Die kirchliche Notfallseelsorge in Delmenhorst hat ihren Wirkungsbereich erweitert. Nachdem sie bisher nur für häusliche Notfälle zuständig war, kommt sie nun auch bei außerhäuslichen Notfällen wie Unfällen zum Einsatz. Sie kooperiert jetzt mit ausgebildeten Kräften des DRK und der Johanniter, die ins Notfallseelsorgeteam aufgenommen wurden. Die kirchliche Notfallseelsorge ist 365 Tage im Jahr von 7 und 23 Uhr im Einsatz und bietet Menschen erste Hilfe für die Seele. Sie sind da, wenn Menschen Nähe brauchen.
Zurzeit arbeitet die kirchliche Notfallseelsorge in Delmenhorst wir mit fünf ehrenamtlichen Fachkräften des DRK und der Johanniter und neun aus dem kirchlichen Bereich zusammen. Jeweils zwei Kräfte haben Wochendienste. Es arbeiten sechs Pastorinnen und Pastoren und ein Pastoralreferent der kath. Kirche mit sowie zwei Ehrenamtliche mit kirchlichem Hintergrund. Außerdem kann auf ein Netz von Pfarrerinnen und Pfarrer zurückgegriffen werden, die die Notfallseelsorge im Bereich ihrer Gemeinden unterstützen und auf die als Anschlusshilfen weiterverwiesen wird.
Alle haben in einer 80-stündigen Ausbildung dieselben Inhalte gelernt. Kirchliche Notfallseelsorgende sind genauso wie die Hilfsdienste geschult in Einsatztaktik – wissen also, wie sie sich an Einsatzorten verhalten müssen und welches die Ansprechpartner von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei vor Ort sind.
„Unser häufigster Einsatz ist bei einem Tod im häuslichen oder öffentlichen Bereich oder nach einem Suizid“, so Pfarrer Udo Dreyer, Koordinator der Notfallseelsorge im Kirchenkreis Delmenhorst/Oldenburg Land. Die Rettungskräfte müssten nach ihrem Einsatz meistens schnell wieder weg. Die Seelsorger übernehmen dann, sie haben eine Überbrückungsfunktion. Weitere Einsatzgründe seien die Überbringung einer Todesnachricht zusammen mit der Polizei, schwere Verkehrsunfälle auch im Bahnbereich sowie im Zusammenhang mit Tötungs- und Gewaltdelikten.
Kirchliche Mitarbeitende sind von ihrem Beruf her besonders in Abschiedsritualen geschult, die angeboten und auf Wunsch gehalten werden. Wichtig sei, dass die Notfallseelsorge nicht konfessionsgebunden ihren Dienst tue, so Dreyer. Sie sei mit demselben Engagement genauso für die da, die keiner Kirche oder einer anderen Religion oder Kulturkreis angehörten.
Ganz besonders liege der Notfallseelsorge eine gute Kooperation und Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr Delmenhorst am Herzen. „Krisen kennen Köpfe“ – das sei eine wichtiger Satz in der Notfallseelsorge-Arbeit, so Dreyer. So habe sich die Notfallseelsorge kürzlich mit Feuerwehrkräften und Polizei zum Grillen und Kennenlernen in Hasbergen getroffen.
Immer zwei aus dem Seelsorger-Team haben Dienst, berichtet Dreyer. Jeder trage einen Funkempfänger, von 7 bis 23 Uhr sind sie alarmierbar. Im vergangenen Jahr hatte das Notfallseelsorge-Team 28 Einsätze in der Stadt Delmenhorst, in diesem Jahr bislang nur zehn. Das könne aber noch zunehmen. Eine besondere Herausforderung sei die Sprachenvielfalt in der Stadt, berichtet Dreyer. Daher werde versucht, Sprachmittler zur Verständigung, aber auch zur besseren Umgang mit der Kultur und Religion der zu Betreuenden dazuzuholen.
„Die Sensibilität für die Notfallseelsorge wächst“, erzählt Dreyer. Dafür musste er aber auch etwas tun: Bei vielen Einsätzen seien sie vor wenigen Jahren noch nicht gerufen worden, obwohl es sich angeboten hätte. Das sei jetzt anders. Die Rettungskräfte seien auch froh, dass noch jemand bei den Angehörigen bleibt, wenn sie gehen müssen.
Die Gruppe wurde im Jahr 2013 gegründet, damals als Hausnotfallseelsorge. Nun folgte die Erweiterung des Tätigkeitsfeldes. In Deutschland gibt es Notfallseelsorge seit dem tragischen ICE-Unglück in Eschede im Jahr 1998, als 101 Menschen ums Leben kamen. Da habe sich gezeigt, dass Betroffene auch „Erste Hilfe für die Seele“ brauchen. Man könne das auch „stabile Seitenlage für die Seele“ nennen, betonte Pfarrer Udo Dreyer.
Mitmachen kann grundsätzlich jeder. Menschen aus verwandten Berufen, dem sozialen Bereich oder dem Rettungsdienst, sind zwar gerne gesehen. Aber es gibt auch Menschen aus anderen Jobs, die das gut können – und ein 80-stündiger Lehrgang ist ohnehin Pflicht.