luthers, die sich in dem ihm zugeschriebenen Zitat vom „Apfelbäumchen“ so anschaulich ausdrückt, konkrete Gestalt.

Am 1. November 2009 wurden die ersten 25 Bäume gepflanzt. Mit dabei war auch der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, der einen Baum für die oldenburgische Kirche gepflanzt hat. Kirchen aus aller Welt sind eingeladen, die Patenschaft für einen der 500 Bäume zu übernehmen und gleichzeitig einen Baum im Bereich ihrer Heimatkirche zu pflanzen.

 

Das Projekt wurde durch den Lutherischen Weltbund (LWB) in Genf (Schweiz) unter Mitwirkung des Deutschen Nationalkomitees (DNK) des LWB und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) initiiert und wird gemeinsam mit der Stadt Wittenberg umgesetzt.

Weitere Informationen zum Lutherbaum finden Sie unter: www.luthergarten.de

Fotos: ELKiO/Dirk-Michael Grötzsch