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Mehr „ökumenische Kooperation gegen jegliche Selbstgenügsamkeit“ forderte Professorin Dr. Ulrike Link-Wieczorek in ihrem Impulsreferat auf dem Zukunftskongress der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. „Gleichgültigkeit ist eine Form der Sünde, sie vergiftet das Leben, das eigene und das der anderen. Wenn schon nicht wegen der konfessionsgemischten Familien, so werden Sie um des Hauptes Jesu Christi willen überlegen müssen, wie in Oldenburg die ökumenische Zusammengehörigkeit der Kirchen stärker sichtbar gemacht werden könnte“, sagte die Professorin vom Fachbereich Systematische Theologie und Religionspädagogik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Das Impulsreferat „Jetzt Dringliches und bleibend Wichtiges: Wozu ist die Kirche gut?“ von Professorin Dr. Ulrike Link-Wieczorek war der erste inhaltliche Beitrag auf dem Zukunftskongress der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, auf dem an diesem Wochenende über 800 Delegierte aus den Gemeinden, Kirchenkreisen, Einrichtungen und Werken der oldenburgischen Kirche sich Gedanken über die zukünftige Ausrichtung der Kirche machen.

Für „eine hörende, fragende, widerständige und feiernde Kirche“ sei es bleibend wichtig, das „eigene Leben als Gottes Gabe wahrnehmen zu lernen“, sagte die Theologie-Professorin. Dabei sei es natürlich schmerzhaft, dass die Gottesdienste „nicht mehr zum selbstverständlichen Rückgrat von Kirche zu zählen scheinen“. Aber es dürfe nicht aufgehört werden, „alles zu versuchen, dass sich das ändert. Es wird überlegt werden müssen, ob auch neue Gottesdienstformen, andere Gottesdienstzeiten und durchaus auch spezifische Gottesdienstgemeinden gestaltet werden können.“ Dieses könnte einen neuen Stil schaffen, der mindestens auf manche Menschen einladender wirkt. Dennoch sei „Kirche mehr als der Sonntags-Gottesdienst.“ Der byzantinische Theologe Johannes Chrysostomos aus dem 4. Jahrhundert, habe davon gesprochen, dass die Kirche zwei Altäre habe: einen in der Kirche und einen in der Welt unter den Armen. „Vielleicht werden Sie heute sogar von drei Altären reden wollen: einen in den Kirchengebäuden der evangelischen Kirche in Oldenburg, einen in der Gesellschaft und einen in der Welt.“

Weiterhin sei es jetzt dringlich, „sich mit den Suchenden auf den Weg machen – für eine Kirche mit Blick für den Rand“, forderte Professorin Ulrike Link-Wieczorek. Kirche sei nicht mehr selbstverständlich und doch mache es Mühe, sich darauf ganz konkret einzustellen. Es müsse eine Kirchenkultur entwickelt werden, die ernsthaft mit den Suchenden rechne. Das sei eine Kultur, „in der sich die Kirchenglieder jeglicher Couleur frei und offen selbst als Suchende ‚outen’, nicht als Gott-Spezialisten, die es nämlich gar nicht gibt. Weniger denn je kann christliche Sozialisation ein einfaches Hineinwachsen und Übernehmen von Haltungen sein, mehr denn je muss sie hindurch durch das Dickicht von Anfragen und versuchter Neugestaltung von Lebenshaltungen hinein in eine selbstverantwortete oder zumindest selbst zumutbare Lebensgestaltung.“

Aus der weltweiten Ökumene könne man lernen, dass sich die Kirchen dort weit mehr zu den Menschen gesandt sehen, die in schwierigen Lebensumständen sind. Außerhalb der Kerngemeinde sei es „als Diakonie, Krankenhausseelorge, kirchliche Entwicklungsarbeit und last but not least: in dem, was mit dem heute so missverständlichen Wort ‚Mission’ gemeint ist“ durchaus vorhanden. Aber auch die Ortsgemeinde sei „Kirche für andere“ und durchaus nicht nur für sich selber da, mahnte die Theologie-Professorin am Ende ihres Vortrags.  

 

Professorin Ulrike Link-Wieczorek während ihres Impulsreferates.
Professorin Ulrike Link-Wieczorek während ihres Impulsreferates.