Borkum (epd). Der Ökumenebeauftragte der Reformierten Kirche in Ungarn, Balázs Ódor, hat von den europäischen Kirchen mehr Einsatz für Gerechtigkeit in Europa gefordert. Sie sollten zum Beispiel die Arbeitsmigration in den Blick nehmen, sagte er bei der Jahreskonferenz der evangelisch-reformierten Diakonie auf der Nordseeinsel Borkum, wie ein Kirchensprecher im Anschluss an die Konferenz am Sonntag mitteilte. In manchen Ländern habe sich bereits der Begriff der Eurowaisen etabliert.

Am östlichen und südlichen Rand Europas wüchsen inzwischen zahlreiche Kinder elternlos auf, da die Eltern in reicheren Ländern arbeiteten, erläuterte er. Auch auf der Ferieninsel Borkum seien solche Arbeitsmigranten tätig. Dies habe langfristige Auswirkungen auf Familiensysteme und bedrohe das gesellschaftliche Gefüge in den Herkunftsländern, warnte Ódor. Er betonte: «Es braucht weiterhin unseren gemeinsamen Einsatz für eine gerechtere, friedliche und dadurch stärkere Zukunft.» Dies müsse für ganz Europa gelten.

Ódor regte an, bei der Zusammenarbeit zwischen die Kirchen in Europa nicht pauschal von Osteuropa zu sprechen. Zu unterschiedlich seien die Identitäten der Menschen zwischen Polen und Ungarn und etwa Kasachstan. Auch die wirtschaftliche Entwicklung in den ehemaligen Staaten des Ostblocks verlaufe ganz unterschiedlich. Partnerschaften zwischen West-, Mittel- und Osteuropa seien essenziell, um soziale Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.

Die Diakonie habe dabei stets eine Brücke bilden können, sagte er. «Diakonie ist nicht nur eine moralische Aufgabe, sondern ein Ausdruck des christlichen Glaubens.» Zur Jahreskonferenz der evangelisch-reformierten Diakonie kamen den Angaben zufolge rund 90 Menschen aus allen Regionen der Evangelisch-reformierten Kirche. Sie stand unter dem biblischen Motto «Liebt einander von Herzen als Brüder und Schwestern». Die Zusammenarbeit mit Osteuropa bildet in der reformierten Diakonie einen Schwerpunkt in diesem Jahr.

Zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören rund 155.000 Mitglieder in 137 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu.