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Am 12. Juni 2001 begeht Oberkirchenrat i. R. Prof. Dr. Rolf Schäfer seinen 70. Geburtstag. Schäfer war von 1971 bis zu seiner Pensionierung 1994 theologisches Mitglied des Oberkirchenrats, seit 1981 zugleich Stellvertreter des Bischofs. Der Jubilar machte sich bereits früh durch seine wissenschaftliche Arbeit zu theologie-historischen Themen, zu systematisch-theologischen Fragestellungen und zu Problemen kirchlicher Praxis einen Namen. Als Höhepunkt seines landesgeschichtlichen Forschungsschwerpunktes gab er 1999 in Zusammenarbeit mit Joachim Kuropka, Reinhard Rittner und Heinrich Schmidt eine umfangreiche 'Oldenburgische Kirchengeschichte' heraus, die sich als 'Renner' erwies und inzwischen nur noch in Restexemplaren zu erwerben ist.

 

Rolf Schäfer wurde am 12. Juni 1931 in Stuttgart geboren. Sein Theologiestudium in Tübingen, Göttingen und zuletzt Zürich schloss er dort 1959 mit einer Dissertation über 'Christologie und Sittlichkeit in Melanchthons frühen Loci' ab. Nach seinem Vikariat war Schäfer von 1960-64 Repetent am Tübinger Stift. 1967 wurde er mit einer Arbeit über 'Ritschl – Grundlinien eines  fast verschollenen dogmatischen Systems' an der Universität Tübingen für das Fach Systematische Theologie habilitiert. Von 1964-71 war Schäfer württembergischer Pfarrer in Täbingen bei Balingen. Gleichzeitig war Schäfer kontinuierlich in der akademischen Lehre tätig. Seine Lehrverpflichtungen an der Universität Tübingen nahm er auch nach seinem Eintritt in die Oldenburgische Kirchenleitung weiterhin wahr.

 

Festschrift für OKR i.R. Prof. Dr. Rolf Schäfer zum 70. Geburtstag

 

„Wissenschaftliche Theologie und Kirchenleitung:Beiträge zur Geschichte einer spannungsreichen Beziehung“

ist der Titel einer Festschrift, die Oberkirchenrat i.R. Prof. Dr. Rolf Schäfer aus Anlaß seines 70. Geburtstages am 12. Juni 2001 erhalten hat. Das Buch ist im Verlag Mohr Siebeck in Tübingen (ISBN 3-16-147625-5) erschienen und kostet 158 DM. Das Verhältnis von wissenschaftlicher Theologie und Kirchenleitung ist in den letzten Jahrzehnten häufig unter systematischen und praktisch-theologischen Gesichtspunkten erörtert worden. Das Buch gibt in zehn exemplarischen Beiträgen einen Überblick über die Geschichte dieser an Spannungen und Auseinandersetzungen reichen Beziehung von der frühen Christenheit bis ins 20. Jahrhundert. Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt in der Neuzeit. Nach einer einleitenden Skizze, die von der Alten Kirche ins Mittelalter führt, leitet eine Studie über das Bild des Bischofs in norddeutschen Chroniken des Spätmittelalters zur Reformation über. Am Beispiel der lutherischen Reformation werden Beziehungen von Theologie und Gemeindeaufbau dargestellt. Dem konfessionellen Zeitalter sind Beiträge über Theologie unter der obrigkeitlichen Cura Religionis Christianae und über Tendenzen im frühneuzeitlichen Katholizismus gewidmet. Der Konflikt zwischen Pietismus und Aufklärung wird an der Vertreibung Christian Wolffs aus Preußen 1723 dargestellt. In der Analyse von Friedrich Schleiermachers ‚Praktischer Theologie‘ wird die Lehre dieses bedeutendsten evangelischen Theologen seit der Reformation vom Kirchenregiment herausgearbeitet. Eine Betrachtung der preußischen Landeskirche im 19. Jahrhundert macht vielfältige Konflikte zwischen Theologie und Kirchenleitung deutlich. Beziehungen zwischen Theologie, recht und Politik im Ringen mit dem Nationalsozialismus werden an Reichsgerichtsrat Wilhelm Flor aufgezeigt, während im letzten Beitrag die Bedeutung von Erfahrungen mit dem Totalitarismus des 20. Jahrhunderts im deutschen Katholizismus untersucht wird.

 

Der Band ist Prof. Dr. Rolf Schäfer zum 70. Geburtstag gewidmet, der in seinem jahrzehntelangen Wirken als Systematischer Theologe an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen und als Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg wissenschaftliche Theologie und Kirchenleitung miteinander verbunden hat.

 

Neben einer Bibliographie von Rolf Schäfer sind an dem Buch auch die Mitautoren der „Oldenburgischen Kirchengeschichte“ beteiligt.

Heinrich Schmidt: 

Bischof und Kirche im Spiegel norddeutscher Bischofschroniken des späten Mittelalters;

Reinhard Rittner: Wilhelm Flor (1882-1938) – Anwalt für Kirche und Recht;

Joachim Kuropka: Invocatio Die im 20. Jahrhundert. Totalitäre Erfahrung und Grundfragen des Gemeinschaftslebens.