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Eine Ökumene, die sich am Dienen und nicht am Herrschen orientiere, habe alle Chancen, gemeinsam Frieden und Gerechtigkeit in die Welt zu tragen, in die die Kirchen ausgesandt seien, betonte der Oldenburger Bischof Jan Janssen in seiner Fastenpredigt am Sonntagabend, 8. März, im katholischen Dom St. Petrus in Osnabrück. Die Kirchen müssten sich „am Mitleiden“ ausrichten, anstatt Streit untereinander zu führen. Wer so diene, folge dem Menschensohn, der vorangehe. Dies möge das erste Ziel der Ökumene bleiben, so der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in seiner Predigt zum Thema „Nichts als leiden? Was Markus überliefert“ (Markus 10,32-45).

 

Jeden Sonntagabend wird im Osnabrücker Dom eine Vesper gefeiert. In dieses Abendgebet eingebunden war die Fastenpredigt von Bischof Janssen. Dabei betonte dieser, dass es nicht darum gehe, welche Kirche größer sei oder „näher dran“. Vielmehr stelle sich die Frage, „ob da im Reich Gottes wirklich nur zwei Plätze zu vergeben sein werden – und sich in jenem Freiraum Gottes nicht vielmehr ein großer, erstaunlich mehrstimmiger Kreis einfinden wird, aus dem heraus vielfältige Muttersprachen des Glaubens zu hören sein werden wie am Ende zu Pfingsten in Jerusalem?“ Die Reformation, auf deren 500. Geburtstag die Kirchen im Jahr 2017 zusteuerten, habe „nicht einfach auf eine zweite, bessere Kirche abgezielt, sondern auf eine Erneuerung der einen Kirche mit vielen Gliedern, Stimmen, Sprachen, Kulturen, Formen, Ämtern.“

 

Bischof Janssen lud in seiner Fastenpredigt dazu ein, die „Sorge um sich selbst hinter sich zu lassen“. Dies sei „ein Akt der Befreiung, ein Stück reformatio, wie er auch jeder unserer um sich selbst besorgten Kirchen heute gut tun würde“. Es gehe auch darum, „den Blick für die nächste Generation unser Denken und Handeln leiten zu lassen, das gäbe auch der Ökumene neue Frische und Motivation.“

 

Auf das Streben nach den besten Plätzen hin werfe Jesus zusammen mit seinen Jüngern zum Vergleich einen Blick in die Welt: „Dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen“ (Mk 10,42). Dies sei ein nüchterner Blick auf die, „die zu herrschen meinen, die sich zu Herren aufspielen und doch nur so tun können, als ob. Mit Jesu Auferstehen kündigt sich an, wer wahrhaft mächtig ist“, so Bischof Jan Janssen.

 

Janssen, der in Wagenfeld am Dümmer die Grundschule besuchte und aus dieser Zeit noch gute Erinnerungen an das Diepholzer und das Osnabrücker Land hat, ging in seiner Fastenpredigt im Osnabrücker Dom der Frage nach, ob denn in dieser Welt in diesen Tagen nichts als Leiden sei – ein Eindruck, der sich angesichts dessen, was vor allem aus anderen Gegenden der Welt an Nachrichten von Gewalt, Flucht, Armut, Hunger, Krieg und Vertreibung zu hören sei, aufdränge.

 

Er selbst hatte in der vergangenen Woche drei Tage in der libanesischen Hauptstadt Beirut verbracht und dort an einer Tagung des ökumenischen Rates der Kirchen im Mittleren Osten teilgenommen, „wo wir europäischen Gäste schlicht gebeten waren hinzuhören, aufmerksam wahrzunehmen, wie eine ganze Region unter diesem Verdikt zu stehen scheint: Nichts als Leiden!?“, so der Bischof. Und nachdenklich fügte er hinzu: „Es stockt der Atem, wenn im sowieso schon labilen Libanon zu fünf Millionen Einwohnern weit über eine Million Flüchtlinge hinzu drängen – und wir dort gefragt werden: ,Meint ihr wirklich, 200.000 Menschen in Deutschland aufzunehmen, sei zuviel?’.“

 

In der Passions- bzw. Fastenzeit vor Ostern tauschen in Niedersachsen die vier evangelischen Bischöfe und der reformierte Kirchenpräsident mit den drei katholischen Bischöfen über Konfessionsgrenzen hinweg die Kanzeln. Die niedersächsischen leitenden Geistlichen betonen damit, dass sie ökumenisch auf das Reformationsjubiläum und Reformationsgedenken 2017 zugehen wollen. An vier Sonntagen im März halten sie in Kirchen der jeweils anderen Konfession Fastenpredigten.

 

„Gott redet uns an wie Freunde“ ist diese Reihe innerhalb der katholischen Diözesen überschrieben – ganz im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils, mit dem die katholische Kirche einen wesentlichen Schritt zur Öffnung wagte. Dem ökumenischen Gedanken entsprechend beschlossen die zahlreichen Gläubigen am Sonntagabend im Osnabrücker Dom denn auch die Vesper mit dem Vaterunser und einem Gebet für die Einheit der Kirche. „Zerbrich die Mauern, die uns trennen“, heißt es darin hoffungsfroh.

 

Bereits am 1. März hatte Weihbischof Heinrich Timmerevers in der St. Lamberti-Kirche in Oldenburg über den Evangelisten Markus und Wendepunkte des Lebens gepredigt.

 

Die Kanzeltausch-Termine in Niedersachsen umfassen:

Am 1. März 2015:
- Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) um 18 Uhr in der Stadtkirche Bückeburg (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe)
- Landesbischof Dr. Christoph Meyns (Braunschweig) um 18 Uhr im Dom zu Hildesheim (Bistum Hildesheim)
- Weihbischof Heinrich Timmerevers um 17 Uhr in der St. Lamberti Kirche in Oldenburg (Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg)

 

Am 8. März 2015 predigen:
- Bischof Jan Janssen um 17.30 Uhr im Dom St. Petrus in Osnabrück (Bistum Osnabrück)
- Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (Schaumburg-Lippe) um 18 Uhr im Dom zu Hildesheim (Bistum Hildesheim)
- Bischof Norbert Trelle (Hildesheim) um 17 Uhr im Dom St. Blasii in Braunschweig (Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig)

 

Am 15. März 2015 predigt:
- Kirchenpräsident Dr. Martin Heimbucher (Evangelisch-reformierte Kirche) um 17 Uhr in St. Josef in Lohne (Offizialat Oldenburg)

 

Am 22. März 2015 predigen:
- Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) um 17 Uhr in der St. Georgs Kirche in Weener (Evangelisch-reformierte Kirche)
- Landesbischof Ralf Meister (Hannover) um 17.30 Uhr im Dom St. Petrus in Osnabrück (Bistum Osnabrück)
- Bischof Norbert Trelle (Hildesheim) um 18 Uhr in der Marktkirche St. Georgii et Jacobi Hannover (Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers)

Bischof Jan Janssen predigte im Osnabrücker Dom. Alle Fotos: ELKiO/Kerstin Balks
Bischof Jan Janssen predigte im Osnabrücker Dom. Alle Fotos: ELKiO/Kerstin Balks