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„Ich freue mich, dass wir unsere Christian-Vater-Orgel wieder haben“, begrüßte Pastor Dr. Tim Unger seine Gemeinde am Pfingstsonntag, 8. Juni, in der St.-Johannes-Kirche in Wiefelstede. Dass die Orgel fehlte, sei während der dreijährigen Restaurierung deutlich geworden, auch wenn eine Orgel als Leihgabe der Kirchengemeinde Brake zur musikalischen Unterstützung vorhanden war.

 

Gespannt wartete die Kirchengemeinde auf die ersten Töne. „Jetzt geht’s los, das erste Mal hören wir die Orgel“, war aus den Reihen der Kirchenältesten zu hören. Die restaurierte Orgel stand im Mittelpunkt des „Kantatengottesdienstes zur Wiederingebrauchnahme der restaurierten Christian-Vater-Orgel“, gespielt von Thomas Meyer-Bauer. Der Kirchenmusiker und Orgelsachverständige sagt zu dem Klang der Orgel: „Es gibt keinen Vergleich zu vorher“, dieser Unterschied nach der Restaurierung sei so stark und daher nicht vergleichbar.

 

Auch Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk legt zu Beginn ihrer Predigt ihr Augenmerk auf die Orgel. Ein entspanntes Fest sei das dritte, große christliche Fest nach Weihnachten und Ostern, da käme die Wiederingebrauchnahme dieser wunderbaren Orgel gerade recht. „Ein Grund zu festlicher Freude – ein Bild – ein Gegenstand, Grund zur Dankbarkeit über das, was entstanden ist – auch wenn es für manche Menschen angesichts des Elends dieser Welt Fragen aufwirft. Viele Menschen hier in Wiefelstede und darüber hinaus haben sich gefreut, gehofft, gebangt – nun ist das Ziel erreicht. Pfingsten 2014 wird nun sicher als ein ganz besonderes Fest eingehen in die Geschichte der Kirchengemeinde.“

 

Diese Orgel verkündige mit ihren Tönen, mit ihrem Klang das Evangelium auf ihre Weise. Das Verkündigen des Evangeliums in dieser Kirche sei mit diesem Instrument wieder vielfältiger geworden. „Herzlichen Glückwunsch!“ In ihrer Predigt stellte die Oberkirchenrätin Pfingsten als das Fest der Befreiung, des Verstehens und der Gemeinschaft in den Fokus.

 

Die Kirchenbesucherinnen und -besucher waren berührt von den Worten, Gebeten und natürlich der Musik der Barockorgel. Eine Besonderheit war die musikalische Darbietung (Dieterich Bixtehude: Singet dem Herrn BuxWV 98 für Sopran, Violine und Basso continuo) von Julia Kirchner (Sopran), Raphaëlle Pacault (Violine), Ophira Zakai, Theorbe; Felix Görg (Viola da Gamba) und Natalie Pfeiffer (Orgel continuo). Dies war ein Vorgeschmack auf ein Orgel- und Kammerkonzert am Nachmittag.

 

Hier finden Sie den Wortlaut der Predigt von Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk.

 

Kosten und Feedback
Die Einweihung der Barockorgel habe mit dem Pfingstwochenende nicht unmittelbar zu tun, erklärte Pastor Dr. Unger. Das habe sich ergeben, nachdem die geplante Einweihung Ende 2013 habe verschoben werden müssen. Dies hing mit der Innenrestauration der St.-Johannes-Kirche zusammen. Die erforderte, dass ein Teil der Orgel dafür aufgestellt sein musste.

 

Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 610.000 Euro, von denen etwa 400.000 Euro aus Stiftungen finanziert würden, so Pastor Unger. Allein knapp 30.000 Euro stellte die Kirchbaustiftung der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg zur Verfügung, die auch die Restaurierung des Altars mit weiteren 7.000 Euro unterstützte. Den Rest trügen die Kirchengemeinde und die politischen Gemeinden. Die genaue Abrechnung sei noch offen, so Unger.

 

Noch fehlten drei Register, die im Juli 2014 intoniert würden. Doch sei jetzt schon von Experten zu hören, dass die Barockorgel ein Referenzprojekt in Raum Nord-West-Europa sei, betonte Pastor Dr. Unger. „Wir freuen uns auf viele Konzerte und Projekte.“

 

Wiefelsteder Christian-Vater-Orgel
Christian Vater (1679 bis 1756) baute die Orgel in der St. Johannes-Kirche in Wiefelstede, er war ein berühmter Schüler Arp Schnitgers.

 

Der hannoversche Orgelbauer und Hoforganist Christian Vater errichtete die zweimanualige Dorforgel mit Pedal von 1729 bis 1731. Der Bau dieser Orgel war durch die Schenkung eines reichen Majors möglich geworden. Dieser stiftete Geld, wurde dafür in der Kirche beigesetzt und sein Degen, seine Fahne und sein Wappen in der Kirche aufgehängt. Nachdem die Orgel fertiggestellt worden war, musste sie wegen der Landestrauer um den dänischen König ein ganzes Jahr schweigen.

 

Im 19. Jahrhundert wurden sieben Register durch neue romantische Register ersetzt, die die Vorstellungen der Zeit besser trafen. 1935 und 1982 wurde die Orgel durch die Firma Führer (WHV) restauriert und die ursprüngliche Disposition wiederhergestellt.

 

Es ist eine der bedeutendsten Barockorgeln der Welt, sie besitzt die meisten originalen Pfeifen. Noch heute sind zwei Drittel der Orgel original von 1731. Die Orgel wurde 2006 zum Landeskulturdenkmal ernannt.

 

Restauriert wurde die Wiefelsteder Orgel in den letzten Jahren in der Orgelwerkstatt Henk van Eeken in Herwijnen (Niederlande). Im Juli 2011 fand eine Andacht in Wiefelstede zur Verabschiedung statt, kurz darauf folgte der Abbau und Transport in die Niederlande. Die Restauration in den Niederlanden konnte seitdem online verfolgt werden.

 

Am 6. Dezember 2013 war es endlich soweit: die Orgel kam Teil für Teil in die Wiefelsteder St. Johannes-Kirche zurück.

 

Der Höhepunkt: am Pfingstsonntag wurde die Barockorgel wieder in Gebrauch genommen.

 

Ein Beitrag von Bärbel Romey.

Die Christian-Vater-Orgel in der St. Johannes-Kirche in Wiefelstede. Fotos: ELKiO/Bärbel Romey
Die Kirchengemeinde wartet auf die ersten Klänge der Barockorgel.
Pastor Dr. Tim Unger begrüßt die Festgemeinde.
Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk predigte am Pfingstsonntag in Wiefelstede.
Musiker während des Gottesdienstes vor der Orgel auf der Empore.
Organist Thomas Meyer-Bauer zeigt, wo die drei fehlenden Register eingesetzt werden.